Unterschätzt und übersehen: die Stärken der Suchtkinder und die Stärkenfresserspirale

Kinder aus hochbelasteten Familien, wie etwa aus Suchtfamilien, entwickeln auch besondere Stärken: sozial-emotional oft hochkompetent, mit Managerqualitäten höchster Güte ausgestattet, Durchhaltemeisterinnen, Einfühlungsexperten für Stimmungen und Atmosphären etc ( vgl. Barnowski-Geiser/Buch Vater, Mutter, Sucht). Das wurde die längste Zeit (sogar in Forschungsaktivitäten jüngerer Zeit) sträflich übersehen. Diese Stärken zeichnen die betroffenen Kinder in besonderer Weise aus; sie sind ihnen jedoch meist selbst wenig bewusst. Da sie für Ihre besonderen Leistungen und ihren Einsatz für andere in ihren Familien kaum Anerkennung erhielten, sogar eher zum Sündenbock gestempelt wurden, ist ihnen der Zugang zu ihren Stärken oft verwehrt: sie übersehen diese als Erwachsene so, wie sie es im Kindesalter durch die eigenen Eltern erfahren haben. Die betroffenen Kinder geraten in eine Stärkenfresserspirale. In der elterlichen Scham über das eigene Unvermögen, elterliche Fürsorge angemessen und dauerhaft anzubieten, sondern diese viel zu früh an das Kind delegiert zu haben, fällt die alltägliche Höchstleistung des Kindes unter den Tisch. Es beginnt eine Negativspirale in einer verquer anmutenden familiären Dynamik: es gibt demnach Keine (Sucht)-Erkrankung, kein elterliches Versagen, kein Leiden und folglich keine besondere Leistungen der Kinder. Über Jahrzehnte gelebt, wird diese Spirale Teil der Selbstzuschreibung der Kinder: das erwachsene Suchtkind leistet und leistet, gibt und gibt, und bewertet das in vertrauter Manier der Herkunftsfamilie: „Ich habe doch gar nichts gemacht!“ Kommen dann noch entsprechende PartnerInnen, ArbeitskollegInnen oder Chefs dazu, wiederholt sich die Stärkenfresserspirale allzu ungut. Die Stärkenfresserspirale tritt auch bei anderen elterlichen Erkrankungen auf, die mit Tabusisierung einhergehen ( z.B. elterliche psychische Erkrankung, elterliche Traumatisierung etc.)

Überlegen Sie: Was nährt Ihren Stärkenfresser und wie und wodurch könnte er sich zur Ruhe setzten?

Wo und durch wen wird Ihr Engagement gewürdigt?

Wann und wie können Sie es selbst würdigen?

Eine gute Zeit und interessante Erkenntnisse wünscht herzlich

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Wie werden aus unglücklichen Kindern glückliche Hundertjährige?

Wie ich 107 wurde/Film BR

Wie werden aus unglücklichen Kindern glückliche Hundertjährige…Wenn wir diese Frage beantworten könnten, wären wir ein gutes Stück weiter. Anna Lang, (Portrait BR Wie ich 107 wurde) mag als ein leuchtendes Beispiel gelten. Wie und warum Ihr ihr Lebensprojekt nach äußerst schwierigen Kindheitsbedingungen so großartig gelungen ist, damit habe ich mich in meinen Beiträgen für die Stiftung „Zu-Wendung für Kinder“ beschäftigt…und möchte Ihnen auf diesem Wege, passend zur adventlichen Stimmung, Mut und Zuversicht schicken.

„Sie hat mich angenommen…das hat das Herz gefüllt“, sagt Anna über ihre Großmutter…

Es gibt sie manchmal, diese Momente, in denen man nach dem Anschauen eines Filmbeitrags beglückt und berührt aufsteht, hoffnungsvoller und zuversichtlicher in die Zukunft schaut als zuvor und die Protagonistin am liebsten in den Arm nehmen würde. Ein solcher Beitrag ist Regisseurin Susanne Brantl in einer Produktion der Reihe Lebenslinien des Bayrischen Rundfunks mit der Biografie „Wie ich 107 wurde“ über das Leben der Anna Lang gelungen. Ein Mutmacher per se, insbesondere für Eltern und mit der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen Befassten.

Stiftung fürkinder, Barnowski-Geiser: Unglückliche Kinder-glückliche Hundertjährige

Lesen Sie hier meinen Beitrag für die Stiftung Zu-Wendung für Kinder Unglückliche Kinder- glückliche Hundertjährige und die Filmkritik (Der unbewusste Treuevertrag hat einen hohen Preis). Diese beiden Beiträge sind aufgrund einer Filmempfehlung der Stiftung Zu-Wendung für Kinder entstanden. Auf der Seite der Stiftung finden Sie viele wertvolle Anregungen und Artikel zur Stärkung der Eltern-Kind-Bindung sowie Fachinfos rund um die frühe Kindheit auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Bindungsforschung.

Einen guten Start in diese so besondere Adventszeit sendet Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Angst, meine Kindheit,Corona und ich

Angst ist in diesen Krisentagen weit verbreitet. Sehen wir Angst zunächst als  ein Gefühl, das primär unserem Schutz dient. Ausprägung und Stärke der Angst, der Umgang mit der CoronaKrise und ihren Folgen, ist individuell. Bei jedem Menschen fallen Krisen und die damit auftretenden Ängste auf einen biografischen Boden: jede/r hat Unterschiedliches erlebt und auf unterschiedliche Weise bewältigt. Was wir in unserem Leben erfahren haben und unser Umgang damit, bestimmt, wie wir auf neue Situationen zugehen. Unser Umgang mit der aktuellen Corona-Krise ist bestimmt durch vorhergehende Krisenerfahrungen. Menschen mit frühen und dauerhaften belastenden Erfahrungen in ihren Familien sind somit geprägt: sie entwickeln teils große Ängste, wenn Situationen unkontrollierbar erscheinen und sie auf deren Verlauf offensichtlich keinen Einfluss haben. Zugleich haben belastete Kinder auch besondere Stärken und Copings entwickelt, die sie im Jetzt unterstützen können- die Zugänge zu diesen Krisenhelfern sind ihnen teils abhanden gekommen, in Vergessenheit geraten oder unter ängstlicher Erstarrung verschütt gegangen.

Was Krisen, Stress, Gefühle und das Gehirn miteinander zu tun haben

Die schlechte Nachricht, die Ihnen als Betroffene sicher bereits bekannt ist, vorab: Kinder, die dauerhaft Krisen  ihrer belasteten Familien ausgesetzt sind, können massive Folgen davontragen; diese Folgen sind teils messbar an ihrem Serum-Cortisolspiegel und in Hirnstrukturen,  können sie doch neuronale Strukturen des Hippocampus, der Amygdala sowie des Corpus Callosum zerstören. Verursacht werden zum Teil organisch begründbare Regulationsstörungen, später auch komplexe Störungen von Lernen, Emotionen und Verhalten (Trost 2003). Auch wenn dieser Zusammenhang von neuronaler Schädigung für betroffene Kinder in quantitativen Untersuchungen noch nicht hinreichend untersucht ist, muss vermutet werden, dass Gehirne von Kindern aus belasteten Familien durch das emotionale Klima ihrer Familien stark geprägt sind. Es steht zu befürchten, dass lang andauernde wiederholte Belastungen der familiären Umwelt neuronal entsprechend verankert werden und diese‚ emotionalen Straßen’ auch dann aufgesucht werden, wenn es nicht mehr von Nöten ist. Dies zeigte sich bei denjenigen erwachsenen Personen, die bis ins hohe Alter keine Auflösung des familiären Tabus erfahren hatten, bei denen sich etwa Suchtbelastung durch etliche Jahrzehnte zog und auch im Erwachsenenalter lebensbestimmend blieb. Es scheint in diesem Fall schwer zu sein, eingefahrene Hirnstraßen zu verlassen (etwa die der Angst und Ohnmacht) und neue Straßen (Freude,Hoffnung etc.) zu befahren. Damit kann ein wesentlicher Faktor zur Orientierung in der Welt durch das familiäre Erleben maßgeblich negativ beeinflusst werden.

Vererbt durch die Generationen?

Sogar genetisch scheinen diese Erfahrungen Spuren zu hinterlassen (In jüngerer Zeit wurde an Mäusen nachgewiesen, dass die Gene bei Nachkommen traumatisierter Mütter in Mitleidenschaft gezogen waren; sie zeigten sich als weniger Stressresistent und verzweifelter in eigenen Krisensituationen). „Muss ich das auch noch wissen?“, denken Sie nun vielleicht,“ das ist doch nur traurig. Ich finde, ja, sie sollten das wissen, um sich selbst ein Stück besser zu verstehen und sich in Ihrem „So-Sein“ annehmen und nicht noch zusätzlich abwerten, als „Weichei, Mimose, Versager“. Erst, wenn wir verstehen, warum wir wurden, wie wir sind, können wir besser neue Krisen bewältigen, einen Zugang zu unserer wahren Identität bekommen: im anderen Falle, wenn wir Altes unerkannt abspalten, drohen wir uns selbst fremd zu bleiben und in alten, ungünstigen Krisencopings ( zum Beispiel dem Erstarren) feststecken zu bleiben. Angst ist ein Signalgeber, im besten Fall Wachrüttler.

Hirne sind nutzungsabhängig: warum Kinder mit familiärer Belastung leicht ängstlich werden

Schauen wir weiter aus neurowissenschaftlicher Perspektive. Versuchte Erklärungen müssen im Angesicht der hochkomplizierten  Vorgänge in unseren Hirnen unverschämte Vereinfachungen bleiben…versuchen wir dennoch eine Annäherung: Außenwelt hinterlässt Spuren in der Innenwelt. Neurologisch spricht man hierbei von inneren Repräsentationen der Außenwelt. Auch die Repräsentationen unserer Gefühlswelt (neurowissenschaftlichen Untersuchungen u.a. von Braun, Spitzer) spiegeln  erlebte Erfahrungen. Unsere Gefühlswelt ist erlernt, vor allem in sozialer Erfahrung. Befinden, Stimmungen und Gefühle sind bei Kindern aus belasteten Familien stark in Mitleidenschaft gezogen. Kinder lernen etwa: „Wenn Papa trinkt, gibt es Ärger für mich!“ Wird diese Erfahrung wiederholt gemacht, wird diese Erfahrung auch neuronal verschaltet: sie bildet eine Hirnspur. Je öfter diese Erfahrung gemacht werden, umso tiefer gräbt sich diese Spur im Hirn ein, sprich: Kinder entwickeln Ängste ( eine Hirnautobahn „Angst“) und weitere mit diesem Erleben verbundene Gefühle werden nutzungsabhängig verschaltet. Aus dem Kind, das in einer Szene Angst hat, wird bei dauerhafter Wiederholung, leicht ein überängstliches Kind: insbesondere dann, wenn, wie oft in tabuisierenden Familien, das Gefühl des Kindes nicht benannt und besprochen werden darf, das Kind folglich keine angemessene Unterstützung in Form von Trost oder Halt erfährt.

Kindheit prägt unser Erleben als Erwachsene

Das Befinden Betroffener wird durch dieses kindliche Krisenerleben geprägt, das Gehirn entsprechend gebaut – auch als Erwachsene, wenn das Elternhaus längst verlassen wurde, sind diese grundlegenden Verschaltungen angelegt. Es ist also nachvollziehbar, dass ein in der Kindheit entsprechend „verschalteter“ Erwachsener, der die Spur Angst zu einer regelrechten Autobahn im Kopf entwickelt hat (Formulierung in Anlehnung an Hüther), auch als Erwachsener schnell auf eben dieser Autobahn landet. Denkweisen, Selbstbild, Körpererfahrung usw. sind neuronal verschaltet: sie bilden ein Erlebens- Panorama im Jetzt, das im familiären System erlernt wurde.

Denken wir die vorangestellten Forschungen für Erwachsene aus belasteten Familien weiter, so wird deutlich:

  • es besteht ein Zusammenhang zwischen emotionalen Belastungen in Kindheitstagen und emotionaler Befindlichkeit im Erwachsenenalter
  • es besteht ein Zusammenhang von wiederholten stressenden Kindheitserfahrungen und chronischen/schweren Erkrankungen im Erwachsenenalter.

Eine große Belastung der Lebensqualität von Menschen mit belasteter Kindheit erscheint  evident. Somit stellt die aktuelle Corona-Krise neben medizinisch-alltäglichen Überlegungen insbesondere Menschen mit Kindheitsbelastungen vor große psychische Herausforderungen – .

„Help…I need somebody“

Fasst man die vorab geschilderten Forschungsergebnisse zusammen, so sind die Belastungen und Folgen bei Kindheitsbelastungen hoch einzustufen. Und dennoch eine gute Nachricht aus der Forschung:  es gibt Stärkendes! Widerstandskräfte, die uns schützen, sogenannte Resilienzen. Resilienzen sind also das, was uns stark macht.  Resilienzen sorgen dafür, dass viele Menschen mit Kindheitsbelastungen eben auch nicht erkranken. Eine bedeutsame stabile Beziehung im Umfeld eines aufwachsenden Kindes ist eine solch hochwirksame Resilienz. Sind Erkrankungen vorhanden, zeigten sich etwa Meditation und soziale Anbindung als hochwirksam. Vernetzen und andere Menschen mit ins Boot Holen zeigt in allen Lebensphasen Wirkung. Nervensystem und Immunsystem können einander verständigen, dies können wir für uns nutzen. Decartes Dualismus hat lange Medizin bestimmt. Aber neuere Forschungen überprüfen, wie Gehirn und Immunsystem zusammenhängen und es wird deutlich: sie sind in ständigem Austausch. Ein gestresstes Gehirn beeinflusst das Immunsystem, somit gilt auch die Umkehrung: ein entspanntes Gehirn entlastet den Körper. Körper und Geist sind eine Einheit, was ganzheitliche, integrative, leiborientierte, kreative und komplementär-Medizin für Betroffene auf den Plan ruft. Basis bildet weiterhin die Schulmedizin. Gute Erfolge ließen sich auch durch kognitive Umstrukturierung erzielen, also problematische, dysfunktionale Gedanken, etwa durch einen anderen Gedanken zu ersetzen ( wie es in einigen Religionen und Philosophien auch seit Jahrtausenden gelehrt wird)…  Selbstheilung können Sie aktiv unterstützen. Sogar ein EEG kann signifikant verändert werden. Sie können durch Ihre Lebens-und Denkweise Einfluss nehmen.

Ein wichtiger Faktor: eine soziale Umgebung, ein Feld der Hoffnung (gerade dürfen wir auf einen Impfstoff hoffen) und Zuwendung (teils Liebe genannt), im Idealfall im eigenen Zuhause. Der Satz: „Ich kann gesund werden!“, oder: „Ich kann meine Kindheitswunden überwinden!“ gehört zur hochwirksamen Einstellung, die Veränderung und damit Wege aus der erstarrten Angst möglich werden läßt. Hilfe für Betroffene muss individuell erfolgen, spezifisch zugeschnitten sein: sie benötigt mindestens einen wohlwollenden Anderen. Immer sollte sie Anregung zur Selbsttätigkeit beinhalten (hierzu auch das AWOKADO-Selbsthilfe-Programm in Vater, Mutter, Sucht 2015 und Meine schwierige Mutter 2017).

Das hilft
Glauben wir den Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie, so helfen Krisenkindern bei der schwierigen Bewältigung vor allem: Optimismus, stabile Sozialkontakte, ein  Alltag mit guten Erfahrungen sowie körperliche Nähe.

Der in der Kapitelüberschrift verwendete Oldie der Beatles bringt auf den Punkt, was wir Kindheitsbelastungen, Stimmungs-und Befindlichkeitstörungen entgegensetzen können: Hilfe suchen und annehmen, die Verbindung und Zuwendung von anderen, nahestehenden Menschen…die entstehende Überlastung im Beruf würdigen und zunehmend mehr Menschen müssen sich eingestehen, dass längst nicht mehr alles schaffbar ist, bestimmt nicht alles wir früher, perfekt laufen kann- nur, so gut es eben geht.  Vielleicht schreiben Sie anderen hier, indem Sie die Kommentarfunktion nutzen, wie Sie es gerade schaffen trotz Corona-Krise, vielleicht trotz Ihrer Angst – ich freue mich, von Ihnen zu lesen.

Bleiben Sie gesund und behalten Sie bei aller nötigen Hygiene vor allem auch Ihre Seele im Blick,

bis ganz bald

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Auch verdammt stark: von den uebersehenen Stärken der Suchtkinder.

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Kinder aus Suchtfamilien, und das wurde die längste Zeit (sogar in Forschungsaktivitäten jüngerer Zeit) sträflich übersehen, entwickeln auch besondere Stärken. Diese Stärken zeichnen die betroffenen Kinder in besonderer Weise aus; sie sind ihnen jedoch meist selbst wenig bewusst. Da sie für Ihre besonderen Leistungen in ihren Familien kaum Anerkennung erhielten, sogar eher zum Sündenbock gestempelt wurden, ist ihnen der Zugang zu ihren Stärken oft verwehrt: sie übersehen diese als Erwachsene so, wie sie es im Kindesalter durch die eigenen Eltern erfahren haben. Die betroffenen Kinder (auch Kinder psychisch und anders schwer belasteter Eltern) geraten in eine Tabu-Stärkenfresserspirale. In der elterlichen Scham über das eigene Unvermögen, elterliche Fürsorge angemessen und dauerhaft anzubieten, sondern diese viel zu früh an das Kind delegiert zu haben, fällt die alltägliche Höchstleistung des Kindes unter den Tisch. Es beginnt eine Negativspirale in einer verquer anmutenden familiären Dynamik: es wird so getan,als gaebe  keine (Sucht)-Erkrankung, kein elterliches Versagen, kein Leiden der Kinder und folglich keine besondere Leistungen der Kinder. Über Jahrzehnte gelebt, wird diese Spirale Teil der Selbstzuschreibung der Kinder: das erwachsene Suchtkind leistet und leistet, und bewertet das in vertrauter Manier: „Ich habe doch gar nichts gemacht!“ Kommen dann noch entsprechende Partner, Arbeitskollegen oder Chefs dazu, wiederholt sich die Tabu-Stärkenfresserspirale allzu ungut.Die Tabu-Stärkenfresserspirale tritt auch bei anderen elterlichen Erkranungen

auf, die mit Tabusisierung einhergehen ( z.B. elterliche psychische Erkrankung, elterliche Traumatisierung etc.).

Vielleicht wagen Sie heute einen Blick auf Ihre Staerken,auch wenn das vielleicht ungewohnt erscheint.Welche besondere Staerke mussten Sie beinahe zwangslaeufig entwickeln…welche war Ihnen schon on die Wiege gelegt?

Eine gute Zeit in diesen sonnigen Spaetsommertagen wuenscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Selbstfürsorge- die Challenge für Krisenkinder

Krisen passieren. Sie treffen Menschen unterschiedlich: wie Krisen verarbeitet werden, hängt vom individuellen Erleben ab. Jeder Mensch trägt biografische Spuren in sich; auf diesen begangenen Boden fällt das Krisenereignis und wird dementsprechend bewertet.

Wie gehen Sie mit Krisen um?
Die Coronakrise passiert vielen Menschen auf der ganzen Welt sie trifft dort auf sehr unterschiedliche Vorbedingungen ( vor allem auch Bedingungen des Gesundheits-und Sozialsystems) und auf individuelle Geschichte. Erwachsene aus belasteten Familien haben in der Regel viele Krisen in der Familie erlebt. Wie gut sie diese überstanden haben, hängt von ihren Widerstandskräften ( auch Resilienz) genannt und ihren besonderen Verletzlichkeiten (als Vulnerabilität in der Fachsprache Bezeichnet) ab. Sind in den Krisenzeiten tiefe Verletzungen entstanden ( Traumata sogar), dann springen die Symptome aus den alten Zeiten leicht bei neuen Krisen wieder an: d.h., das Herzrasen, das Erstarren, das Nicht-mehr-zur-Ruhe-KOmmen etc, scheint grundlos aufzutreten: gerade zu Beginn der Coronakrise fühlten sich viele Betroffene in einem eigentümlichen Taumel, einem Schwebezustand zwischen Wirklichkeit und Traum. „Das kann doch nicht wahr sein“ und „Wielange dauert das denn noch? waren oft zu hörende Fragen.

Krisentypologien und Phasen
Parallelen zwischen der aktuellen Coronakrise und Kindheitsbelastungen sind augenfällig. Jetzt scheint diese Covid-Krisensituation Normalität zu werden, so geht es auch vielen Menschen in suchtbelasteten Familien: die elterliche Sucht/Krankheit ist immer da, aber sie muss in den HIntergrund gedrängt werden, um ein Funktionieren zu ermöglichen. Dieses Funktionieren am Krisenrand kostet Kraft, deutlich mehr Kraft als Zeiten ohne Krisenbelastung, chronifiziert über Jahre und Jahrzehnte wird es verzehrend: und jeder und jede fühlt sich unterschiedlich stark belastet. Mit der Suchtproblematik verbindet die Coronakrise viel: auch hier weiß man nicht, wann es wieder aufhört, ob es in der eigenen Region ,im eigenen Körper begonnen wird und selbst die Phasen der nachlassenden Ansteckung können das „Vor der nächsten Krise“ bedeuten.
IN meinen Untersuchungen zur Krisenbelastung fand ich folgende Typologien der Alkoholbelastung, die sich teils auch auf die Coronakrise übertragen lassen:

Schleichende Krisenbelastung:
Man weiß nichts Genaues, „vielleicht ist es gar kein schlimmes Virus“

Dauerhafte Krisenbelastung /Menschen beginnen, mit der Belastung zu leben
Tabuisierte Krisenbelastung /“Es ist doch gar nichts“
Partielle Enttabuisierung ( insbes. bei Suchterkrankungen, die Familienmitglieder beginnen über die Suchtbelastung zu sprechen)
Enttabuisierung und öffentlich Werden
(Die Familie sucht Verbündete im Außen)

Mehrfachbelastung/Mehrfachabhängigkeit (Mehrere Belastungen sind gleichzeitig zu tragen)

Lösungsbelastung (die Belastung und erlittene Wunden wirken nach, oft Jahre)

Es kann wichtig für Sie sein, festzustellen, in welcher Krisensituation Sie sich gerade befinden: vielleicht in der dauerhaften Coronabelastung und der Lösungsbelastung der zurückliegenden Kindheitsbeschwernisse? Dann ist das ein dickes Paket, aber wichtig ist nun auch die Frage: was hat Sie eigentlich immer durchgetragen, worauf konnten Sie sich bei sich selbst doch schlußendlich immer verlassen? Oder die Kindheitsbelastung dauert bis ins Heute und andere Krisen kamen immer wieder erschwerend hinzu? Wahrscheinlich sind Sie, auch wenn es sich nicht so anfühlt, Meister und Meisterinnen der Krisenbewältigung – wichtig jedoch, dass Sie sich selbst wieder in den Blick bekommen und auch kleinste Spielräume nutzen, etwas für sich selbst zu tun. Selbstfürsorge scheint mir dafür ein pasendes Wort.

Passen Sie auf sich auf,
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser

…und nie ist es genug-Sysiphosfamilien

Unsere Herkunft prägt unsere Zukunft. Unsere Herkunftsfamilie prägt, wer wir sind…und noch vielmehr, wer wir zu sein glauben. Als die- oder derjenige wir im familiären System unserer Kindheit gehandelt wurden, sehen wir uns oft noch im hohen Erwachsenenalter: Sündenbock, Sonnenschein, Versager, Hexe…die Rollen, die zugeschrieben werden, sind ebenso vielfältig wie oftmals überhaupt nicht auf das betreffende Kind zutreffend ( s.a. Barnowski-Geiser/Vater, Mutter, Sucht und Wegscheider). Und diese einmal erfolgten Rollenzuschreibungen und ihre Übernahmen halten sich doch hartnäckig: starre Rollenübernahmen und Zuweisungen wirken in desolaten Familiensystemen offenbar Halt gebend: für die Kinder sind sie oftmals das einzig Aufmerksamkeit versprechende Korsett.

Gerade besonders belastete Eltern haben oftmals Mühe,  ein gelingendes Leben zu führen:  tragisch naheliegend, diese schwierige Aufgabe nun an die Kinder weiterzugeben, zu delegieren..und bei weiterem Nichtgelingen des elterlichen Lebens  Versagen und Schuld teils unreflektiert  an die Kinder zu geben. Unbewusst meist, ohne Worte, als stummer Vorwurf. Den Eltern ein gutes Leben zu ermöglichen…für diese Aufgabe rackern viele dieser Kinder ihr Leben lang, bis zur Selbstaufgabe, unermüdlich, tragischerweise erfolglos meist: Belastete Eltern seien oftmals wie ein Fass ohne Boden, nimmersatt und nie zufrieden,  so beschreiben es betroffene Kinder. Sie geben hinein und hinein und das Angebotene scheint durch die Eltern wundersam hindurchzufallen, ohne je auf einen fruchtbaren Boden zu fallen, verschluckt im Nichts…die süchtige Mutter bleibt süchtig und unzufrieden, der depressive Vater bleibt in Depression und in seinem Weltschmerz, trotz aller großen Anstrengung: aussichtslos! Gerade, weil so vieles eigentlich eine elterliche Aufgabe wäre, die ungetan bleibt, wird das Geschehene in einen Tarnmantel aus Scham gehüllt. Das erwachsen gewordene Kind spürt, wenn die elterliche Beziehung in der bekannten Weise bestehen bleibt, kaum Veränderung: es ist und bleibt nie genug! Aus diesem wiederholt erlebten Nicht-Genügen ( und der Anklang an die Zeugnisnote ungenügend ist nicht zufällig) wird leicht persönliches Versagen, ein chronisches „Ich genüge nicht!“.  Diese existenzielle Erfahrung drohen Betroffene zu generalisieren, sie übertragen sie auf weitere Bereiche, auf ihre Arbeit etwa oder ihre Partnerschaften und nahen Beziehungen.  Mit weitreichend negativen Folgen: erfolglose Anstrengung erschöpft, Dauerfrustration kann in eigene Erkrankung führen (Forschungen belegen das hohe Risiko der betroffenen Kinder).

     Vielleicht finden Sie sich in diesen Beschreibungen wieder? Dann machen Sie den heutigen Tag doch zum ersten Tag Ihres neuen Lebens: Schauen Sie mit offenem und klaren Blick, würdigen Sie, was Sie an Einsatz geleistet haben…und lassen es nun dort, wo es nicht gewürdigt werden kann oder wird, genug sein.Vielleicht stimmt auch für Sie die Aussage: Ich habe sehr viel gegeben, aber leider waren meine Eltern nicht in der Lage, das zu würdigen oder anzunehmen...Sie können eines ab jetzt anders machen: in Ihrer inneren Bewertung und Zuschreibung. Mit dem verstorbenen Roger Willemsen ( Wer wir waren) mag ich Sie einladen, Ihre Gegenwart aus der Zukunftsperspektive zu betrachten…und aktiv zu ändern.

„Erspare ich mir die müßige Frage danach, wie wir wohl künftig sein werden, und nutze die Zukunft vielmehr als die Perspektive meiner Betrachtung der Gegenwart, dann werde ich nicht mehr fragen, wer wir sind, sondern wer wir gewesen sein werden. Nachzeitig werde ich schauen, aus der Perspektive dessen, der sich seiner Zukunft berauben will, weil sie ihn schauert, im Vorauslaufen zurückblickend, um sich so besser  erkennen zu können, und zwar in den Blicken derer, die man enttäuscht haben wird.“ ( Willemsen, S.24f)

   Willemsen hat treffende Worte gefunden, um gesellschaftliche Entwicklungen zu charakterisieren; manche Perspektive scheint wertvoll im Kontext der belasteten Familie,gerade auch zu Coronazeiten… „Nichtwissen im Wissen zu behaupten; nicht gewusst zu haben werden, während man doch wusste.“ ( S.10)

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Wissen für sich nutzen können.

Eine gute Woche wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Den Himmel sehen…auch in der Krise

Die Krise rund um das Corona-Virus dauert an. Nun sind wir schon ein ganzes Stück des Weges hier im Blog gemeinsam gegangen.

Nehmen Sie sich doch einen Augenblick Zeit und gehen Sie der augenblicklichen Krise im Außen nach… überlegen, wann Sie die Corona-Krise eigentlich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen haben?

Wann fing das Thema Corona an, in Ihrem Leben Bedeutung zu bekommen?

Was hat sie eingeschränkt, vielleicht sogar massiv, und was haben Sie vielleicht auch neu dazugewonnen?

Was hat Sie durch die Krisentage getragen?

Menschen mit schweren Kindheitstbelastungen sind in der Regel zwangsläufig KrisenbewältigungsmeisterInnen geworden. Mich interessiert seit vielen Jahrzehnten, was genau Menschen hilft, mit schweren familiären Krisen umzugehen… und wie es dennoch möglich wird, ein befriedigendes oder gar glückliches Leben zu führen. Dazu habe ich über ein Jahrzehnt Menschen befragt und anschließend analysiert, welche Bausteine sie gefunden hatten, um ihr Leben gelingen zu lassen. Einige dieser Interviews, die ich mit kreativen Methoden geführt habe, in den nächsten Tagen hier in Kurzfassung. Die Befragten waren eingeladen, die Zeit vor der Therapie, das Jetzt und ihre Zukunft in Bildern, Klängen oder Bewegungen darzustellen. Heute Frau H, zum Zeitpunkt der Befragung 37 Jahre alt und Tochter eines chronischen Alkoholikers

Vor der Therapie: „Hexenkessel

„Ich bin in einem inneren Hexenkessel gefangen, nichts aus mir darf hinaus. Ich habe Ängste und weiß nicht mehr weiter. Ich habe die Orientierung für mein Leben verloren.“

Jetzt:  „Himmel sehen

„Ich sehe die Dinge klar und habe wieder einen Blick für die Weite. Ich sehe den Himmel über mir und verspüre Lebensfreude.“

Zukunft „In Balance“

„Ich möchte noch ausgeglichener werden und  nicht mehr abhängig von meinen Stimmungen, vielleicht noch unabhängiger von meinen Beziehungen.“

Hilfreich:

„Ich habe in der Therapie zum ersten Mal Wertschätzung und Würdigung erfahren und mich dadurch getraut, wahrzunehmen, was in mir brodelt. Die Würdigung in der Therapie hat mich geöffnet und mir eine neue Orientierung gegeben.“

(zit. Barnowski-Geiser, 2009. Hören, was niemand sieht)

Sehen Sie nun auch wieder den Himmel? Ein schönes Bild, finde ich…und das wünsche ich IHnen,

herzlich

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Wagen Sie den Bungeejump für Kindheitsbelastete…sagen Sie: „Ich genüge!“

Unsere Herkunft prägt unsere Zukunft. Unsere Herkunftsfamilie prägt, wer wir sind…und noch vielmehr, wer wir zu sein glauben. Als die- oder derjenige wir im familiären System unserer Kindheit gehandelt wurden, sehen wir uns oft noch im hohen Erwachsenenalter: Sündenbock, Sonnerschein, Versager, Hexe…die Rollen, die zugeschrieben werden, sind ebenso vielfältig wie oftmals überhaupt nicht auf das betreffende Kind zutreffend ( s.a. Barnowski-Geiser/Vater, Mutter, Sucht und Wegscheider). Und diese einmal erfolgten Rollenzuschreibungen und ihre Übernahmen halten sich doch hartnäckig: starre Rollenübernahmen und Zuweisungen wirken in desolaten Familiensystemen offenbar Halt gebend für die Kinder sind sie oftmals das einzig Aufmerksamkeit versprechende Korsett.

Gerade besonders belastete Eltern haben oftmals Mühe,  ein gelingendes Leben zu führen:  tragisch naheliegend, diese schwierige Aufgabe nun an die Kinder weiterzugeben, zu delegieren..und bei weiterem Nichtgelingen des elterlichen Lebens auch das Versagen und die Schuld daran an die Kinder zu geben. Unbewusst meist, ohne Worte, als stummer Vorwurf. Den Eltern ein gutes Leben zu ermöglichen…für diese Aufgabe rackern viele dieser Kinder ihr Leben lang, bis zur Selbstaufgabe, unermüdlich, tragischerweise erfolglos meist: Belastete Eltern seien oftmals wie ein Fass ohne Boden, nimmersatt und nie zufrieden,  so beschreiben es betroffene Kinder. Sie geben hinein und hinein und das Angebotene scheint durch die Eltern wundersam hindurchzufallen, ohne je auf einen fruchtbaren Boden zu fallen, verschluckt im Nichts…die süchtige Mutter bleibt süchtig und unzufrieden, der depressive Vater bleibt in Depression und in seinem Weltschmerz, trotz aller großen Anstrengung: aussichtslos! Gerade, weil so vieles eigentlich eine elterliche Aufgabe wäre, die ungetan bleibt, wird das Geschehene in einen Tarnmantel aus Scham gehüllt. Das erwachsen gewordene Kind spürt, wenn die elterliche Beziehung in der bekannten Weise bestehen bleibt, kaum Veränderung: es ist und bleibt nie genug! Aus diesem wiederholt erlebten Nicht-Genügen ( und der Anklang an die Zeugnisnote ungenügend ist nicht zufällig) wird leicht persönliches Versagen, ein chronisches „Ich genüge nicht!“.  Diese existenzielle Erfahrung drohen Betroffene zu generalisieren, sie übertragen sie auf weitere Bereiche, auf ihre Arbeit etwa oder ihre Partnerschaften und nahen Beziehungen.  Mit weitreichend negativen Folgen: erfolglose Anstrengung erschöpft, Dauerfrustration kann in eigene Erkrankung führen (Forschungen belegen das hohe Risiko der betroffenen Kinder).

     Vielleicht finden Sie sich in diesen Beschreibungen wieder? Dann machen Sie den heutigen Tag doch zum ersten Tag Ihres neuen Lebens: Schauen Sie mit offenem und klaren Blick, würdigen Sie, was Sie an Einsatz geleistet haben…und lassen es nun dort, wo es nucht gewürdigt werden kann oder wird, genug sein.Vielleicht stimmt auch für Sie die Aussage: Ich habe sehr viel gegeben, aber leider waren meine Eltern nicht in der Lage, das zu würdigen oder anzunehmen...Sie können eines ab jetzt anders machen: in Ihrer inneren Bewertung und Zuschreibung. Mit dem verstorbenen Roger Willemsen ( Wer wir waren) mag ich Sie einladen, Ihre Gegenwart aus der Zukunftsperspektive zu betrachten…und aktiv zu ändern.

„Erspare ich mir die müßige Frage danach, wie wir wohl künftig sein werden, und nutze die Zukunft vielmehr als die Perspektive meiner Betrachtung der Gegenwart, dann werde ich nicht mehr fragen, wer wir sind, sondern wer wir gewesen sein werden. Nachzeitig werde ich schauen, aus der Perspektive dessen, der sich seiner Zukunft berauben will, weil sie ihn schauert, im Vorauslaufen zurückblickend, um sich so besser  erkennen zu können, und zwar in den Blicken derer, die man enttäuscht haben wird.“ ( Willemsen, S.24f)

   Willemsen hat treffende Worte gefunden, um gesellschaftliche Entwicklungen zu charakterisieren; manche Perspektive scheint wertvoll im Kontext der belasteten Familie… „Nichtwissen im Wissen zu behaupten; nicht gewusst zu haben werden, während man doch wusste.“ ( S.10)

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Wissen für sich nutzen können.

Eine gute Woche wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Dr. Waltraut Barnowski-Geiser, Mehr erfahren, Sie möchten mehr lesen und Bücher bestellen

Belastungs-Fasten? So mobilisieren Sie Ihre Widerstandskräfte!

Aschermittwoch…für viele ein Start in eine vom Verzicht geprägte Zeit. Dieser Verzicht ist meist geprägt vom Wunsch nach mehr Innerlichkeit, oftmals religiös motiviert, und auch als Weg zu einem bewussteren und gesünderen Leben. Vielleicht mögen Sie diese Zeit in diesem Jahr nutzen, um Belastendes zu reduzieren und Ihre Widerstandskräfte zu stärken. Immer noch ist es für viele Menschen eher selbstverständlich, sich gegen Erkrankungen, etwa gegen Grippe, stark zu machen – die psychischen Kräfte und ihre Stärkung werden dabei leider sträflich vernachlässigt. Wenn Sie in einer belasteten Familie aufgewachsen sind, ist es wichtig, Ihre Belastungsgrenze immer wieder einmal in den Blick zu nehmen, denn:

Risikoformel für Angehörige

Je länger die Belastung andauert…
je früher sie einsetzt…
je weniger Unterstützung sie erfahren…

                      …umso höher ist das Risiko für Sie als Angehörige, selbst zu erkranken.

Der Belastung widerstehen und gesund bleiben? Das geht… Forschungen zufolge gibt es hilfreiche Resilienzen (Widerstandskräfte). Demnach können Sie etwas zu Ihrer Gesunderhaltung beitragen, indem Sie

  • Ihren Humor behalten und leben
  • die Hoffnung auf Besserung Ihrer Situation nicht verlieren
  • Unterstützung außerhalb Ihrer belasteten Familie suchen
  • Einsicht in die Erkrankung gewinnen, suchen Sie einerseits nach guten Informationen, versuchen Sie aber auch einmal, sich in den Erkrankten einzufühlen, um so  über ihn und sein Erleben zu erfahren
  • die Belastung als Herausforderung/„Challenge“ begreifen – bleiben Sie aktiv statt passiv: schauen Sie sich genau an, was Sie wirklich ändern können ( hier lohnt es sich, weitere Energie zu investieren) und was Sie als Gegeben hinnehme müssen
  • Ihrer Kreativität Raum und Zeit geben (Dafür habe ich keine Zeit, sagen Sie? Diese kreative Seite braucht nicht unbedingt viele Wochenstunden, manchmal reichen wenige Minuten Malen zu Musik, Singen, was aus dem Herzen kommt etc.)

Vielleicht wählen Sie einen schützenden Aspekt aus, um den Sie sich als Start in Ihre Belastungs-Fastenzeit kümmern mögen. Starten Sie in eine Zeit, in der Sie zugleich Belastendes, so gut als möglich, reduzieren…

Wer sich von der wissenschaftlichen Seite einen Überblick zum Weitergaberisiko informieren möchte, dem seien auch die ausführlichen Präsentationen (als Downloads dort erhältlich) auf den Seiten von Suchtforscher Professor Dr. Klein empfohlen.

Zunehmend werden Projekte eingerichtet, in denen belasteten Kindern frühzeitig Hilfe angeboten wird. Interessant sind hier auch Patenschaftsmodelle, in denen sich nicht zuletzt betroffene Erwachsene enagagieren, zum Beispiel für Kinder psychisch erkankter Eltern

Eine gute Woche wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Heilung braucht Hoffnung

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„Glaube kann Berge versetzen!“ Diese Volksweisheit ist  für Menschen, die eine tiefgreifende Kindheitsbelastung erfahren haben, von besonderer Bedeutung. Viele erwachsene Kinder aus belasteten Familien haben früh Verletzungen  ihres Glauben und Hoffens erfahren. Als Erwachsene möchten sie die Folgen dieser Kindheitsbelastung verständlicherweise endlich hinter sich lassen. Wie dies auf gute Weise gelingen kann, darüber herrscht oft Ratlosigkeit, selbst bei Ärzten und Therapeuten. Schauen wir an, was Menschen als heilend auf ihrem persönlichen Weg beschreiben, so fällt auf: Wege zur Heilung sind vielfältig und individuell. Es gibt nicht  „das“ Rezept. Ob in Forschungen oder in therapeutischer Arbeit, immer jedoch zeigte sich eine Fähigkeit als zentral auf dem Weg zur Heilung: die Fähigkeit, zu hoffen. Das klingt schlicht und einfach… und ist doch für Menschen mit schweren Kindheitsbelastungen eine der schwierigsten Herausforderungen. ….mehr lesen

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin und Autorin.

Ihre Bücher zum Thema: Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht ( 2009).

Arbeit und Unterstützung nach dem AWOKADO-Hilfe-Konzept (auch in individuell zugeschnittenen Kompaktblöcken) in ihrer Praxis KlangRaum in Erkelenz

Unterschätzt und übersehen: die Stärken der Suchtkinder

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Kinder aus Suchtfamilien, und das wurde die längste Zeit (sogar in Forschungsaktivitäten jüngerer Zeit) sträflich übersehen, entwickeln auch besondere Stärken. Diese Stärken zeichnen die betroffenen Kinder in besonderer Weise aus; sie sind ihnen jedoch meist selbst wenig bewusst. Da sie für Ihre besonderen Leistungen in ihren Familien kaum Anerkennung erhielten, sogar eher zum Sündenbock gestempelt wurden, ist ihnen der Zugang zu ihren Stärken oft verwehrt: sie übersehen diese als Erwachsene so, wie sie es im Kindesalter durch die eigenen Eltern erfahren haben. Die betroffenen Kinder geraten in eine Tabu-Stärkenfresserspirale. In der elterlichen Scham über das eigene Unvermögen, elterliche Fürsorge angemessen und dauerhaft anzubieten, sondern diese viel zu früh an das Kind delegiert zu haben, fällt die alltägliche Höchstleistung des Kindes unter den Tisch. Es beginnt eine Negativspirale in einer verquer anmutenden familiären Dynamik: Keine (Sucht)-Erkrankung, kein elterliches Versagen, kein Leiden und folglich keine besondere Leistungen der Kinder. Über Jahrzehnte gelebt, wird diese Spirale Teil der Selbstzuschreibung der Kinder: das erwachsene Suchtkind leistet und leistet, und bewertet das in vertrauter Manier: „Ich habe doch gar nichts gemacht!“ Kommen dann noch entsprechende Partner, Arbeitskollegen oder Chefs dazu, wiederholt sich die Tabu-Stärkenfresserspirale allzu ungut.Die Tabu-Stärkenfresserspirale tritt auch bei anderen elterlichen Erkranungenauf, die mit Tabusisierung einhergehen ( z.B. elterliche psychische Erkrankung, elterliche Traumatisierung etc.)