Viele Erwachsene aus suchtbelasteten Familien wissen nicht, ob sie wirklich als betroffen gelten. Sie fragen sich oftmals quälend: „Bin ich ein Suchtkind?“ Denn Vater, Mutter, Kind: dieses alte Kinderspiel erfährt in Familien mit Suchtkranken eine tragische Abwandlung. Wenn Eltern suchtkrank sind, nehmen ihre Kinder einen anderen Platz ein, als es bei Kindern mit gesunden Eltern der Fall ist. Bei einem Menschen, der an einer Sucht leidet, kommt diese immer an erster Stelle. Die Sucht nimmt den Platz ein, der eigentlich den Kindern zusteht. Das Handeln des Süchtigen ist nicht auf seine Kinder, sondern auf sich und das Suchtmittel konzentriert, letzteres ist bei Suchtkranken der Dreh- und Angelpunkt. Wie und wann ist das Suchtmittel zu bekommen? Wie ist es zu vermeiden. Das sind die Fragen, die den Alltag bestimmen. Die Gedanken eines alkoholkranken Elternteils kreisen letztlich nur darum, wie er an Alkohol kommen kann, der Tablettensüchtige denkt ständig an seine Tabletten, der Drogensüchtige an seinen Stoff, der Workaholic an seine Arbeit usw. Dies bleibt nicht ohne Folgen für das System, für die Umgebung, in der Suchtkranke leben, hier vor allem für die Familien.
Alle in der Familie sind von der Sucht betroffen
Der Gebrauch des Suchtmittels greift in das Familienleben ein, bestimmt, wie die Mitglieder zusammen leben können oder eben auch nicht mehr.
So bekommen Kinder aus Suchtfamilien ungewollt einen Platz zugewiesen, der ihnen wenig gerecht wird. Die mit der elterlichen Sucht einhergehende Belastung wird nie mehr von ihnen weichen, denn wie eine Betroffene es ausdrückte: »Suchtkind bleibt man ein Leben lang!« Selbst wenn sie das Elternhaus schon lange verlassen haben oder der süchtige Elternteil verstorben ist: Sucht gleicht einem Zombie, der die Seelen der Kinder zu zerfressen droht – und das unbemerkt. Die Menschen aus dem Umfeld werden leicht zu Statisten, zu hilflosen Zuschauern, die unbeteiligt wegsehen, weil das Leid und die Ohnmacht zu unfassbar erscheinen, nicht begreifbar, nicht veränderbar. So sehen Erzieher/innen, Lehrer/innen und Nachbarn in der Regel untätig zu, während sich hinter den verschlossenen Türen der Suchtfamilie womöglich tagtäglich Dramatisches abspielt. Die Kinder dürfen nicht über ihr Leid sprechen, die Eltern schweigen aus Scham. Wenn sie doch mit ihrer Sucht an die Öffentlichkeit gehen, finden sie vielleicht einen Platz, an dem ihnen geholfen wird, ihre Kinder dagegen bleiben meistens selbst dann noch auf tragische Weise im Abseits.
Kommt die Sucht, wie so oft, nicht laut, sondern mehr schleichend, leise daher, wird es noch schwieriger, sie zu erkennen. Die Belastung für die Betroffenen nimmt immens zu, denn sie fragen sich, ob es diese Sucht überhaupt gibt oder gab, ob sie sich diese nur einbilden. »Ist das nicht normal, was meine Eltern da gemacht haben!«, lautet dann die Frage der Verunsicherten, oder: »Ist es nicht normal, dass Mama täglich Tabletten nimmt, die sie doch braucht!«, »Ist es nicht normal, ein paar Bier zu trinken?«, »Ist es nicht normal, auf sein Gewicht zu achten?« Oft noch als Erwachsene sind die Kinder suchtkranker Eltern tief verunsichert.
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Übung 4: Bin ich ein „Suchtkind“?
Vielleicht fragen Sie sich, ob sie selbst zum Kreis der betroffenen Erwachsenen gehören, die hier (auch im Buchtitel) angesprochen werden. Das wäre sehr typisch für die Art und Weise, wie erwachsene Kinder aus Suchtfamilien mit ihrer Kindheitsbelastung umgehen. »Suchtkinder«, wie ich erwachsene Kinder suchtkranker Eltern hier im Folgenden nennen möchte, nehmen oft grundsätzlich an, dass dieses Thema aus Kindertagen erledigt sei, und zum anderen, dass sie keine Probleme haben, oder wenn doch, dass diese Probleme (Symptome etwa körperlicher Art) nichts mit der früheren Situation in der Herkunftsfamilie zu tun haben. Dies kann ein tragischer Fehlschluss sein, mit weitreichenden Folgen für Ihre Lebensqualität…
Was Suchtkinder erzählen
Zitate aus Befragungen (2008/2009; 2015) im Folgenden unkommentiert: Vielleicht finden Sie sich oder jemanden, der Ihnen wichtig ist, in diesen Aussagen wieder?
Die nachfolgenden Zitate stammen von Erwachsenen, die über mehrere Jahre mit suchtkranken Eltern gelebt haben:
„Es (das Suchtverhalten/ Anm. d.Verf.) war in unserer Familie zu einem stummen Thema geworden!“/Frau L.
„Es ging fortwährend darum, dass wir nach Außen eine perfekte Fassade lieferten – wie es mir ging, spielte keine Rolle!“/Frau I.
„… denn offensichtlich ist dieser familiäre Wahnsinn das Leben!“/Frau H.
„Wenn meine Mutter schreckliche Dinge im Suff getan hatte, taten alle so, als wäre nichts passiert!“/Frau Z.
„… ich bettle schon ein Leben lang um Liebe.“/Frau I.
„Entsetzt bemerkte ich, dass es dieses „Ich“ nicht mehr gab!“ /Frau I.
„… ich verschwinde, während ich sein Verschwinden zu verhindern suche.“/Frau E.
„Wir sind du und du bist wir!“/Frau E. zur Einstellung ihrer Mutter
„Ich habe lieber, wenn etwas Schreckliches passiert! – Wenn es mal gut ist, warte ich nur auf das Schreckliche- das WARTEN ist noch furchtbarer“/Frau I.
„Vielleicht hätte ich ihn mehr lieben müssen! Dann hätte mein Vater vielleicht nicht getrunken“ (Frau S.)
„Ich tanze auf einer Hochspannungsleitung im kühlen Korsett!“/Frau P.
„Und ich war ihrer Ansicht nach schuld, dass sie immer mehr trank…“/Herr I.
„Drogen waren für meine Eltern „Lifestyle“- sprach ich von Belastung wurde ich ausgelacht und als spießig dargestellt.“/Herr H.
„Bei uns zu Hause gab es gar keine Grenzen.“/Frau O.
„Ich habe oft schon Angst gehabt, bevor meine Mutter nach Hause gekommen ist/Felix
„…alle Männer in unserer Familie waren depressiv…und süchtig.“ (Frau G)
„Ich kann ihm wirklich nicht die Mutter ersetzen!“ (Frau R.)
„Wir waren voll mit Gefühlen, die aus der Suchterkrankung resultierten und doch durften wir nie über unsere Gefühle reden. Gefühle waren das absolute Tabu!“/Herr I.
Wenn einige dieser Aussagen auch von Ihnen stammen könnten und sie sich zugleich schon lange fragen, ob das Verhalten ihrer Eltern mit dem Etikett „süchtig“ zu bezeichnen ist/war, dann könnten das Hinweise auf eine (möglicherweise auch verdeckte) elterliche Suchterkrankung oder andere familiäre Belastungen in der Kindheit sein. Vielfach ist die elterliche Suchterkrankung, wie Suchtkinder oftmals fälschlich annehmen, nicht nur an der konsumierten Menge fest zu machen (und auf die Kontrolle und Beweisführung wird oft viel Energie bei Angehörigen verwendet): Bedeutsamer und wirksamer für den eigenen Weg der Suchtkinder ist das Aufspüren krankmachender Familiendynamiken sowie der spezifischen Familienatmosphäre. Denn diese Dynamik und Atmosphäre kann massive Auswirkungen auf das Erleben der Suchtkinder haben, sogar wenn sie viele Jahrzehnte zurückliegt. Wenn Sie sich oftmals, (scheinbar grundlos) leer, schuldig und „unnütz“, nicht „richtig“, nicht zugehörig oder wertlos fühlen (obwohl sie z.B. „objektiv“ viel leisten), dann kann die Wurzel dieser Gefühle in elterlicher Suchterkrankung begründet sein.Dann kann es für Sie wichtig sein, sich mit Familienatmosphären näher zu beschäftigen. Häufig stellen Suchtkinder in dieser Beschäftigung fest, dass diese negativen Stimmungen und Gefühle eigentlich gar nicht zu ihnen gehören, sondern zu ihren belasteten Eltern. Diese haben sie über Jahre während ihrer Erkrankung, meist unbewusst, an sie weitergegeben oder abgegeben (delegiert).
Zusatzanregung: Suchen Sie ein Musikstück, das erzählt, wie Sie sich eine gute Familienatmosphäre vorstellen…Lassen Sie sich Zeit: Hören Sie in den nächsten Tagen Stücke im Radio oder zu Hause bewusster aus dieser Perspektive.
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Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich, wie viele professionell Tätige in diesem Bereich, mit erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien gearbeitet, ohne wirklich das Ausmaß ihrer Belastung zu kennen. In meiner Praxis, in der Schule, in Ausbildungszusammenhängen gehörte dieses Thema zu meinem Aufgabenfeld, doch ich bemerkte zunächst nicht, wie weitreichend die Folgen der elterlichen Suchtbelastung wirklich waren – ich wusste ebenso wenig darum wie die Betroffenen selbst. Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien ahnen oftmals nichts von ihrer Belastung und deren Ausmaß, sie sprechen nicht über ihre Herkunftsfamilie, scheint das alles doch viel zu lange her zu sein. Viele wissen nicht mehr, dass ihnen etwas angetan wurde – aufgrund diffuser körperlicher und seelischer Beschwerden merken sie nur, dass irgendetwas nicht mit ihnen stimmt. Da ihnen das Ausmaß selbst nicht bewusst ist, sie zudem gelernt haben, zu tabuisieren und zu verdrängen, sprechen sie nicht über das in der Kindheit Erlittene. Betroffene lebten und leben mit Eltern, die ihre Sucht verleugnen, und so verleugnen sie selbst, was ihnen angetan wurde.
Es soll nicht etwa »Grässliches«, Schlimmes und Traumatisches, das in Suchtfamilien passiert ist, gewaltsam an die Oberfläche gezerrt oder als Sensation zur Schau gestellt werden, vielmehr wird versucht, mit Hilfe eines gemeinsamen Blicks auf die kindliche Vergangenheit, eine neue Basis für ein zufriedeneres Leben mit sich und anderen zu schaffen.
Frau L. 44 Jahre: „Ich habe eigentlich neu laufen gelernt!“
„Ich fühlte mich vor der Therapie wie in einem Hamsterrad gefangen. Alles war schwarz und grau. Ich sah und spürte nichts mehr, ich wusste weder, wo ich hinwollte, noch warum sich alles so furchtbar anfühlte – ich gab mir daran die Schuld. Jetzt fühle ich mich gut, was mir auch sehr fremd ist, da es das in meinem Leben so wenig gab. Da brauche ich immer wieder Mut, dem Neuen zu vertrauen. Ich glaube, mir hat geholfen, dass ich in der Therapie Schritt für Schritt Begleitung hatte. Ich musste bei jedem noch so kleinen Schritt Hilfe haben, ob er gerade wieder wirklich für mich stimmig ist, ob es richtig ist für mich – oder ob ich nur reagiere auf das, was andere erwarten.
Das war mühsam, aber ich empfinde nun oftmals Frieden und Freude. Ich musste von Stunde zu Stunde Wegweiser haben, um jeweils zu wissen, wie es genau weitergeht. Ich habe eigentlich neu laufen gelernt. Es haben sich neue Ziele und Blickwinkel in dieser Zeit entwickelt. Ich habe meine Belastungen erkannt und abgeworfen.„
Nach meinen Erfahrungen können erwachsene Kinder, auch wenn die Erfahrungen mit süchtigen Eltern schon Jahrzehnte zurückliegen, nur dann wirkliches Verständnis für sich selbst, ihr Verhalten, ihre Gefühle und ihre Nöte entwickeln, wenn sie einen Blick auf das, was ihnen angetan wurde, wagen. Oftmals sind sie erst dann in der Lage, ihre Stärken zu würdigen und Rollenmodelle des eigenen Lebens zu verstehen – im Buch Vater, Mutter, Sucht ermöglicht ein Selbsttest darüber näheren Aufschluss. Mittels meiner Forschungen und Praxiserfahrungen habe ich das AWOKADO-Programm zusammengestellt, das Suchtkinder auf dem Weg in ein glücklicheres Leben unterstützen kann; auch professionell Tätige können es bei der Arbeit mit Suchtkindern einsetzen. Wer verdrängt, steckt fest! Wer hinschaut und aktiv wird, kann wachsen – …
Text in Anlehnung an eine Leseprobe zu Vater, Mutter, Sucht beim Klett-Cotta-Verlag.
Vom schweren Erbe der Ahnen und wie wir doch Bildhauer unseres Lebens werden (mit Übung „Skulpturenpark“)
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: so spricht der Volksmund, um die Weitergabe bestimmter Eigenschaften von Generation zu Generation zu pointieren. Dieser Weisheit scheinen gerade manche Menschen aus belasteten Familien unbewusst zu folgen: sie schreiben sich vor allem Negatives aus ihren Familien zu, machen es sich wiederholt zu eigen. Auch wenn Kinder belasteter Eltern höhere Risiken für eigene Erkrankungen haben gegenüber Kindern aus nicht belasteten Familien, so bedeutet das jedoch nicht (und das zeigen aktuelle Studien), dass sie selbst zwangsläufig erkranken müssten, etwa Kinder trinkender Eltern zwangsläufig selbst zu Alkoholikern würden. Es gibt offenbar Schutzfaktoren, die diese Weitergabe von Generation zu Generation (auch Transmission in der Fachsprache genannt) verhindern. Eine gute Nachricht: Die weitaus höhere Zahl der Kinder von belasteten Eltern erkrankt nicht selbst an der elterlichen Sucht.Schauen wir jedoch allein auf die Weitergabe der Sucht, so greift das m.E. zu kurz. Denn: viele Betroffene im Erwachsenenalter leiden dennoch an der Qualität ihres Lebens. Sie fühlen sich schlichtweg nicht gut in ihrer Haut – sogar auch dann, wenn sie ein scheinbar erfolgreiches Leben führen. Da sie über viele Jahre Schweres erlebt haben, fällt es ihnen schwer zu glauben, dass Veränderung möglich ist: Oftmals fehlt überhaupt eine Vorstellung davon, was ein gutes Leben ausmacht und wie es sich anfühlt, da mit Eltern leb(t)en, die ihnen wenig Modell für ein gelingendes Leben sein konnten. Und wenn etwas gut läuft, so haben Betroffene durch ihre vielen ungünstigen Erfahrungen gelernt, diese gute Phase lediglich als Zwischenstadium zur nächsten Katastrophe zu interpretieren. Hier hilft es, manchmal leider nur unter großer Anstrengung, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, die Selbstwirksamkeit und die aus den Kindheitstagen ebenso erwachsenen Stärken wiederzuentdecken, den Glauben an die Möglichkeit eines guten Lebens zurückzugewinnen. Als Voraussetzung zu diesem notwendigen Perspektivwechsel zeigte sich, dass die Betroffenen in der Lage waren, ihre Sicht als Erleidende, (in der sie sich, durchaus nachvollziehbar, als „Opfer“ ihrer erkrankten Eltern erlebten), allmählich zu wandeln und dem Wunsch folgten, aktiv ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schon der Philosoph Foucault sah im Menschen einen „Gestalter“ , im Sinne eines Lebenskünstlers. Die Integrative Therapeutin und Mitbegründerin der Posietherapie Ilse Orth spricht in diesem Zusammenhang vom „Bildhauer der eigenen Existenz“.
Vielleicht nehmen Sie sich Zeit für eine passende Übung, die diesen Gestaltungsprozess auf kreativem Wege folgt. Dafür sollten sie mindestens 30 Minuten Zeit einplanen.
Übung: Skulpturenpark
Gehen Sie, wie schon in den vorhergehenden Übungen angeregt, zunächst in Ihre Atemachtsamkeit…Stellen Sie sich nun vor, dass Sie mit jedem Atemzug ein Stück tiefer zu ihren inneren Bildern reisen…
Vor Ihnen liegt ein wunderbarer Park im Sonnenschein. Sie wandern hindurch, spüren mit jedem Schritt das Gras unter ihren Füßen, spüren die Sonne auf Ihrer Haut. Sie hören die vielfältigen Geräusche im Park, sehen den Farbreichtum.
Nun entdecken Sie, dass hier viele unterschiedliche Skulpturen stehen, die jeweils den Namen einer Person tragen. Offensichtlich hat ein Künstler dem Leben dieser Person Gestalt in einer Skulptur gegeben…Sie wandern an vielen Skulpturen vorbei, die ganz unterschiedlich aussehen. Sie bekommen eine Anmututng über das Leben des jeweiligen Person.
Nun stehen Sie vor einer Skulptur, die Ihren eigenen Namen trägt. Schauen Sie das Werk genau an. Wie sieht es aus? Aus wechem Material ist die Skulptur, aus welcher Farbe? Sehen Sie Ihre Skulptur aus unterschiedlicher Perspektive an.
Betrachten Sie diese Skulptur nun mit einem wertschätzenden Blick: Was gefällt Ihnen besonders? Was macht die Skulptur einzigartig gegenüber den anderen Kunstwerken?
Möchten Sie der Skulptur noch etwas hinzufügen?…Tun Sie das nun in Ihrer Fantasie…
Vielleicht malen Sie die Skulptur später und versehen sie mit einem passenden, ergänzenden Titel.Werden Sie Bildhauer Ihres Lebens…vom Papier sind es nur wenige Schritte bis in Ihr Leben!
(Übung in Anlehnung an Barnowski-Geiser, 2009:Hören, was niemand sieht)
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Wenn Kinder wiederholt von Eltern enttäuscht wurden, (wenn etwa das Versprechen, sich von der Sucht zu lösen oder gewalttätiges Verhalten zu unterlassen, wieder und wieder nicht eingehalten wurde oder elterliches Verhalten nicht „diskutiert“ oder angesprochen werden darf), dann fällt es besonders schwer, noch an jemanden oder an etwas zu glauben.In der Folge wird es sogar zu einem Problem, auf die Möglichkeit der Veränderung überhaupt zu hoffen, auch als Erwachsene. Es fällt dann schwer, überhaupt noch hoffnungsvoll zu sein, überhaupt noch etwas zu ersehnen und wünschen.Manche dieser erwachsenen Kinder haben sich über die Jahre in der hoffnungslosen Traurigkeit eingerichtet: sie ist ihnen zur inneren Heimat geworden. Dieses Vertraute zu verlassen, ist schwer.
Manche Menschen, die in ihrer Kindheit besonderen Belastungen ausgesetzt waren, erkranken zudem körperlich oder/und seelisch. Hier wird es besonders schwierig, die Hoffnung auf die Heilung und Veränderung zu beleben, sie nicht gänzlich zu verlieren. Viele Beispiele zeigen uns, wie mächtig Hoffnung in das Leben spielt, wenn es um existenzielle Erkrankung geht: „Totgesagte“ lebten entgegen aller gegenteiligen Voraussagen lange weiter, „Kerngesunde“ starben, nachdem ihnen irrtümlich mitgeteilt wurde, dass sie nur noch sehr kurze Zeit zu leben hätten. Ungewöhnliche Heilungswege zeigt Anne Devillard in ihrem Buch „Heilung aus der Mitte“ in Experteninterviews unterschiedlicher Couleur (Kuby, Dahlke, Dürr, Willigis Jäger usw.) – Die Bedeutsamkeit von Einstellung, Hoffnung und Glaube zeigt sich eindrücklich – wenngleich dort, wo die persönliche Erfahrung kurzerhand zum Rezept für jedermann erhoben wird, m.E. Vorsicht angezeigt scheint.
Wie sich die Kindheitsbelastung auch im Jetzt auswirkt: der Wunsch nach Heilung ist groß. „Sehnsucht“ nach Heilung und einem besseren Leben, zeigt sich als wertvoller Motor: sie treibt an und ist ein guter Verbündeter. Diese Sehnsucht braucht Unterstützung durch den Faktor „Hoffnung“. Es mag für Sie befremdlich klingen, aber in der Zusammenarbeit mit Betroffenen zeigte sich: Erwachsene mit schweren Kindheitsbelastungen müssen „Hoffen“ üben – also, packen wir es mit der zeitgemäßen Formulierung an: Train your hope!
Übung Train your hope
Wenn Hoffnung, Glaube und Vertrauen auf der Strecke geblieben sind, dann ist der Weg ebendahin nicht leicht: diese Fähigkeit muss wie im Sport erst trainiert und aufgebaut werden. Beginnen Sie jetzt: Seien Sie geduldig mit sich, was viele Jahre nicht möglich war, ist nicht in einer Übungseinheit in wenigen Minuten zu ändern…
Probieren Sie aus…passt es gerade?
Dann nehmen sich jetzt einige Minuten Zeit. Gehen Sie, so wie es auf dieser Seite an anderen Stellen beschrieben wurde, in der bewährten Weise mit der Achtsamkeit zu Ihrem Atem, gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zu sich selbst. Nun sinnieren Sie ein wenig: was hoffen Sie ganz und gar nur für sich selber (Hinweis: in vielen Fällen etwa wünschen sich Menschen in Beziehungen, die in großer Abhängigkeit voneinander geführt werden, dass sich der Partner verändern möge, also dass er aufhört mit einem schädigenden Suchtverhalten etc.- meist erfolglos)-.
Formulieren Sie nun diese Hoffnung, die sich auf ihr Leben bezieht, sehr genau. Schreiben Sie Ihren Satz auf und formulieren Sie ihn solange um, bis er exakt für sie stimmt. Bei anderen Betroffenen lautet ein Satz etwa :“
Ich weiß, dass ich ruhig und zufrieden leben kann!“ oder
„Unabhängig davon, wie sich die Menschen um mich herum entwickeln, weiß ich, dass ich mein Leben positiv gestalten kann.“ oder
„Ich werde ab sofort gut für mich sorgen!“
Wenn Sie Ihren Satz gefunden haben und er Ihnen, so wie er nun formuliert ist, stimmig erscheint, so ist er Satz wichtig für Ihr weiteres Leben. Ihn heute zu formulieren, war ein wichtiger erster Schritt. Damit dieser Satz Sie auf dem Weg in Ihr neues Leben wirklich stützt, also wirklich Teil ihres neuen Denkens und Hoffens wird, müssen Sie ihn fortan wertschätzen, indem sie ihn regelmäßig wiederholen. Finden Sie ein Ritual, zu einem festen Zeitpunkt am Tag, an dem Sie diesem Satz durch mehrmaliges Wiederholen einen Platz geben. Ihre Gehirnbahnen, so zeigen uns Forschungen, können neugebaut werden und damit auch ihr Hoffnungspotenzial- diese neuronalen Bahnen brauchen Wiederholung und Ihre Begeisterung bei der Sache…
Vielleicht haben Sie Bilder im Kopf, wie dieses Leben mit Heilung sich anfühlen wird: Finden Sie ein Symbol, einen Klang ,ein Musikstueck oder eine Landschaftsszene, etwas, was dieses Gefühl wiedergibt. Kombinieren Sie dieses mit Ihrem Satz. Wichtig ist: Tun Sie es mit dem Bewusstsein, dass Sie Ihr Leben gerade jetzt in die Hand nehmen. Wenn Sie all dies halbherzig und ohne Glauben auf Hoffnung machen, diese Zeilen lesen, nur um Sie, wie gewohnt, abzuspeichern unter: „Klar, man kann viel reden, bei mir klappt das alles eh nicht!“ dann wird sich diese Aussage wahrscheinlich auch in dieser negativen Weise erfüllen.
Seien Sie in der nächsten Woche achtsam, wo Ihnen Wünsche nicht materieller Art begegnen, Visionen, Sehnsüchte…notieren Sie diese.
Wenn Sie alleine nicht zu Glaube und Hoffnung finden, suchen Sie nach einen wertschätzenden Anderen, dem Sie sich anvertrauen: auch das kann wahre Wunder bewirken! Wenn es diesen Menschen in Ihrem Leben gerade nicht gibt, schauen Sie in guten Selbsthilfeforen nach Online-Gesprächspartnern. Auch das kann ein erster Schritt sein, Ihrer Hoffnung nachzugehen.
Wie finden Menschen mit Kindheitsbelastungen ihre Heilung?…Damit beschäftigen sich viele Beiträge auf dieser Seite. Als ein entscheidender Einflussfaktor für ihr gelingendes Leben zeigte sich, wie wir nun angesehen habe, die Fähigkeit, zu hoffen. Diese Fähigkeit ist eng verknüpft mit dem, was Erikson das Urvertrauen nennt. Dieses entsteht nach Eriksons Auffassung im ersten Kontakt mit den Eltern. Petzold spricht in diesem Zusammenhang von Grundvertrauen, das auf dem Grund menschlicher Existenz fuße, einem Fundament, das unsere Existenz trage (Petzold , S.231). Diesem Verständnis nach verfügen Menschen über ein Grundvertrauen, das „einfach da“ ist. Es wird durch die frühen Beziehungen bekräftigt. Für manche ist auf diesem Urgrund eine enge Gottesverbindung, eine Kosmos-Verbindung oder Spiritualität angesiedelt. Wie sich dieser Grund auch jeweils gestaltet, zu diesem Grund und dem Grundvertrauen müssen und können Menschen mit Kindheitsbelastungen zurückfinden. Diesen Weg zum Grund zu ermöglichen, stellt eine zentrale Aufgabe von Therapie für Erwachsene mit Kindheitsbelastungen. Eine therapeutische Beziehung kann hier eine wichtige Rolle auf dem Weg zu Grundvertrauen und Hoffnung übernehmen. Eine andere wichtige Bedeutung kann darin bestehen, Einstellungswandel zu begleiten. Wann wir entlastet, gesund, heil sind, ist eine Frage der Perspektive:
Jacob Klaesi
„Gesundheit ist das Vermögen, auch Krankheit und Gebrechen gleichmütig, wenn nicht gar heiter und dankbar, jedenfalls aber würdig und fruchtbringend zu ertragen.“
zitiert nach Petersen, in: Die Rolle des Therapeuten und die therapeutische Beziehung, S.22/23)
Hat dieses Zitat des Schweizer Psychiaters Klaesi auch in Ihnen Widerspruch hervorgerufen? Ein hoher Anspruch liegt in dieser Aussage: aber auch eine interessante Perspektive. Die Ansprüche an das eigene Heilsein zu reduzieren, die angestrebte Heilung nicht mit vollständiger Gesundung gleichzusetzen sondern den guten Umgang mit Krankheit als „gesund“ zu definieren, kann entlastend wirken. Betroffene, die in der Lage waren, auch kleine Verbesserungen zu würdigen (Krankheits-, Belastungs- und Schmerztagebücher waren dabei hilfreich), fühlten sich gesünder, bezeichneten sich insgesamt als „heiler“. Es zeigte sich, dass Heilung für Betroffene mit Kindheitsbelastungen das Gelingen eines Balanceaktes bedeutete: der Balance zwischen Akzeptanz und Gestaltung. Die Akzeptanz, dass kindliche Belastung nicht folgenlos geblieben ist einerseits, und das Zutrauen zur eigenen Gestaltungsfähigkeit andererseits: ein Bewusstsein für die eigene Wirkmächtigkeit, das Ausmaß und die Einstellung zu den Belastungen aktiv zu wandeln ebenso wie das Wissen, um die Grenzen des menschlichen Einfluss.
Ich wünsche Ihnen eine gute Balance und Mut zur Hoffnung. Vielleicht versetzen Sie mit Ihrem Glauben noch nicht „Berge“, aber einen kleinen wichtigen Stein in die richtige Richtung!
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser
Zitate aus
Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin und Autorin.
Ihre Bücher zum Thema: Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht ( 2009).
Arbeit und Unterstützung nach dem AWOKADO-Hilfe-Konzept (auch in individuell zugeschnittenen Kompaktblöcken) in ihrer Praxis KlangRaum in Erkelenz
Vater, Mutter, Sucht – Wie erwachsene Kinder suchtkranker Eltern trotzdem ihr Glück finden.
Vater, Mutter, Kind: dieses alte Kinderspiel erfährt in Familien mit Suchtkranken eine tragische Abwandlung. Wenn Eltern suchtkrank sind, nehmen ihre Kinder einen anderen Platz ein, als es bei Kindern mit gesunden Eltern der Fall ist. Bei einem Menschen, der an einer Sucht leidet, kommt diese immer an erster Stelle. Die Sucht nimmt den Platz ein, der eigentlich den Kindern zusteht. Das Handeln des Süchtigen ist nicht auf seine Kinder, sondern auf sich und das Suchtmittel konzentriert, letzteres ist bei Suchtkranken der Dreh- und Angelpunkt. Wie und wann ist das Suchtmittel zu bekommen? Wie ist es zu vermeiden. Das sind die Fragen, die den Alltag bestimmen. Die Gedanken eines alkoholkranken Elternteils kreisen letztlich nur darum, wie er an Alkohol kommen kann, der Tablettensüchtige denkt ständig an seine Tabletten, der Drogensüchtige an seinen Stoff, der Workaholic an seine Arbeit usw. Dies bleibt nicht ohne Folgen für das System, für die Umgebung, in der Suchtkranke leben, hier vor allem für die Familien. Der Gebrauch des Suchtmittels greift in das Familienleben ein, bestimmt, wie die Mitglieder zusammen leben können oder eben auch nicht mehr.
So bekommen Kinder aus Suchtfamilien ungewollt einen Platz zugewiesen, der ihnen wenig gerecht wird. Die mit der elterlichen Sucht einhergehende Belastung wird nie mehr von ihnen weichen, denn wie eine Betroffene es ausdrückte: »Suchtkind bleibt man ein Leben lang!« Selbst wenn sie das Elternhaus schon lange verlassen haben oder der süchtige Elternteil verstorben ist: Sucht gleicht einem Zombie, der die Seelen der Kinder zu zerfressen droht – und das unbemerkt. Die Menschen aus dem Umfeld werden leicht zu Statisten, zu hilflosen Zuschauern, die unbeteiligt wegsehen, weil das Leid und die Ohnmacht zu unfassbar erscheinen, nicht begreifbar, nicht veränderbar. So sehen Erzieher/innen, Lehrer/innen und Nachbarn in der Regel untätig zu, während sich hinter den verschlossenen Türen der Suchtfamilie womöglich tagtäglich Dramatisches abspielt. Die Kinder dürfen nicht über ihr Leid sprechen, die Eltern schweigen aus Scham. Wenn sie doch mit ihrer Sucht an die Öffentlichkeit gehen, finden sie vielleicht einen Platz, an dem ihnen geholfen wird, ihre Kinder dagegen bleiben meistens selbst dann noch auf tragische Weise im Abseits.
Kommt die Sucht, wie so oft, nicht laut, sondern mehr schleichend, leise daher, wird es noch schwieriger, sie zu erkennen. Die Belastung für die Betroffenen nimmt immens zu, denn sie fragen sich, ob es diese Sucht überhaupt gibt oder gab, ob sie sich diese nur einbilden. »Ist das nicht normal, was meine Eltern da gemacht haben!«, lautet dann die Frage der Verunsicherten, oder: »Ist es nicht normal, dass Mama täglich Tabletten nimmt, die sie doch braucht!«, »Ist es nicht normal, ein paar Bier zu trinken?«, »Ist es nicht normal, auf sein Gewicht zu achten?« Oft noch als Erwachsene sind die Kinder suchtkranker Eltern tief verunsichert.
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Übung 4: Bin ich ein „Suchtkind“?
Vielleicht fragen Sie sich, ob sie selbst zum Kreis der betroffenen Erwachsenen gehören, die hier (auch im Buchtitel) angesprochen werden. Das wäre sehr typisch für die Art und Weise, wie erwachsene Kinder aus Suchtfamilien mit ihrer Kindheitsbelastung umgehen. »Suchtkinder«, wie ich erwachsene Kinder suchtkranker Eltern hier im Folgenden nennen möchte, nehmen oft grundsätzlich an, dass dieses Thema aus Kindertagen erledigt sei, und zum anderen, dass sie keine Probleme haben, oder wenn doch, dass diese Probleme (Symptome etwa körperlicher Art) nichts mit der früheren Situation in der Herkunftsfamilie zu tun haben. Dies kann ein tragischer Fehlschluss sein, mit weitreichenden Folgen für Ihre Lebensqualität…
Zitate aus Befragungen (2008/2009; 2015) im Folgenden unkommentiert: Vielleicht finden Sie sich oder jemanden, der Ihnen wichtig ist, in diesen Aussagen wieder?
Die nachfolgenden Zitate stammen von Erwachsenen, die über mehrere Jahre mit suchtkranken Eltern gelebt haben:
„Es (das Suchtverhalten/ Anm. d.Verf.) war in unserer Familie zu einem stummen Thema geworden!“/Frau L.
„Es ging fortwährend darum, dass wir nach Außen eine perfekte Fassade lieferten – wie es mir ging, spielte keine Rolle!“/Frau I.
„… denn offensichtlich ist dieser familiäre Wahnsinn das Leben!“/Frau H.
„Wenn meine Mutter schreckliche Dinge im Suff getan hatte, taten alle so, als wäre nichts passiert!“/Frau Z.
„… ich bettle schon ein Leben lang um Liebe.“/Frau I.
„Entsetzt bemerkte ich, dass es dieses „Ich“ nicht mehr gab!“ /Frau I.
„… ich verschwinde, während ich sein Verschwinden zu verhindern suche.“/Frau E.
„Wir sind du und du bist wir!“/Frau E. zur Einstellung ihrer Mutter
„Ich habe lieber, wenn etwas Schreckliches passiert! – Wenn es mal gut ist, warte ich nur auf das Schreckliche- das WARTEN ist noch furchtbarer“/Frau I.
„Vielleicht hätte ich ihn mehr lieben müssen! Dann hätte mein Vater vielleicht nicht getrunken“ (Frau S.)
„Ich tanze auf einer Hochspannungsleitung im kühlen Korsett!“/Frau P.
„Und ich war ihrer Ansicht nach schuld, dass sie immer mehr trank…“/Herr I.
„Drogen waren für meine Eltern „Lifestyle“- sprach ich von Belastung wurde ich ausgelacht und als spießig dargestellt.“/Herr H.
„Bei uns zu Hause gab es gar keine Grenzen.“/Frau O.
„Ich habe oft schon Angst gehabt, bevor meine Mutter nach Hause gekommen ist/Felix
„…alle Männer in unserer Familie waren depressiv…und süchtig.“ (Frau G)
„Ich kann ihm wirklich nicht die Mutter ersetzen!“ (Frau R.)
„Wir waren voll mit Gefühlen, die aus der Suchterkrankung resultierten und doch durften wir nie über unsere Gefühle reden. Gefühle waren das absolute Tabu!“/Herr I.
Wenn einige dieser Aussagen auch von Ihnen stammen könnten und sie sich zugleich schon lange fragen, ob das Verhalten ihrer Eltern mit dem Etikett „süchtig“ zu bezeichnen ist/war, dann könnten das Hinweise auf eine (möglicherweise auch verdeckte) elterliche Suchterkrankung oder andere familiäre Belastungen in der Kindheit sein. Vielfach ist die elterliche Suchterkrankung, wie Suchtkinder oftmals fälschlich annehmen, nicht nur an der konsumierten Menge fest zu machen (und auf die Kontrolle und Beweisführung wird oft viel Energie bei Angehörigen verwendet): Bedeutsamer und wirksamer für den eigenen Weg der Suchtkinder ist das Aufspüren krankmachender Familiendynamiken sowie der spezifischen Familienatmosphäre. Denn diese Dynamik und Atmosphäre kann massive Auswirkungen auf das Erleben der Suchtkinder haben, sogar wenn sie viele Jahrzehnte zurückliegt. Wenn Sie sich oftmals, (scheinbar grundlos) leer, schuldig und „unnütz“, nicht „richtig“, nicht zugehörig oder wertlos fühlen ( obwohl sie z.B. „objektiv“ viel leisten), dann kann die Wurzel dieser Gefühle in elterlicher Suchterkrankung begründet sein.Dann kann es für Sie wichtig sein, sich mit Familienatmosphären näher zu beschäftigen. Häufig stellen Suchtkinder in dieser Beschäftigung fest, dass diese negativen Stimmungen und Gefühle eigentlich gar nicht zu ihnen gehören, sondern zu ihren belasteten Eltern. Diese haben sie über Jahre während ihrer Erkrankung, meist unbewusst, an sie weitergegeben oder abgegeben (delegiert).
Zusatzanregung: Suchen Sie ein Musikstück, das erzählt, wie Sie sich eine gute Familienatmosphäre vorstellen…Lassen Sie sich Zeit: Hören Sie in den nächsten Tagen Stücke im Radio oder zu Hause bewusster aus dieser Perspektive.
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Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich, wie viele professionell Tätige in diesem Bereich, mit erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien gearbeitet, ohne wirklich das Ausmaß ihrer Belastung zu kennen. In meiner Praxis, in der Schule, in Ausbildungszusammenhängen gehörte dieses Thema zu meinem Aufgabenfeld, doch ich bemerkte zunächst nicht, wie weitreichend die Folgen der elterlichen Suchtbelastung wirklich waren – ich wusste ebenso wenig darum wie die Betroffenen selbst. Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien ahnen oftmals nichts von ihrer Belastung und deren Ausmaß, sie sprechen nicht über ihre Herkunftsfamilie, scheint das alles doch viel zu lange her zu sein. Viele wissen nicht mehr, dass ihnen etwas angetan wurde – aufgrund diffuser körperlicher und seelischer Beschwerden merken sie nur, dass irgendetwas nicht mit ihnen stimmt. Da ihnen das Ausmaß selbst nicht bewusst ist, sie zudem gelernt haben, zu tabuisieren und zu verdrängen, sprechen sie nicht über das in der Kindheit Erlittene. Betroffene lebten und leben mit Eltern, die ihre Sucht verleugnen, und so verleugnen sie selbst, was ihnen angetan wurde.
Es soll nicht etwa »Grässliches«, Schlimmes und Traumatisches, das in Suchtfamilien passiert ist, gewaltsam an die Oberfläche gezerrt oder als Sensation zur Schau gestellt werden, vielmehr wird versucht, mit Hilfe eines gemeinsamen Blicks auf die kindliche Vergangenheit, eine neue Basis für ein zufriedeneres Leben mit sich und anderen zu schaffen.
Frau L. 44 Jahre: „Ich habe eigentlich neu laufen gelernt!“
„Ich fühlte mich vor der Therapie wie in einem Hamsterrad gefangen. Alles war schwarz und grau. Ich sah und spürte nichts mehr, ich wusste weder, wo ich hinwollte, noch warum sich alles so furchtbar anfühlte – ich gab mir daran die Schuld. Jetzt fühle ich mich gut, was mir auch sehr fremd ist, da es das in meinem Leben so wenig gab. Da brauche ich immer wieder Mut, dem Neuen zu vertrauen. Ich glaube, mir hat geholfen, dass ich in der Therapie Schritt für Schritt Begleitung hatte. Ich musste bei jedem noch so kleinen Schritt Hilfe haben, ob er gerade wieder wirklich für mich stimmig ist, ob es richtig ist für mich – oder ob ich nur reagiere auf das, was andere erwarten.
Das war mühsam, aber ich empfinde nun oftmals Frieden und Freude. Ich musste von Stunde zu Stunde Wegweiser haben, um jeweils zu wissen, wie es genau weitergeht. Ich habe eigentlich neu laufen gelernt. Es haben sich neue Ziele und Blickwinkel in dieser Zeit entwickelt. Ich habe meine Belastungen erkannt und abgeworfen.„
Nach meinen Erfahrungen können erwachsene Kinder, auch wenn die Erfahrungen mit süchtigen Eltern schon Jahrzehnte zurückliegen, nur dann wirkliches Verständnis für sich selbst, ihr Verhalten, ihre Gefühle und ihre Nöte entwickeln, wenn sie einen Blick auf das, was ihnen angetan wurde, wagen. Oftmals sind sie erst dann in der Lage, ihre Stärken zu würdigen und Rollenmodelle des eigenen Lebens zu verstehen – im Buch Vater, Mutter, Sucht ermöglicht ein Selbsttest darüber näheren Aufschluss. Mittels meiner Forschungen und Praxiserfahrungen habe ich das AWOKADO-Programm zusammengestellt, das Suchtkinder auf dem Weg in ein glücklicheres Leben unterstützen kann; auch professionell Tätige können es bei der Arbeit mit Suchtkindern einsetzen. Wer verdrängt, steckt fest! Wer hinschaut und aktiv wird, kann wachsen – …
Text in Anlehnung an eine Leseprobe zu Vater, Mutter, Sucht beim Klett-Cotta-Verlag.
Gestalten Sie aktiv Ihre Gefühlslandschaft oder: auch Gefühle haben ihre Geschichte
Manche Menschen kommen verzweifelt in die Therapie: sie haben nun schon mehrere Therapien hinter sich, sie haben ihre Beziehung beendet und einen neuen Job angefangen: sie fühlen sich jedoch weiterhin schlecht und unglücklich. Ihre Lebensqualität empfinden mit „nicht so gut“ milde beurteilt. Oftmals hat die Beeinträchtigung der Lebensqualität ihre Wurzel in der Biografie der Betroffenen, hier in der Geschichte ihrer Gefühle. Versuchen wir es aus neurowissenschaftlicher Sicht vereinfacht zu erklären: unser Gehirn verschaltet sich nutzungsabhängig. Nehmen wir Herrn A: von Beginn seines Lebens an ist er mit viel Angst, Unsicherheit und Sorge aufgewachsen ( seine Eltern waren wenig beziehungsfähig und konnten, insbesondere als er noch Kleinkind war, wenig feinfühlig auf ihn eingehen ). Man könnte im Modell sagen, dass Herr A. die Hirnspur „Angst und Sorgen“viel genutzt hat ( natürlich unbewusst und nicht freiwillig!). Aus einem oft genutzten Hirnweg kann eine regelrechte Hirnautobahn im Kopf entstehen: breit, viel befahren und immer bereit, genutzt zu werden. Die positiven Emotionen bleiben vielleicht wenig, bis gar nicht genutzt: sie drohen im unguten Falle zu verkümmern. So auch bei Herrn A., er fühlt sich chronisch schwer und traurig, erlebt sich unbegründet dauerängstlich, sein Leben als „schwer“, ohne , dass es einen wirklichen aktuellen Grund gäbe. Über die Jahre kann aus Gefühlen unter bestimmten Bedingungen eine dauerhafte Grundstimmung und ein allgemeines Befinden werden: es fühlt sich chronisch nicht gut an.Betroffene glauben dann, dies nie mehr hinter sich lassen zu können, schieben ihre schlechte Dauerstimmung auf ihren „Charakter“ oder glauben, sich noch mehr um ihre Probleme kümmern zu müssen: indem sie sich noch mehr änstigen und sorgen. Herr A. muss also nicht mehr nur in Problemen „wühlen“, wie er es nennt, sondern die Quaität der Leichtigkeit und Inbeschwertheit Raum geben. Kindheitsbelastete drohen, wieder und wieder auf der alten Autobahn der Angst und Sorge zu landen, so auch Herr A. Spätestens dann ist mehr desselben kontraproduktiv: nun müssen neue Wege beschritten werden. Wenn Kindheitsbelastungen bearbeitet wurden, Lebensumstände gewandelt wurden und doch die Lebensqualität beeintrchtigt ist, dann lonht sich „Gefühlsarbeit“. Um aus dem alten Dilemma herauszukommen, ist es nötig:
- den Mechanismus der „unguten Autobahn“ zu erkennen
- eigene Gefühle und Stimmungen wahrzunehmen und zu identifizieren,
- Gefühle neu zu bewerten und einzuordnen
- einen Perspektivwechsel vorzunehmen
- neue Gefühle zu erproben und leben.
Die gute Nachricht für alle chronisch Schlecht-Fühler: Sie können etwas tun, Sie können aktiv Einfluss auf Ihre Stimmung nehmen…und damit meine ich ein zwanghaftes „Positivdenken“ mit Schönfärberei.
Zur Unterstützung empfehle ich zwei auf diese Belastung zugeschnittene Übungen.Um anders zu fühlen (oder auch überhaupt wieder), zeigen sich in meiner therapeutischen Arbeit mit Kindheitsbelasteten als besonders hilfreich:
1 Besser fühlen…Brücken bauen
2 Der Anker im Körper
Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.
Kreative Selbsterfahrung Teil 1 „Brückenbau“
Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen..
Wenden Sie sich nun einem Gefühl zu, dass Sie in der letzten Zeit unangenehm erleben ( das kann auch Gefühllosigkeit sein). Stellen Sie sich vor, dieses Gefühl wäre eine Landschaft… wie sieht es hier aus, wie riecht es, schmeckt es, welche Geräusche sind da, welche Farben sind vorherrschend? Schauen Sie nur von oben auf die Landschaft, gehen Sie nicht hinein…wechseln Sie nun die Gegend….
Wie sieht die für Sie gegenteilige Landschaft aus…wie riecht es schmeckt es, welche Farben sind hier, welche Klänge, welche Menschen? Probieren Sie aus, wie es sich anfühlt, in dieser Landschaft umherzugehen. Wie ändert sich ihr Gang, ihr Körpergefühl, ihr Gangtempo?
Lassen Sie im nächsten Schritt zwischen diesen beiden Landschaften Brücken entstehen: sie können auf dieser Brücke hin- und hergehen und die Landschaften so aufsuchen, wie Ihnen danach ist. Sie können nun immer, wenn Sie im unguten Gefühl angekommen sind auch auf die andere Seite wechseln. Probieren Sie das ein paar mal hier und jetzt aus.
Indem Sie diese Übung nun öfter anwenden, können Sie das Verknüpfen Ihrer Gefühlswelten unterstützen. Je regelmäßiger Sie dies tun, umso nachhaltiger greift der Veränderungsprozess ( auch hier gilt: Ihr Gehirn ist nutzungsabhängig!).
2 Kreative Selbsterfahrung: Der Anker in meinem Körper
Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.
Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen…Denken Sie nun , wi es sich anfühlt, wenn Sie sich ganz bei sich und mit sich eins fühlen. Vielleicht erinnern Sie auch eine entsprechende Situation. Wie hat sich Ihr Körper angefühlt dabei? An welchem Punkt in Ihrem Körper ist dieses Gefühl zu Hause? Stellen Sie sich nun, wenn diese Vorstellung angenehm ist, vor, wie Sie mit jedem Ausatemzug tiefer in Ihren Körper sinken und seiner inneren Weisheit fplgen. Welche Körperstelle meldet sich, bewerten Sie nicht, auch wenn Ihnen diese Stelle ungewöhnlich erscheint…. Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu diese Stelle: wie fühlt es sich genau an, welche Farben sind hier zu sehen, welche Klänge zu hören? Nur wahrnehmen. Wenn die Stelle gut mit den Händen erreichbar ist, so legen Sie eine Hand über diese Stelle, andernfalls stellen Sie sich eine Hand über dieser Stelle vor. Nehmen Sie die Energie wahr und verbinden sich mit dieser Stelle.
Wiederholen Sie diese Übung, wenn Sie sie angenehm erleben, ab sofort täglich.
Bei aufsteigenden unangenhemen Gefühlen können auch diese, nach einiger Übung im Körper, verortet und gewandelt werden ( z. B. Wut, sitzt heute in meinem Kiefer). Dann mit der stabilisierenden Stelle verbinden ( Wohlfühlstelle, z.B. im Herzen), indem Sie sich vorstellen, die Energie aus der Wohlfühlstelle zur unangenhemen Körperstelle fließen zu lassen- auch eine Brücke, wie in Übung 1 , kann zwischen diesen Stellen imaginiert werden, wenn Sie dies als angenehm erleben. Probieren Sie aus und wandeln Sie so ab, wie es IHnen persönlich entspricht-.
Eine gute Zeit wünscht Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser
Leere-ueber einen heimlichen Beziehungskiller und wie Sie ihm auf die Spur kommen
Verzweifelte Paare, die in die Therapie kommen, haben manchmal Schwierigkeiten zu beschreiben, was ihr eigentliches Problem ist: der Kern der Probleme ist dann oftmals wenig mit Worten auszumachen. Irgendwie ungreifbar erscheinen ihre Beziehungsprobleme: Man streite sich wenig, es gäbe aber auch wenig Höhen, wenig Tiefen… aber irgendwie sei die Luft raus, heißt es dann. Stumm und verzweifelt, meist resigniert, wirken die derart Betroffenen. Arbeitet man als Therapeutin mit der eigenen Resonanz zum Geschehen, so wird ein ungeliebtes Gefühl spürbar, von dem die Paarthematik dominiert wird: Leere. Leere kann ein Beziehungskiller sein, der unerkannt, im Verborgenen sein Unwesen treibt.
Gar nicht schlimm?
Leere – wenn dieses Gefühl vorherrschend ist, klingt das für Menschen, die mit diesem Gefühl wenig anfangen können (da sie noch kaum Berührung damit hatten oder auch wenig darum wissen und es somit auch nicht wahrnehmen), wenig schlimm. „Leer“, das ist für sie nah an „Es ist doch nichts“, oder auch nah an einem Zustand, den es doch laut Meditations-und Kontemplationsformen gerade zu erreichen gilt. Der erstrebte Geisteszustand der Versenkung ist hier jedoch nicht am Werk, sondern etwas quälend Anderes, das offenbar schwer zu beschreiben ist -. Leere als „Nichts-Ist“. Wenn „nichts ist“, wie kann man dann darunter leiden? Leere kann, wie wir noch sehen werden, tatsächlich sehr unterschiedliche Qualitäten haben. Leere ist alles andere als „nichts“: wie wird quälend erlebt, versetzt in Starre, stumm machend, verbunden mit tiefen Einsamkeitsgefühlen, gepaart mit Antriebs- und Hoffnungslosigkeit, nah an dem, was man landläufig mit „depressiv“ verbindet. So und ähnlich beschrieben Betroffene nach allmählicher Annäherung ihr Tal der Leere. Oft überdeckt Leere andere starke Gefühle, betäubt, anästhetisiert, wie es in der Fachsprache heißt.
Das Drama der Leere im Dopelpack: Beziehungsleere
Die hier beschriebene Form der Leere möchte ich als biografisch verwurzelte Beziehungsleere bezeichen. Betroffene kennen Beziehungsleere dann seit Kindheitstagen: sie sind als Kinder bei ihren Eltern ständig ins Leere gelaufen, wurden in der Leere stehen gelassen (zum Beispiel nach Trennungen der Eltern oder mit schweren Erkrankungen, hier oftmals nur für Stunden des Tages, aber auch hier mit nachhaltigen Verlust- und Ohnmachtserfahrungen gekoppelt), oder/und erfuhren kaum Resonanz auf ihnen wichtige Gefühle und Ereignisse. Diese Grunderfahrung der Leere, insbesondere in ersten wichtigen Beziehungen, kann dazu führen, dass diese Kinder als Erwachsene weiter suchen, um endlich einen Menschen zu finden, bei dem es eine Auflösung gibt für die in der Kindheit so schmerzlich erfahrene Leereerfahrung. Besonders schwierig wird es, wenn beide Partner als Kinder Leereerfahrungen gemacht haben – und zugleich keine angemessenen Auflösungen gefunden haben. Im ungünstigen Falle verstummen und erstarren dann beide Partner, beide „Kinder der Leere“. Trotz bester Absichten, trotz eigentlich vorhandener Liebe, steckt dann die Liebe im Leere – Drama fest. Oft endet dies mit Trennung und wiederholt sich tragischer Weise, wird der Prozess nicht erkannt, mit neuen Partnern, nur in anderer Besetzung.
Gefangen in der Leere- wenn ungute Beziehungen kein Ende finden
Menschen mit existenziellen Beziehungsleereerfahrungen treffen aud wundersam anmutende Weise immer wieder auf andere Menschen, die ähnliche Kindheitserfahrungen gemacht haben und bei näherem Betrachten in Bindungsmustern starke Ähnlichkeit mit ihren Eltern zeigen. Die neuronalen Prägungen ziehen in Resonanz magnetisch Vertrautes an: nur unter jeweils anderen Gewändern. Wenn die Partner-Wahl auf jemanden gefallen ist, an dem ungute Erfahrungen wiederholt werden (etwa mit Suchtkranken oder bindungsunfähhigen Partnern), dann ist der Beziehungsalltag meist massiv belastet, dann mutet es für Außenstehende wundersam an, dass Betroffene ihre Partner, trotz fortwährend beschriebener negativer Erfahrungen, nicht verlassen oder wie sie es selber erleben, nicht verlassen können. Für die Betroffenen selbst ergibt ihr Verhalten auf einer tieferen Ebene durchaus Sinn: sie hoffen, dass die Geschichte diesmal doch endlich einmal gut ausgehen möge. Es ist in ihnen etwas offen geblieben, in der Gestalttherapie spricht man von der offenen Gestalt, die geschlossen werden muss. Bei Trennungshemmung trotz unzumutbarem Beziehungsgeschehen sind oft kindliche Leereerfahrungen wirkmächtig: da auch die mit Trennungen einhergehende befürchtete Leere unaushaltbar erscheint, wirkt Trennen letztlich schlimmer als Bleiben, ebenso wie die Hoffnung, dass es doch noch gut ausgeht und die offene Gestalt sich schließen kann, ebenso. Oftmals kehren diese Betroffenen auch nach ersten Trennungsschritten wieder um, da die sich ihnen auftuende Leere als unüberwindbarer Abgrund erscheint: Allein-Sein löst beängstigende Leeregefühle aus, fällt auf traumatisch besetzten Boden. Betroffene haben noch keinen Weg gefunden, wie ihr Leben, abseits einer Beziehungsfixierung, erfüllt sein könnte: eine Wüste der Leere muss durchschritten werden, mit vielen Tälern von Einsamkeits- und Sinnlosigkeitsgefühlen, die neben anderen massiven Gefühlen unter der Leere verborgen sind. Kann dieses Leere – Erleben verwandelt werden, ist manchmal auch eine Partnerschaft wieder möglich – und erfüllt. Damit dies möglich wird, müssen beide Partner aktiv werden.
Kreativ-Coaching: Wege aus der Leere
Selten ist es Betroffenen bewusst, unter „Leere“ zu leiden…Betroffene beschreiben mehrheitlich Diffuses und nicht Greifbares, Leere tritt erst allmählich zutage. Wenn Sie sich mit Ihren Leeregefühlen stärker auseinandersetzen möchten, können das kreative Tun im Kreativ-Coaching der Woche ein erster Anstoß für Ihren Prozess sein. Wenn Ihr Partner dazu bereit ist, kann es bereichernd sein, zusammen zu gestalten und anschließend darüber zu sprechen. Auf kreativem Weg können Sie auf ungewöhnliche Weise etwas über sich erfahren, indem Sie vertraute Wege verlassen und neue Gehen…die Veränderung passiert unmerklich, spielerisch, je mehr Sie sich einfach von Ihrer Aufgabe mitreißen lassen.
Für die heutige Übung brauchen Sie mindestens 30 Minuten Zeit, ein großes Blatt und ein paar alte Zeitschriften, die Sie nicht mehr benötigen, mit Bildern, die sie ausschneiden können sowie ein paar Stifte.
Beginnen Sie nun mit dem Gestalten einer Collage: Knicken Sie zunächst ein größeres Blatt in drei gleich große Teile, sodass drei senkrechte Spalten entstehen. Gestalten Sie auf die linke Seite ein Bild, das die Überschrift „Leere“ trägt…
….auf die äußerst rechte Seite nun ein Bild, das für Sie das Gegenteil darstellt.
Betrachten Sie beides und gestalten nun in die Mitte Verbindungen zwischen beiden Seiten. Finden Sie auch für diese beiden Seiten eine Überschrift.
Wenn Sie gern weiterarbeiten möchten, gehen Sie nun noch einen Schritt weiter: stellen Sie sich vor, dass Ihre Collage Schauplatz eines Märchens ist. Lassen Sie diese Geschichte auf der linken Seite beginnen. Starten Sie mit dem Satz „Das hatte sie nicht erwartet“… Was ist davor passiert? Schreiben Sie einfach los und lassen Sie die Geschichte sich weiterentwickeln bis sie gedanklich auf der rechten Seite Ihrer Collage angekommen sind.
Welche hilfreichen Aspekte können Sie aus Ihrer Collage gewinnen, und welche aus Ihrer Geschichte?
Sprechen Sie mit Ihrem Partner, wenn möglich…
Wenn Ihnen die kreative Arbeit Freude macht, liefert das Buch von Nick Bantock weitere Anregungen. Wenn Sie sich näher mit abhängigen Beziehungen beschäftigen möchten, ist sicher Ich will mein Leben zurück von Jens Flassbeck interessant.
Gute Ostertage und Raum für Neues wünscht
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser
Zuverlässiges Navi gesucht? Wie das Herz zum Kompass wird
Neue Orientierung finden mit dem eigenen Herzen? Bei solchen Aussagen sind viele Menschen geneigt, abzuwerten und solche Worte in die abstruse, wenig bewiesene Ecke zu ordnen: das Herz, ist das nicht nur etwas für Romantiker und Esoteriker? Die Wissenschaft zeigt uns Neues: Das Herz ist nicht lediglich ein dumpfer Pumpensumpf zum Bluttransport, sondern ein kluges und komplexes „Herzgehirn“. In dieser Entdeckung liegen ungeahnte Chancen zu einem besseren Leben. Wie das Herz Menschen mit Kindheitsbelastungen auf dem Weg zu mehr Lebensqualität ein wertvoller Kompass sein kann, darum geht es im heutigen Blogbeitrag.
Frau T. hat einen Entschluss gefasst: Schluss mit Zielen und Vorsätzen für 2016! Ihre Orientierung will sie ändern: Nicht mehr zukunftsorientiert, nicht mehr „höher, schneller, weiter“, sagt sie, sondern achtsam aus ihrem Herzen im Jetzt leben wolle sie. Das andere habe nichts gebracht, schimpft sie energisch. Sie bemerke, dass weder „weniger Kilos“ noch „mehr gemessene Schritte“ sie bislang wirklich erfüllt hätten. Gut habe sich ihr Leben immer nur dann angefühlt, wenn ihr Herz berührt worden wäre: Beim Singen im Chor, in Ruhestunden mit ihrer Katze, beim Wandern in der Abgeschiedenheit fällt ihr ein.
Viele Menschen aus belasteten Familien beklagen einen Mangel an Orientierung (insbesondere dann, wenn das Kreisen um die Erkrankten aus der Familie weniger werden soll) – Sie fühlen sich verunsichert. Gerade zu Beginn ein neuen Jahres geht es vielen dann neuerlich und insbesondere um „die richtigen“ Ziele und Vorsätze. In Gazetten ist alljährlich davon zu lesen…und immer scheinen diese festen Vorsätze dann doch zu scheitern, immer wieder geraten die Vorsätze irgendwie doch in Vergessenheit. Selbst, wenn Menschen einen Teil ihrer Ziele erreicht haben, scheinen sie nicht wirklich zufrieden: irgendetwas fehlt weiterhin, die Suche geht weiter. Ziele und Vorsätze, die lediglich die eigene Perfektion, die Selbstoptimierung in den Blick nehmen (schlanker, fitter) erweisen sich als wenig hilfreich. Anke Engelke hat dazu in der ARD eine interessante Film-Dokumentation präsentiert: Fast perfekt
Zufrieden beschreiben sich Menschen oft erst dann, wenn sie mit dem Herzen dabei sind, wenn Herzensberühung spürbar wird. In Konzerten etwa, wie es Frau T. beschreibt, im gesehen und mit-gefühlt Werden, in einem von Leidenschaft geprägten Tun, bei dem Zeit und Raum vergessen werden. Eine neue Orientierung wird erforderlich. Zufriedenheit und Glück scheint sich nicht allein über „das ganz große Rad Drehen“ einzustellen, sondern ein neuer Kompass ist gesucht: manche entdecken dabei ihr eigenes Herz als zuverlässigen Navigator. Achtsam leben aus dem eigenen Grund, nennt es Willigis Jäger und schlägt die Brücke in eine umfassende Liebe . „Was wir am Ende unseres Lebens in Händen haben, sind nicht unsere Leistungen und unsere Werke. Wir werden uns vor allem die Frage stellen müssen, wie viel wir geliebt haben.“ (W.Jäger, Perlen der Weisheit, S.97)
Gerade Menschen mit Kindheitsbelastungen stellen sich oft in Frage, vergleichen sich mit anderen: Bin ich gut genug, müsste ich nicht besser sein, mich nicht noch mehr kümmern?…Da zwei zentrale Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Verbundenheit und das Bedürfnis nach Wachstum, oftmals in der Kindheit zu kurz kamen, sind Menschen mit Kindheitsbelastungen bestimmt vom Mangel: unterwegs auf der Suche nach Ersatzbefriedigungen. Die Suche geht weiter und weiter, da verständlicher Weise versucht wird, diesen Mangel zu kompensieren, Abhilfe zu schaffen: Chatten und Shoppen statt Liebe lautet dann etwa ein Ersatzbefriedigungs-Muster.
„Ersatzbefriedigungen nennt man das, was nun fortan zunehmend an Bedeutung für die betreffende Person gewinnt und dazu führt, dass ihre ursprüngliche Offenheit, Beziehungsfähigkeit, uneingeschränkte Neugier und Gestaltungslust in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Dann werden allzuleicht Dinge bedeutsam, die in Wirklichkeit völlig unwichtig sind…“ ( Hüther (2014): Was wir sind und was wir sein könnten, S.46)
Auch die Medizin nimmt das Herz als heilendes Zentrum zur Kenntnis. Servan Schreiber arbeitet als Vorreiter der emotionalen Medizin mit „Herzkohärenz“ und beschreibt ungewöhnliche Heilungswege, gerade auch über die Zuhilfenahme des Herzens. Arbeit mit Herzkohärenz sowie entsprechende Studien werden anschaulich hier im wertvollen Blogbeitrag auf MyMonk beschrieben.
Wirkliche Zufriedenheit bei Menschen mit Kindheitsbelastungen stellt sich meist erst dann ein, wenn sich Orientierung ändert. Diese geht einher mit neuem Erleben und in der Folge auch neuem Verhalten: Diese Art und Weise, in der Welt zu sein, scheint mehr Einfluss auf eine besser empfundene Lebensqualität zu besitzen als ein Bündel von selbstentfremdeten Zielen. Ein Mehr an Achtsamkeit, ein mehr an Erleben mit allen Sinnen zeigte sich in Befragungen an Betroffenen als hilfreich (AWOKADO-Konzept Barnowski-Geiser 2015).
Ein Herz ist nicht wie das andere: Sie müssen selbst herausfinden, was Ihr Herz genau möchte. Und das braucht Zeit, Raum und Übung: wie immer! Und Vorsicht: Sie riskieren, dass Ihr Leben sich verändert, wenn Sie Ihrem Herzen wirklich zuhören.
Kreativ-Coaching Mein Herzens-Kompass
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit für sich, in einem Raum, in dem Sie ungestört sind. Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu Ihrem Atem, indem Sie ihn für einige Minuten nur wahrnehmen… Legen Sie nun eine Hand auf den Bereich Ihres Herzens, so wie es angenehm für Sie ist. Atmen Sie in Ihr Herz: Stellen Sie sich vor, dass Ihr Herz sprechen kann und Ihnen erzählt, was es gebrauchen kann. Nehmen Sie sich Zeit zuzuhören und notieren Sie anschließend Wichtiges. Wie können Sie Ihre Herzenslust leben, z.B. aus dem Herzen singen, mit dem Herzen sehen, zur Herzensmusik tanzen etc. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Herz ab sofort dem ihm zustehenden Raum und Gehör findet:
Nehmen Sie in den nächsten Wochen bei anstehenden Entscheidungen und Problemen Ihr Herz mit dazu, vertrauen Sie auf Ihre Herzensweisheit. Das bedeutet nicht, den Kopf nur noch auszuschalten: sondern Ihre Entscheidungen um ein wesentliche Ebene zu bereichern.
Mehr zum Thema
auch eine literarische Arbeit von Sergio Bambaren
Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms.
Weihnachtsfest jetzt neu gestalten…anders feiern mit dem inneren Team
Wenn Kindheiten belastet waren, waren es oftmals auch und sogar besonders die Feiertage. Gerade an diesen Tagen kommen dann alte ungute Erinnerungen auf – manchmal nicht einmal bewusst wahrgenommen, legt sich plötzlich eine atmosphärische Schwere über die sogenannten Feiertage – und so sind diese dann leider alles andere als ein Fest für Betroffene.
Wenn Kindheitsfeiertage weniger schön waren, so kann ein wichtiger Helfer unsere Vorstellungskraft sein. Mit unserer Vorstellungskraft können wir diese Feiertage so schön gestalten, wir wir es jetzt gerade wünschen. Hierbei kann das sogenannte innere Team helfen.In dieser Methode, angewendet etwa in der imaginativen Traumatherapie, Integrativen und systemischen Therapie, arbeiten wir Anteilen aus verschiedenen Alterstufen, die wir in uns tragen: nicht real, sondern als Teile, die wir wiederbeleben können. Das ermöglicht, eine neue Welt zu schaffen: auch eine reizvolle Aufgabe zu der Ihre Kreativität gefragt ist und der Mut, Dinge anders zu tun! Wen laden Sie zu Ihrem Fest ein? Ihr inneres Schulkind, die Pubertierende die alte weise Frau…Sie wollen das ausprobieren?
Kreativ-Übung Inneres Team
Dann nehmen Sie, wie Sie es schon öfter hier geübt haben, eine kleine Auszeit vom Alltag…suchen Sie zunächst einen ungestörten Platz. Gehen Sie nun ganz mit Ihrer Achtsamkeit auf Ihren Atem…nur wahrnehmen, wie Sie ein und ausatmen…nicht bewerten…nun stellen Sie sich, wenn Sie mögen, vor, dass Sie mit jedem Atemzug, wie mit einem Fahrstuhl, tiefer zu sich selbst und Ihren inneren heilsamen Bildern sinken.
Begrüßen Sie nun sich selbst im Schulkindalter… was hat dieses Kind an und wie sieht es aus…Holen Sie es in Ihrer Phantasie mit an einen gedeckten Tisch… fragen Sie es, wie es sich ein tolles Weihnachtsfest vorstellt…und nun die Pubertierende…gehen Sie auf die gleiche Weise vor . Setzen Sie auch sie dazu…
Und die weise reife Frau in Ihnen…lassen Sie nun alle miteinander sprechen. Moderieren Sie zum Thema: wie wir uns ein wunderbares Weihnachtsfest gestalten! Notieren Sie anschließend Einfälle, Gedanken und Planungen
Vielleicht haben Sie eine ungewöhnliche Feier geplant: bewerten Sie dies nicht, es ist Ihre kreative Feier, die genau den Wünschen Ihrer inneren Anteile, Ihres inneren teams entspricht- vielleicht abseits der Norm oder ganz konventionell… sie können dieses Bild in den nächsten Tagen wandeln, vertiefen….Kommen Sie einfach immer mal wieder zu Ihrem inneren Weihnachts-Team zurück…es ist immer an Ihrer Seite, Sie können es auch bei anderen Fragen zur Hilfe nehmen und es noch erweitern…
Wenn der Kontakt schwierig war, geben Sie Ihrem team Zeit: vielleicht braucht es wiederholte liebevolle Ansprache, bevor es wieder koooperiert!
Lust auf mehr? Professorin Luise Reddemann hat diesem Thema eine CD , erschienen bei Klett Cotta, gewidmet, mit Musik und Anleitungen, auch zur Arbeit mit dem inneren Team.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team kreative Adventstage- mit Vorfreude auf das Neue, das Sie kreiieren!
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser
Bildhauer deines Lebens (mit Übung Skulpturenpark)
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: so spricht der Volksmund, um die Weitergabe bestimmter Eigenschaften von Generation zu Generation zu pointieren. Dieser Weisheit scheinen gerade manche Menschen aus belasteten Familien unbewusst zu folgen: sie schreiben sich vor allem Negatives aus ihren Familien zu, machen es sich wiederholt zu eigen. Auch wenn Kinder belasteter Eltern höhere Risiken für eigene Erkrankungen haben gegenüber Kindern aus nicht belasteten Familien, so bedeutet das jedoch nicht (und das zeigen aktuelle Studien), dass sie selbst zwangsläufig erkranken müssten, etwa Kinder trinkender Eltern zwangsläufig selbst zu Alkoholikern würden. Es gibt offenbar Schutzfaktoren, die diese Weitergabe von Generation zu Generation (auch Transmission in der Fachsprache genannt) verhindern. Eine gute Nachricht: Die weitaus höhere Zahl der Kinder von belasteten Eltern erkrankt nicht selbst an der elterlichen Sucht.Schauen wir jedoch allein auf die Weitergabe der Sucht, so greift das m.E. zu kurz. Denn: viele Betroffene im Erwachsenenalter leiden dennoch an der Qualität ihres Lebens. Sie fühlen sich schlichtweg nicht gut in ihrer Haut – sogar auch dann, wenn sie ein scheinbar erfolgreiches Leben führen. Da sie über viele Jahre Schweres erlebt haben, fällt es ihnen schwer zu glauben, dass Veränderung möglich ist: Oftmals fehlt überhaupt eine Vorstellung davon, was ein gutes Leben ausmacht und wie es sich anfühlt, da mit Eltern leb(t)en, die ihnen wenig Modell für ein gelingendes Leben sein konnten. Und wenn etwas gut läuft, so haben Betroffene durch ihre vielen ungünstigen Erfahrungen gelernt, diese gute Phase lediglich als Zwischenstadium zur nächsten Katastrophe zu interpretieren. Hier hilft es, manchmal leider nur unter großer Anstrengung, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, die Selbstwirksamkeit und die aus den Kindheitstagen ebenso erwachsenen Stärken wiederzuentdecken, den Glauben an die Möglichkeit eines guten Lebens zurückzugewinnen. Als Voraussetzung zu diesem notwendigen Perspektivwechsel zeigte sich, dass die Betroffenen in der Lage waren, ihre Sicht als Erleidende, (in der sie sich, durchaus nachvollziehbar, als „Opfer“ ihrer erkrankten Eltern erlebten), allmählich zu wandeln und dem Wunsch folgten, aktiv ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schon der Philosoph Foucault sah im Menschen einen „Gestalter“ , im Sinne einer Lebenskunst. Die Integrative Therapeutin und Mitbegründerin der Posietherapie Ilse Orth spricht in diesem Zusammenhang vom „Bildhauer der eigenen Existenz“.
Vielleicht nehmen Sie sich Zeit für eine passende Übung,die diesen Gestaltungsprozess auf kreativem Wege folgt. Dafür sollten sie mindestens 30 Minuten Zeit einplanen.
Übung: Skulpturenpark
Gehen Sie, wie schon in den vorhergehenden Übungen angeregt, zunächst in Ihre Atemachtsamkeit…Stellen Sie sich nun vor, dass Sie mit jedem Atemzug ein Stück tiefer zu ihren inneren Bildern reisen…
Vor Ihnen liegt ein wunderbarer Park im Sonnenschein. Sie wandern hindurch, spüren mit jedem Schritt das Gras unter ihren Füßen, spüren die Sonne auf Ihrer Haut. Sie hören die vielfältigen Geräusche im Park, sehen den Farbreichtum.
Nun entdecken Sie, dass hier viele unterschiedliche Skulpturen stehen, die jeweils den Namen einer Person tragen. Offensichtlich hat ein Künstler dem Leben dieser Person Gestalt in einer Skulptur gegeben…Sie wandern an vielen Skulpturen vorbei, die ganz unterschiedlich aussehen. Sie bekommen eine Anmututng über das Leben des jeweiligen Person.
Nun stehen Sie vor einer Skulptur, die Ihren eigenen Namen trägt. Schauen Sie das Werk genau an. Wie sieht es aus? Aus wechem Material ist die Skulptur, aus welcher Farbe? Sehen Sie Ihre Skulptur aus unterschiedlicher Perspektive an.
Betrachten Sie diese Skulptur nun mit einem wertschätzenden Blick: Was gefällt Ihnen besonders? Was macht die Skulptur einzigartig gegenüber den anderen Kunstwerken?
Möchten Sie der Skulptur noch etwas hinzufügen?…Tun Sie das nun in Ihrer Fantasie…
Vielleicht malen Sie die Skulptur später und versehen sie mit einem passenden, ergänzenden Titel.Werden Sie Bildhauer Ihres Lebens…vom Papier sind es nur wenige Schritte bis in Ihr Leben!
(Übung in Anlehnung an Barnowski-Geiser, 2009:Hören, was niemand sieht)
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Vater, Mutter, Sucht – Wie erwachsene Kinder suchtkranker Eltern trotzdem ihr Glück finden.
Vater, Mutter, Kind: dieses alte Kinderspiel erfährt in Familien mit Suchtkranken eine tragische Abwandlung. Wenn Eltern suchtkrank sind, nehmen ihre Kinder einen anderen Platz ein, als es bei Kindern mit gesunden Eltern der Fall ist. Bei einem Menschen, der an einer Sucht leidet, kommt diese immer an erster Stelle. Die Sucht nimmt den Platz ein, der eigentlich den Kindern zusteht. Das Handeln des Süchtigen ist nicht auf seine Kinder, sondern auf sich und das Suchtmittel konzentriert, letzteres ist bei Suchtkranken der Dreh- und Angelpunkt. Wie und wann ist das Suchtmittel zu bekommen? Wie ist es zu vermeiden. Das sind die Fragen, die den Alltag bestimmen. Die Gedanken eines alkoholkranken Elternteils kreisen letztlich nur darum, wie er an Alkohol kommen kann, der Tablettensüchtige denkt ständig an seine Tabletten, der Drogensüchtige an seinen Stoff, der Workaholic an seine Arbeit usw. Dies bleibt nicht ohne Folgen für das System, für die Umgebung, in der Suchtkranke leben, hier vor allem für die Familien. Der Gebrauch des Suchtmittels greift in das Familienleben ein, bestimmt, wie die Mitglieder zusammen leben können oder eben auch nicht mehr.
So bekommen Kinder aus Suchtfamilien ungewollt einen Platz zugewiesen, der ihnen wenig gerecht wird. Die mit der elterlichen Sucht einhergehende Belastung wird nie mehr von ihnen weichen, denn wie eine Betroffene es ausdrückte: »Suchtkind bleibt man ein Leben lang!« Selbst wenn sie das Elternhaus schon lange verlassen haben oder der süchtige Elternteil verstorben ist: Sucht gleicht einem Zombie, der die Seelen der Kinder zu zerfressen droht – und das unbemerkt. Die Menschen aus dem Umfeld werden leicht zu Statisten, zu hilflosen Zuschauern, die unbeteiligt wegsehen, weil das Leid und die Ohnmacht zu unfassbar erscheinen, nicht begreifbar, nicht veränderbar. So sehen Erzieher/innen, Lehrer/innen und Nachbarn in der Regel untätig zu, während sich hinter den verschlossenen Türen der Suchtfamilie womöglich tagtäglich Dramatisches abspielt. Die Kinder dürfen nicht über ihr Leid sprechen, die Eltern schweigen aus Scham. Wenn sie doch mit ihrer Sucht an die Öffentlichkeit gehen, finden sie vielleicht einen Platz, an dem ihnen geholfen wird, ihre Kinder dagegen bleiben meistens selbst dann noch auf tragische Weise im Abseits.
Kommt die Sucht, wie so oft, nicht laut, sondern mehr schleichend, leise daher, wird es noch schwieriger, sie zu erkennen. Die Belastung für die Betroffenen nimmt immens zu, denn sie fragen sich, ob es diese Sucht überhaupt gibt oder gab, ob sie sich diese nur einbilden. »Ist das nicht normal, was meine Eltern da gemacht haben!«, lautet dann die Frage der Verunsicherten, oder: »Ist es nicht normal, dass Mama täglich Tabletten nimmt, die sie doch braucht!«, »Ist es nicht normal, ein paar Bier zu trinken?«, »Ist es nicht normal, auf sein Gewicht zu achten?« Oft noch als Erwachsene sind die Kinder suchtkranker Eltern tief verunsichert.
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Übung 4: Bin ich ein „Suchtkind“?
Vielleicht fragen Sie sich, ob sie selbst zum Kreis der betroffenen Erwachsenen gehören, die hier (auch im Buchtitel) angesprochen werden. Das wäre sehr typisch für die Art und Weise, wie erwachsene Kinder aus Suchtfamilien mit ihrer Kindheitsbelastung umgehen. »Suchtkinder«, wie ich erwachsene Kinder suchtkranker Eltern hier im Folgenden nennen möchte, nehmen oft grundsätzlich an, dass dieses Thema aus Kindertagen erledigt sei, und zum anderen, dass sie keine Probleme haben, oder wenn doch, dass diese Probleme (Symptome etwa körperlicher Art) nichts mit der früheren Situation in der Herkunftsfamilie zu tun haben. Dies kann ein tragischer Fehlschluss sein, mit weitreichenden Folgen für Ihre Lebensqualität…
Zitate aus Befragungen (2008/2009; 2015) im Folgenden unkommentiert: Vielleicht finden Sie sich oder jemanden, der Ihnen wichtig ist, in diesen Aussagen wieder?
Die nachfolgenden Zitate stammen von Erwachsenen, die über mehrere Jahre mit suchtkranken Eltern gelebt haben:
„Es (das Suchtverhalten/ Anm. d.Verf.) war in unserer Familie zu einem stummen Thema geworden!“/Frau L.
„Es ging fortwährend darum, dass wir nach Außen eine perfekte Fassade lieferten – wie es mir ging, spielte keine Rolle!“/Frau I.
„… denn offensichtlich ist dieser familiäre Wahnsinn das Leben!“/Frau H.
„Wenn meine Mutter schreckliche Dinge im Suff getan hatte, taten alle so, als wäre nichts passiert!“/Frau Z.
„… ich bettle schon ein Leben lang um Liebe.“/Frau I.
„Entsetzt bemerkte ich, dass es dieses „Ich“ nicht mehr gab!“ /Frau I.
„… ich verschwinde, während ich sein Verschwinden zu verhindern suche.“/Frau E.
„Wir sind du und du bist wir!“/Frau E. zur Einstellung ihrer Mutter
„Ich habe lieber, wenn etwas Schreckliches passiert! – Wenn es mal gut ist, warte ich nur auf das Schreckliche- das WARTEN ist noch furchtbarer“/Frau I.
„Vielleicht hätte ich ihn mehr lieben müssen! Dann hätte mein Vater vielleicht nicht getrunken“ (Frau S.)
„Ich tanze auf einer Hochspannungsleitung im kühlen Korsett!“/Frau P.
„Und ich war ihrer Ansicht nach schuld, dass sie immer mehr trank…“/Herr I.
„Drogen waren für meine Eltern „Lifestyle“- sprach ich von Belastung wurde ich ausgelacht und als spießig dargestellt.“/Herr H.
„Bei uns zu Hause gab es gar keine Grenzen.“/Frau O.
„Ich habe oft schon Angst gehabt, bevor meine Mutter nach Hause gekommen ist/Felix
„…alle Männer in unserer Familie waren depressiv…und süchtig.“ (Frau G)
„Ich kann ihm wirklich nicht die Mutter ersetzen!“ (Frau R.)
„Wir waren voll mit Gefühlen, die aus der Suchterkrankung resultierten und doch durften wir nie über unsere Gefühle reden. Gefühle waren das absolute Tabu!“/Herr I.
Wenn einige dieser Aussagen auch von Ihnen stammen könnten und sie sich zugleich schon lange fragen, ob das Verhalten ihrer Eltern mit dem Etikett „süchtig“ zu bezeichnen ist/war, dann könnten das Hinweise auf eine (möglicherweise auch verdeckte) elterliche Suchterkrankung oder andere familiäre Belastungen in der Kindheit sein. Vielfach ist die elterliche Suchterkrankung, wie Suchtkinder oftmals fälschlich annehmen, nicht nur an der konsumierten Menge fest zu machen (und auf die Kontrolle und Beweisführung wird oft viel Energie bei Angehörigen verwendet): Bedeutsamer und wirksamer für den eigenen Weg der Suchtkinder ist das Aufspüren krankmachender Familiendynamiken sowie der spezifischen Familienatmosphäre. Denn diese Dynamik und Atmosphäre kann massive Auswirkungen auf das Erleben der Suchtkinder haben, sogar wenn sie viele Jahrzehnte zurückliegt. Wenn Sie sich oftmals, (scheinbar grundlos) leer, schuldig und „unnütz“, nicht „richtig“, nicht zugehörig oder wertlos fühlen ( obwohl sie z.B. „objektiv“ viel leisten), dann kann die Wurzel dieser Gefühle in elterlicher Suchterkrankung begründet sein.Dann kann es für Sie wichtig sein, sich mit Familienatmosphären näher zu beschäftigen. Häufig stellen Suchtkinder in dieser Beschäftigung fest, dass diese negativen Stimmungen und Gefühle eigentlich gar nicht zu ihnen gehören, sondern zu ihren belasteten Eltern. Diese haben sie über Jahre während ihrer Erkrankung, meist unbewusst, an sie weitergegeben oder abgegeben (delegiert).
Zusatzanregung: Suchen Sie ein Musikstück, das erzählt, wie Sie sich eine gute Familienatmosphäre vorstellen…Lassen Sie sich Zeit: Hören Sie in den nächsten Tagen Stücke im Radio oder zu Hause bewusster aus dieser Perspektive.
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Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich, wie viele professionell Tätige in diesem Bereich, mit erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien gearbeitet, ohne wirklich das Ausmaß ihrer Belastung zu kennen. In meiner Praxis, in der Schule, in Ausbildungszusammenhängen gehörte dieses Thema zu meinem Aufgabenfeld, doch ich bemerkte zunächst nicht, wie weitreichend die Folgen der elterlichen Suchtbelastung wirklich waren – ich wusste ebenso wenig darum wie die Betroffenen selbst. Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien ahnen oftmals nichts von ihrer Belastung und deren Ausmaß, sie sprechen nicht über ihre Herkunftsfamilie, scheint das alles doch viel zu lange her zu sein. Viele wissen nicht mehr, dass ihnen etwas angetan wurde – aufgrund diffuser körperlicher und seelischer Beschwerden merken sie nur, dass irgendetwas nicht mit ihnen stimmt. Da ihnen das Ausmaß selbst nicht bewusst ist, sie zudem gelernt haben, zu tabuisieren und zu verdrängen, sprechen sie nicht über das in der Kindheit Erlittene. Betroffene lebten und leben mit Eltern, die ihre Sucht verleugnen, und so verleugnen sie selbst, was ihnen angetan wurde.
Es soll nicht etwa »Grässliches«, Schlimmes und Traumatisches, das in Suchtfamilien passiert ist, gewaltsam an die Oberfläche gezerrt oder als Sensation zur Schau gestellt werden, vielmehr wird versucht, mit Hilfe eines gemeinsamen Blicks auf die kindliche Vergangenheit, eine neue Basis für ein zufriedeneres Leben mit sich und anderen zu schaffen.
Frau L. 44 Jahre: „Ich habe eigentlich neu laufen gelernt!“
„Ich fühlte mich vor der Therapie wie in einem Hamsterrad gefangen. Alles war schwarz und grau. Ich sah und spürte nichts mehr, ich wusste weder, wo ich hinwollte, noch warum sich alles so furchtbar anfühlte – ich gab mir daran die Schuld. Jetzt fühle ich mich gut, was mir auch sehr fremd ist, da es das in meinem Leben so wenig gab. Da brauche ich immer wieder Mut, dem Neuen zu vertrauen. Ich glaube, mir hat geholfen, dass ich in der Therapie Schritt für Schritt Begleitung hatte. Ich musste bei jedem noch so kleinen Schritt Hilfe haben, ob er gerade wieder wirklich für mich stimmig ist, ob es richtig ist für mich – oder ob ich nur reagiere auf das, was andere erwarten.
Das war mühsam, aber ich empfinde nun oftmals Frieden und Freude. Ich musste von Stunde zu Stunde Wegweiser haben, um jeweils zu wissen, wie es genau weitergeht. Ich habe eigentlich neu laufen gelernt. Es haben sich neue Ziele und Blickwinkel in dieser Zeit entwickelt. Ich habe meine Belastungen erkannt und abgeworfen.„
Nach meinen Erfahrungen können erwachsene Kinder, auch wenn die Erfahrungen mit süchtigen Eltern schon Jahrzehnte zurückliegen, nur dann wirkliches Verständnis für sich selbst, ihr Verhalten, ihre Gefühle und ihre Nöte entwickeln, wenn sie einen Blick auf das, was ihnen angetan wurde, wagen. Oftmals sind sie erst dann in der Lage, ihre Stärken zu würdigen und Rollenmodelle des eigenen Lebens zu verstehen – im Buch Vater, Mutter, Sucht ermöglicht ein Selbsttest darüber näheren Aufschluss. Mittels meiner Forschungen und Praxiserfahrungen habe ich das AWOKADO-Programm zusammengestellt, das Suchtkinder auf dem Weg in ein glücklicheres Leben unterstützen kann; auch professionell Tätige können es bei der Arbeit mit Suchtkindern einsetzen. Wer verdrängt, steckt fest! Wer hinschaut und aktiv wird, kann wachsen – …
Text in Anlehnung an eine Leseprobe zu Vater, Mutter, Sucht beim Klett-Cotta-Verlag.
Übung 3: Mein Weg zum besseren Leben
In der letzten Übung haben Sie Ihre „Besser-Leben-Landschaft“ gemalt und gestaltet. Vielleicht werfen Sie nun noch einmal einen Blick auf diese Landschaft – falls Sie diese noch nicht gestaltet haben, holen Sie dies doch heute nach…
Betrachten Sie nun mit Ruhe…Was gefällt Ihnen an Ihrer-Besser-Leben- Landschaft? Möchten Sie heute noch etwas verändern, dass Sie jetzt gern anders hätten? Dann nehmen Sie sich ein wenig Zeit und malen/gestalten das ein.
Im nächsten Schritt suchen Sie bitte ein größeres Papier als das aus der letzten Übung oder Sie legen gerade so viele Blätter um Ihre Besser-Leben-Landschaft herum, wie erforderlich sind, um einen Rahmen zu erstellen.
Wenn ihr Bild nun eingerahmt ist, lehnen Sie sich ein wenig zurück… Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu Ihrem Atem (so wie wir es hier schon geübt haben) und treten ein wenig beiseite. Stellen Sie sich vor, dass Sie mit jedem Atemzug ein Stück mehr zu sich und Ihren inneren Bildern kommen.
Gehen Sie nun der Frage nach, welche Umgebung Ihre Besser- Leben-Landschaft braucht, damit sie entstehen kann. Welche Farben, Personen, Tiere, Menschen, Formen, Worte, Sprüche…
Suchen Sie nun Verbindungen zwischen Rahmen und Landschaft, malen sie alles herum, was Ihnen wichtig erscheint. …Folgen Sie jeweils Ihrem ersten Impuls.
Nun schauen Sie noch einmal hin: Wo in dieser Gestaltung befinden Sie selbst sich gerade. Gibt es einen Punkt in der Landschaft, an Ihrer Grenze, im Rahmen oder weiter außerhalb? Stellen Sie Verbindungen von Ihrem Standpunkt zur Besser-Leben-Landschaft her. Greifen Sie Formen, Farben und Verbindungen auf. Vielleicht müssen Sie auch Hinderungen, Menschen, Gegenstände auf andere Plätze setzen, übermalen, herausschneiden…seien Sie aktiv und spielerisch, weniger kopflastig. Für eine kreative Gestaltung sind Sätze „Wie soll das gehen?“ …und „das ist doch Kinderkram!“ meist hinderlich.Falls diese Fragen in den Vordergrund rücken, gestalten Sie sie als Teil des Bildes mit.
Schauen Sie nun alles Entstandene noch einmal an: Welchen Schritt zu Ihrem besseren Leben nehmen Sie sich für die nächste Woche vor? Trauen Sie sich und formulieren diesen Schritt in einem einfachen, positiven Satz.
„Ich werde…„
Wichtig ist, dass Sie einen Schritt, sei er auch noch so klein, wirklich tun. Was auch immer um Sie herum passiert: Sie sind Mitgestalter Ihres Lebens. Wenn ein Angehöriger suchtkrank oder auch anders erkrankt sind gilt: Sie können ihn oder sie nicht ändern, aber sie können Einfluss auf ihr Leben nehmen!
Wenn Gestalten heute schwierig ist, lassen Sie sich Zeit und bearbeiten diese Übung zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Vertiefung:
Gibt es einen Punkt im Bild, der Ihnen am wichtigsten ist? Was macht diese Stelle aus? Finden Sie fünf Begriffe, die diese Stelle beschreiben. Schreiben Sie diese fünf Begriffe auf und hängen diese so auf, dass Sie sie in der nächsten Zeit inspirieren können! Wenn das Visuelle Sie mehr inspiriert, können Sie auch eine Minikopie dieses Ausschnitts anfertigen oder Sie mit Ihrem Handy oder Kamera abfotografieren und als Handy-Upload immer bei sich tragen.
Ich wünsche Ihnen eine gute „Besser-leben-Zeit“.
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser