Mein bester Freund,mein wahrhaftigster Zeuge: wie Ihr Körper vom Gestern erzählt

Er weiss, was dir gut tut und was nicht.

Keiner kennt dich so wie er.

Er folgt dir treu auf Schritt und Tritt.

Er vergisst nicht.

Er leistet unfassbar viel für dich.

So einen Freund hätten sie gern an Ihrer Seite? Sie haben Ihn schon: Ihren Körper!  Ihr Körper macht all das ein Leben lang: da er jedoch auch die Gefühle und Wahrheiten zu schwierigen Familiensitutionen erzählt, bezeugt und erinnert, steht er in belasteten Familien leicht in der feindlichen Ecke: der Körper wird kurzerhand zum Verräter erklärt, gerade da wo Fassaden aufgebaut werden. Kinder aus belasteten, tabuisierenden Familiensystemen verinnerlichen diese Sicht irgendwann: sie beäugen ihren eigenen Körper kritisch, misstrauisch, vertrauen ihm nicht… Die inzwischen verstorbene Tanztherapeutin Trude Schoop nannte den Körper in diesem Sinne eine „Klatschbase“.Und der Körper kann auch dann noch,vielleicht zum ersten Mal erzählen, wenn das Belastende lange vorbei ist. Wenn der Koerper sehr lange unerhoert bleibt, Körper und Seele nicht mehr weiterwissen, kann das in Krankheit münden: auch als Spätfolge im Erwachsenenalter.

Wie man doch noch gut Freund mit dem Körper werden kann, zeigt Hanne Seemann in ihrem lesenswerten Buch.

Und was hilft mir heute, fragen Sie sich zurecht,gerade jetzt in der Coronakrise,in der mein Koerper unter Stress steht,dauerangespannt ist?…wie würden Sie einen alten verletzten Freund behandeln? Vielleicht pflegen, zuhoeren,streicheln, verstehen, was ihm wiederfuhr, trösten?…Seien Sie heute gut zu Ihrem Freund, dem Körper…fragen Sie ihn nach seinen Wuenschen…das kann Ihre heutige CoronaKrisenKreativChallenge sein:denn gerade jetzt,wo andere ferner ruecken muessen,koennen wir uns selbst naeher kommen.Einen schoenen Tag wuenscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Wo Kränkung regiert, ist Krankheit nicht weit: Wie Kränkung das Leben belasteter Familien bestimmt und wie rettende Wege hinausführen

Zum heutigen Blogbeitrag animierte mich ein hörenswerter Vortrag von Prof. Reinhard Haller, Psychiater und Psychotherapeut aus Österreich. Er spricht zum Thema „Die Macht der Kränkung“. Haller beschäftigt sich mit Kränkungen im allgemeinen und mir scheint die Brücke in die belastete Familie sinnvoll. Ich halte dieses Thema für belastete Familien und ihre (erwachsenen) Kinder für besonders bedeutungsvoll, denn: Wenn wir uns belasteten Familien nähern, so ist ihnen ein Merkmal in der Regel gemein: alle Familienmitglieder haben schlimme Kränkungen erlitten. Die Art der Kränkung mag sich unterscheiden, auch die Symptome und Folgen ebenso wie der Umgang: gemeinsam in der familiären Dynamik ist meist die Tabuisierung, hier werden  Kränkungen totgeschwiegen, werden nicht aufgearbeitet, sondern auf andere Weise, den Betroffenen meist selbst nicht bewusst, ausagiert… und in unguter Weise drohen Auswirkungen so von den Eltern an die Kinder und nachfolgende Generationen weitergegeben zu werden. Aus Kindern, die Kränkungen erfahren, werden leicht Eltern, die meist unabsichtlich, ihre Kinder neuerlich kränken. Fehlende Liebe während des Aufwachsens sowie fehlende positive Resonanzen (Petzold, Rosa etc.) erzeugen Kränkungen und Gekränktsein: aus Gekränkten drohen Kränker zu werden. Teils wird in der gesamten Gesellschaft eine Zunahme narzistischer Tendenzen beschrieben, denen oftmals massive Kränkungen zugrunde liegen

Die familiäre Anhäufung dieser Phänomene tut, besonders bleibt sie unbearbeitet, niemandem gut: Ein krankmachender Teufelskreis entsteht. Über das Ausmaß der Kränkung sind Teile der Familie, wie es der Wortsinn schon andeutet, erkrankt: nicht nur die Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie (Schubert u.a.) zeigt uns  in jüngster Zeit eindrucksvolle Zusammenhänge zwischen  Beleidigungen, Demütigungen, Mobbing, frühen Traumatisierungen und Krankheiten, für die sich keine körperlichen Ursachen finden lassen.

Fassen wir Kränkung als Teil eines Tanzes zwischen schwierigen Eltern und Kindern (Geiser-Heinrichs/Barnowski-Geiser 2017), als Teil einer spezifischen Interaktion (Haller) auf, dann scheint es wichtig, die Beziehung und das Gesamtsystem  im Auge zu haben, also systemisch zu schauen, um Änderung und Hilfe möglich werden zu lassen. Zentral für Betroffene auf Ihrem Weg zur Heilung der Kränkung scheint:

  • Zulassen, dass es Kränkungen gab und gibt (im AWOKADO-KOnzept als Würdigung der Belastung beschrieben)
  • betrauern dürfen
  • einen eigenen Standpunkt, eine neue Haltung, zu den Kränkungen finden (in verstrickten Familien meist nicht ohne Außenstehende zu schaffen)
  • die entstandenen Wunden pflegen ( auch Trost annehmen, insbesondere außerhalb des familiären Systems), statt sich weiter in Selbstverletzung, Selbst-Quälen und Selbst-Beschimpfen zu ergeben.

Prof. Hallers Vortrag in der Reihe fürs Leben lernen der Arbeiterkammer AT finden sie augenblicklich in der Teleakademie des Alpha-TVs oder auf youtube

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche

IHre

Waltraut Barnowski-Geiser

Schwierige Kindheit – als Erwachsener krank?Wie unser Körper vom Gestern erzählt

Er weiss alles, was dir gut tut und was nicht.

Keiner kennt dich so wie er.

Er folgt dir treu auf Schritt und Tritt.

Er vergisst nicht.

Er leistet unfassbar viel für dich.

So einen Freund hätten sie gern an Ihrer Seite? Sie haben Ihn schon: Ihren Körper.   Ihr Körper macht all das ein Leben lang: da er jedoch auch die Gefühle und Wahrheiten zu schwierigen Familiensitutionen erzählt, bezeugt und erinnert steht er in belasteten Familien leicht in der feindlichen Ecke: der Körper wird kurzerhand zum Verräter erklärt, wo Fassaden aufgebaut werden. Kinder aus belasteten, tabuisierenden Familiensystemen verinnerlichen diese Sicht irgendwann: sie beäugen ihren eigenen Körper kritisch, misstrauisch, glauben ihm nicht… Die inzwischen verstorbene Tanztherapeutin Trude Schoop beschrieb den Körper in diesem Sinne als eine „Klatschbase“: und der Körper kann auch dann noch zum ersten Mal erzählen, wenn das Belastende lange vorbei ist. Wenn Körper und Seele nicht mehr weiterwissen, kann das in Krankheit münden: auch als Spätfolge im Erwachsenenalter…Mehr dazu in einem lesenswerten Artikel der Sueddeutschen Zeitung

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/vernachlaessigung-spurenharter-kindheit-1.2056976

Wie man doch noch gut Freund mit dem Körper werden kann, zeigt Hanne Seemann in ihrem lesenswerten Buch.

Und was hilft nun heute, fragen Sie sich zurecht…wie würden Sie einen alten verletzten Freund behandeln? Pflegen, verstehen, was ihm wiederfuhr, trösten…Seien Sie gut zu Ihrem Freund, dem Körper…eine gute Woche

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

 

„Spinn ich?“Körpersprache für Kindheitsbelastete/ Teil 2

Ich bin Zeit meines Lebens krank gewesen und habe  mich auch so gefühlt. Stimmige Diagnosen gab es kaum – meine trinkende Mutter habe ich überall verschwiegen. Das war mir sehr peinlich. Ich war ein Glanzkind, das zu strahlen hatte für meine Eltern. Erst als ich nicht mehr schlafen konnte und mich permanent übergab, bemerkte ich, dass mein Körper nicht mehr mitspielt. Dann fragte ich mich: Spinn ich? Bin ich wirklich krank oder bin ich verrückt?“ (Frau N., 35 Jahre) (zit. nach Barnowski-Geiser/2009: Hören, was niemand sieht)

Für Menschen mit Kindheitsbelastungen sind  eigene Erkrankungen oftmals besonders belastend, geraten sie doch durch Krankheit zusätzlich in eine enorme Schuldverstrickung. Wie entsteht diese ungute innere Verstrickung: Erst mit etwa 12 Jahren nehmen Kinder Schmerzen nicht mehr als etwas von außen Kommendes wahr, sondern identifizieren diese als körperliche Empfindung. „Bis dahin können Kinder Krankheit als Bestrafung für eigenes Fehlverhalten erleben und sogar Krankheitssymptome verschweigen, weil sie sich deswegen schuldig fühlen.“ (Plahl/Koch-Temming 2005, S.114) Wird dieser Mechanismus nicht aufgelöst, so kann der Vorgang, sich die Schuld für die eigene Erkrankung zuzuweisen, auch im Erwachsenenalter wirkmächtig bleiben.Es handelt sich somit im unguten Fall einerseits um einen innerpsychischen Vorgang, andererseits um eine familiäre Dynamik. Dies gilt besonders in Familien, in denen Eltern erkrankt sind sind und  für Erkrankungen, die wenig greifbar scheinen oder in die „psychosomatische Ecke“ abgetan werden.

We Wenn alles Alarm schreit: das Vegetativum als Sprachrohr

Wie wir schon in anderen Ausführungen  sehen konnten, ist das Stressniveau von Menschen mit belastenden Kindheitserfahrungen teils chronisch erhöht. Besonders stressanfällig zeigt sich das vegetative Nervensystem, das bei außergewöhnlichen Beanspruchungen eine besondere Beziehung zum Schmerz aufrechterhält. Alarmreaktionen führen zur Energetisierung der Steuerungssysteme. Wie bei Schreck und Schocksituationen wird das limbische System aktiviert und zum Sympathikusnerv geleitet. Jede Alarmreaktion erfordert höchste Aufmerksamkeit. „Wenn die Belastungen jedoch zu stark sind oder zu lange andauern, wird das Vegetativum in seinen regulativen Fähigkeiten überfordert und seine psychophysiologischen Funktionen entgleisen.“ (Seemann 1998, S.37) Betroffene bemerken Fehlreaktionen im Entstehen eines Symptoms. ,,Ein solches Symptom jedoch hat nur die Funktion aufmerksam zu machen und zu warnen und ist noch keine psychosomatische Störung im eigentlichen Sinn. Wenn allerdings solche Symptome nicht bemerkt oder nicht wichtig genommen werden, so können daraus funktionelle Befindlichkeitsstörungen entstehen, die ein Gefühl von Kranksein hervorrufen, ohne dass eine Krankheit zu diagnostizieren wäre.“ (Seemann 1998, S.37)

Unter psychosomatischen Rhythmusstörungen zeigen sich etwa bei Erwachsenen aus Suchtfamilien besonders  Anspannungsstörungen und vegetative Entgleisungen. Erwachsene Betroffene zeigten zum Teil chronische Erschöpfungssyndrome, insbesondere dann, wenn in selbst gegründeten familiären Systemen weitere Belastungsfaktoren wie chronische Erkrankungen von Kindern, Partnern auftrat oder auch weitere Suchtbelastungen . Klagen von Klienten über ihre Leiden sind eher selten- erst wenn die körperliche Situation zugespitzt und nicht mehr zu übergehen  war. Eine Aufgabe in der therapeutischen Arbeit ist zu lernen, sich dem Körper überhaupt zuzuwenden und ihn nicht nur als verräterischen Feind zu betrachten. „Abschließend können wir sagen, dass das vegetative Nervensystem ein potentes, kraftvolles und intelligentes Funktionssystem ist, das seine Regulationsaufgaben autonom erfüllen kann – vorausgesetzt, die Umgebungsbedingungen sind nicht über zu lange Zeiten zu belastend und vorausgesetzt, wir stören es nicht durch uneinsichtiges Verhalten oder schockieren es massiv.“ (Seemann 1998, S.63) Da für Betroffene diese „Einsicht“ oftmals  im Bereich des familiären Tabus liegt, stellt eine „Zusammenarbeit“ mit dem Körper eine entsorechend  schwere Herausforderung dar. Bezeichnenderweise treten viele Störungen erst nach den Extrembelastungen auf, etwa wenn die Gefahr der schleichenden oder akuten Suchtbelastung vorüber ist: Offenbar sind die Verarbeitungssysteme Betroffene in der Lage, zunächst den existentiell bedrohlichen Ereignissen den „Vorrang“ zu lassen

Bleibt Krankheit über längere Zeit unerhört, kann das nachhaltig negative Folgen haben: Die Folge sei gewöhnlich eine gesteigerte Suche nach persönlicher oder medizinischer Betreuung oder Zuwendung: eigentlich sollten die mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Problem in Zusammenhang stehenden Schmerzen schwerwiegend genug sein, um im medizinischen Kontext ernst genommen zu werden. (Seemann 1998) In der Kooperation mit Ärzten zeigte sich, dass aus medizinischer Sicht noch wenig auf Kinder in belastenden Umständen geschaut wird, erst recht , wenn diese lange zurückliegt – so gilt für betroffene Kinder und erwachsene betroffene Erkrankte durchaus in abgewandelter Form, was Hanne Seemann in ihrer Arbeit mit Schmerzpatienten über die ‚Versorgungslandschaft Psychosomatik’ konstatiert: „Auf allen Wegweisern kann man lesen, wo es nicht hingeht. Kein Organbefund, keine Erklärung, wie es emotionale Belastungen und Konflikte anstellen, Schmerzen hervorzubringen, kein Verständnis oder zumindest Anerkennung für das Leiden und die innere Beteiligung der Betroffenen, ihr Umherirren in der medizinischen Angebotslandschaft und ihren Wunsch, doch noch einen Ort zu finden, wo anerkannt wird, dass sie nicht nur Schmerzen darbieten bzw. über solche klagen, sondern dass die Schmerzen haben.“ (Seemann 1998, S.14) Eindrucksvoll schildert Hanne Seemann, wie Funktionsstörungen eine Sprache des Körpers darstellen, die Bedeutung hat und Sinn macht – belastete Kinder und Erwachsenen sprechen indirekt über den Körper aus, was sie nicht sagen dürfen – sie sind oft angewiesen auf andere Menschen außerhalb Ihrer Familie, die ihre Körper-Sprache hören und verstehen können und sie mit ihnen kleinschrittig erlernen. Bleibt dies aus, droht die Weitergabe der krankmachenden Mechanismen in die nächste Generation. Die Epigenetische Forschung liefert hier erschreckend eindrucksvolle Belege: sogar die Gene der Kinder traumatisiserter Mütter zeigen sich verändert.

 

Eine etwas andere Fremdsprache erlernen: Von der Weisheit der Körpersprache

„Mein Körper spinnt, der macht einfach nicht mit mehr mit. Der macht, was er will!“ Herr I., 29 Jahre)

„Ich hasse meinen Körper, alles würde wunderbar funktionieren, aber er macht mir alles kaputt! – Ich will ihn nicht spüren.“ (Frau N., 34 Jahre)

zitiert nach Barnowski-Geiser ( 2009) Hören, was niemand sieht. Semnos

Menschen mit Kindheitsbelastungen erleben ihren Körper oftmals als fremd, als von ihnen getrennt, eigenständig, abgelöst von ihrem sonstigen Sein: der Körper erscheint teilweise förmlich widerständig zu ihrem geplanten Handeln. Da möchte jemand immer noch mehr der an ihn gestellten Aufgaben schaffen und der Körper versagt die Funktion: Sehausfälle, Konzentrationsstörungen, bis hin zu Zusammenbrüchen häufen sich. Wenn für diese und andere Symptome keine organische Ursache auszumachen ist, lohnt es sich, „Körpersprache“ zu lernen. Oft im Nachhinein, wenn wir begreifen können, sehen wir, dass der Körper offenbar über eine höhere Weisheit, ein tieferes Bewusstsein oder Intelligenz verfügt, die uns noch nicht zugänglich war. Meist wird der Körper von Betroffenen erst dann wahrgenommen, wenn er in seiner Funktion gestört ist: Somit wird, wenn wir es leibtherapeutisch betrachten, der „Leib, der ich bin“ zum „Körper, den ich habe“. (Fuchs 2000) Während der gesunde Körper im Hintergrund als selbstverständliche und selbstvergessene Existenz nicht beachtet wird, rückt der kranke Körper als von uns losgelöstes Feindbild in den Blick: als außerhalb der eigenen Person liegendes Problemfeld. Der leibtherapeutisch orientierte Psychiater Professor Thomas Fuchs fasst Krankheit als gestörte Harmonie auf, die mit einer Entfremdung, einer „Partikularisierung“ innerhalb der Leiblichkeit einhergehe (Fuchs 2000).

Wenn etwas im Leben nicht rund läuft, wenn etwas sehr belastend ist oder in der Vergangenheit war, dann ist es manchmal der Körper, der dies als erstes ausdrückt.Gedankt wird dieses Überbringen dem Körper meist nicht, eher wird „der Überbringer der Nachricht geköpft.“ Zumindest rückt oftmals der Körper, einem Verräter gleich, in die Ecke unserer Feinde: Er bedroht uns, schreit Dinge, die wir nicht hören wollen. „Die Seele atmet durch den Körper und Leiden findet im Fleisch statt, egal ob es in der Haut oder in der Vorstellung beginnt.“ (Damasio 1997, S.19) Im Umkehrschluss heisst Verbindung zum Körper somit Integration, „ihn als Teil der eigenen Innenwelt anzuerkennen und ihn nicht nur als ein Ding, als einen Gegenstand, einen biologischen Organismus, also als Teil der Außenwelt (was der Körper natürlich auch ist), zu behandeln.“ (Seemann 1998, S.17)

Es ist für Menschen mit Kindheitsbelastungen besonders bedeutsam und lohnenswert, den Körper nicht losgelöst vom Fühlen und Denken zu sehen. Nehmen wir hinzu, dass viele Menschen unter unausgesprochenen Tabus in ihren Familien leiden, erscheint es als eine wunderbare Leistung, dass der Körper gerade das Unaussprechliche auf seine Weise  zur Sprache bringen –. Wir müssen oft sehr mühsam seine Sprache erlernen – Körpersprache ist für viele Kindheitsbelastete eine Fremdsprache, deren Erlernen dringend angezeigt ist.

Neurowissenschaftler zeigen einen engen Zusammenhang zwischen Körper und Bewusstsein. Sie finden Belege, „dass der Körper, wie er im Gehirn repräsentiert ist, möglicherweise das unentbehrliche Bezugssystem für neuronale Prozesse bildet, die wir als Bewusstsein erleben: „dass unser eigener Organismus und nicht irgendeine absolute äußere Realität den Orientierungsrahmen abgibt für die Konstruktion, die wir von unserer Umgebung anfertigen, und für die Konstruktion der allgegenwärtigen Subjektivität, die wesentlicher Bestandteil unserer Erfahrungen ist; dass sich unsere erhabensten Gedanken und größten Taten, unsere höchsten Freuden und tiefsten Verzweiflungen den Körper als Maßstab nehmen.“ (Damasio 1997, S.17)

Es kann sich lohnen, Ihrem Körper und seiner inneren Weisheit Raum zu geben. Machen Sie ab sofort mindestens einmal in der Woche (besser jeden Tag) einen Körpertreff: Nehmen Sie ein paar Atemzüge und lassen Sie dann Zeit, dass sich der Körper bei Ihnen melden kann…laden Sie Ihren Körper als Gesprächspartner zu sich ein …oder mit einem Körperteil, dass etwas erzählen kann…Fragen Sie Ihren Körper, was ihm zuviel und zu wenig ist…was er braucht, um gut zu arbeiten…

Klingt fremd? Nur Mut, probieren Sie es aus!Meist erhalten wir spannende, manchmal unbequeme Antworten vom Körperfreund…

Eine sonnige Woche wünscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Bücher

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Dein Körper: Ratgeber und Zeuge

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                                                                     copyright: Barnowski-Geiser
Viele Menschen suchen Rat: bei anderen Menschen, bei Gurus und Heilern, in Seminaren und Retreats, bei Coaches und Therapeuten, in Ratgeberbüchern, Fachzeitschriften… Die Liste scheint unendlich. Gerade, wenn die Kindheit Belastendes enthielt, ist vielen der Zugang zu einem wichtigen und zuverlässigen Ratgeber jedoch abhanden gekommen: zu ihrem Körper! Der Körper, der sie schon viele Jahre sehr weise begleitet.
Wenn man Menschen mit Kindheitsbelastung über ihren Körper befragt, etwa, was ihr Körper „möchte“, sind sie zunächst irritiert. Manche antworten dann, was sie denken, was ihr Körper fühlen sollte. Der unmittelbare Zugang zur Weisheit des Körpers ist dann lange Zeit, oft seit Kindheitstagen, gekappt. Im Körper liegen jedoch die Wegweiser und Quellen zu uns selbst bereit: sie müssen erhört werden. Oftmals erfährt der Körper erst dann Zuwendung, wenn massive Krankheiten aufgetreten sind oder wenn Schmerzen und Symptome auftreten, für die es keine körperlichen Erklärungen zu geben scheint. Wir können kaum „ganz“, „gesund“ oder „heil“ werden ohne unseren Körper.
Warum fällt Menschen mit Kindheitsbelastungen der Kontakt mit ihrem eigenen Körper oftmals so schwer? Der Körper vergisst nicht. In der leiborientierten Therapie sprechen wir auch vom Leibgedächtnis. Für Menschen mit belastenden Kindheitserfahrungen ist der Körper oftmals zu etwas Bedrohlichem, geworden, fast zu einem Feind, erzählt er doch das Schmerzliche, Schlimmes: das Herz raste immer wieder vor Angst, die Muskeln spannten sich ins Unermessliche nach und vor Verletzungen. Der Körper ist ein wahrhaftiger Zeuge aus der Kindheit. Deshalb sind viele belastete Menschen verständlicherweise vor ihrem eigenen Körper auf der Flucht. Bloß nicht mehr spüren müssen, was im Körper tobt. Das ist ein kräftezehrendes Unterfangen. Ein neuer Zugang muss gefunden werden: der Körper als Quelle von guten Erfahrungen, von Freude und Liebe. Menschen mit belasteter Kindheit müssen sich diesen Zugang zu den körperlichen Kraft-und Heilungsquellen wieder erarbeiten.

Der Körper ist eine „unerhörte Klatschbase!“, Tanztherapeutin Trude Schoop(1981):…komm und tanz mit mir!Ein Versuch, den psychotischen Menschen durch die Elmente des Tanzes zu helfen.

„Jedes Leben ist voller Illusionen, wohl weil uns die Wahrheit als unerträglich erscheint. Und doch ist uns die Wahrheit so unentbehrlich, dass wir ihren Verlust mit schweren Erkrankungen bezahlen.“  Alice Miller (1997): Das Drama des begabten Kindes. Eine Um-und Fortschreibung, S.11

„Körper scheinen das Ungesagte verdeckt zur Sprache zu bringen.“ Barnowski-Geiser (2009): Hören, was niemand sieht, S.158

Kreativ-Coaching Verbinde dich mit deinem Körper

Sie möchten diesen Zugang aktivieren? Versuchen Sie mit Liebe und Geduld erste Schritte: Nehmen Sie sich ab heute regelmäßig 5 Minuten Zeit, in denen sie nach einigen Atemzügen nur in ihren Körper hineinspüren. Nichts ändern müssen, nur sein lassen und den Körper von unten nach oben wahrnehmen, so wie er jetzt gerade ist. Seien Sie achtsam: wo fühlt es sich im Körper angenehm für Sie an? Verbinden Sie sich mit dieser Stelle… Fragen Sie Ihren Körper, was sie gerade jetzt Gutes für ihn tun können. Lassen Sie seine Antworten zu, auch wenn Sie nicht zu Ihrem erdachten Plan passen…nur 5 Minuten.
Wenn das Üben für Sie unangenehm ist, schauen Sie, was Ihnen den Zugang und das Üben erleichtern kann…gibt es Musik, die Ihnen hilft? Möchten sie beim Üben eher gehen als Liegen. Seien Sie kreativ in der Bewusstheit, dass Sie sich und Ihrem Körper die Zeit geben, die Sie eben brauchen. Wenn der bewusste Zugang zum Körper viele Jahre oder Jahrzehnte nicht möglich war, ist er jetzt nicht auf Knopfdruck „einfach da“… vielleicht tauschen Sie sich darüber mit einem vertrauten Menschen aus!

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche,
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser

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