„Ich brenne jetzt für mich selbst…warum Selbstfürsorge eine Herausforderung für Erwachsene aus schwierigen Elternkonstellationen bedeutet!

„Ich brenne jetzt für mich selbst!“ Diesen Impuls verdanke ich einer Klientin auf dem Weg aus ihrem Burnout. Überrascht findet sie auf der Suche nach  beruflicher Orientierung diesen Satz für sich. Zunächst mag die Aussage im Wochenimpuls vielleicht ein wenig befremdlich wirken. Für sich selbst brennen? Wo doch vielmehr Egoismus in unserer Zeit eher zu bemängeln ist?  Wenn Menschen in einer Familie mit erkrankten Eltern aufgewachsen sind, dann haben Sie meist von Anfang an gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse völlig zurückzustellen, um dem Elternteil in der Krise helfen zu können.  Sie befinden sich gleichsam auf dem Gegenpol von Egoismus: sie neigen eher dazu, wenn sie sich überhaupt in den Blick nehmen, dieses auf sich achten  als puren Egoismus zu interpretieren. Sie setzen meist über Jahrzehnte, weit über ihre eigenen Grenzen hinaus, alles daran, ihre Eltern zu unterstützen, diese etwa von der Sucht wegzubringen, sie aus der Depression zu holen etc. Sich leidenschaftlich für ihre eigenen Bedürfnisse einzusetzen, ist Kindern aus belasteten Familien meist völlig fremd. Oft führen erst Krankheiten wie ein Burnout dazu, nicht mehr ausschließlich für Andere und Anderes zu brennen, sondern endlich auch für sich selbst. Ein wichtiger Schritt auf einem Weg zu mehr Lebensqualität.

Übung: Setzen Sie sich bequem hin. Spüren Sie, wie in den ersten Übungen auf diesen Seiten angeregt, Ihren Atem und wenden Sie sich Ihrem Körper zu…Wenn sie ein wenig mit ihrem Atem und Körper in Verbindung gekommen sind, spüren sie doch einmal nach, ob sie die Flamme, die für sie selber brennt,  in Ihrem Körper spüren können. Lassen Sie sich Zeit… Wenn sie eine Körperstelle gefunden haben, verweilen Sie ein wenig dort. Spüren Sie hin: was erhält diese Flamme, was braucht sie, um ausreichend brennen zu können… Vielleicht gestalten Sie Ihre Flamme auf ein Papier. Malen Sie eine entsprechende Umgebung. Wenden Sie sich in dieser Woche dieser Körperstelle immer wieder einmal zu…

Wenn diese Flamme für Sie in Ihrem Körper nicht auffindbar ist, lassen Sie sich Zeit. Beginnen Sie, diese Flamme zu imaginieren oder malen, so, wie Sie für sie sein müsste.

Sommerfrisch…auf neuen Wegen

Foto: Barnowski-Geiser

Vor der anstehenden „Sommerfrische“ mag ich Ihnen, bevor ich mich für die nächsten Wochen von Ihnen verabschiede, ein wenig Reise-Proviant von hier mitgeben: neu und kostenlos abzurufende Audiodateien zum Buch „Meine schwierige Mutter“ bei Klett-Cotta für Ihre tägliche Praxis sowie einen kleinen Cocktail aus Motivation möchte ich Ihnen anbieten; vor allem auch die Motivation, die Sommerzeit für Ihre Weiterentwicklung im Sinne von Jetzt-besser-leben zu nutzen. Damit ist nicht gemeint, nun täglich in einer erschreckenden Vergangenheit zu wühlen ( viele Kindheitsbelastete fürchten, dass dieses Aufwühlen die ausschließliche „Therapie“ sei oder der einzige Weg zur Heilung ), sondern vielmehr, sich mit Muße auf neue Wege zu begeben. Dies kann möglich werden, wenn wir achtsam für unsere körperlichen, geistigen und seelischen Vorgänge werden, wenn wir alte Negativmuster, die vorher unbewusst abliefen, wahrnehmen und Sie nun mit Neuem, das uns guttut, verbinden. Indem wir diese Vorgänge in unserem Inneren beobachten und nutzen, schaffen wir Raum für unsere Weiterentwicklung.

Neuro spezial für Kindheitsbelastete

Zwei zentrale Botschaften aus aktuellen Forschungen, insbesondere auch der Neurowissenschaften, scheinen für Kindheitsbelastete besonders wichtig:

  1. Das Gehirn ist nutzungsabhängig, es verschaltet sich so, wie es genutzt wurde  ( das betrifft auch die emotionale Nutzung). Im Erleben verschalten sich sich Aktionspotenziale, die Regelkreise bilden aus nebutzt Verschaltungen. Ihre Biografie, Ihre ganz persönlichen Erfahrungen, auch die mit anderen Menschen, sprich die in Ihrer Herkunfts-Familie, haben somit Spuren in Körper, Seele und Geist hinterlassen ( Sie sind nicht „einfach so“ hektisch, panisch etc) und
  2. Das Gehirn verfügt über immense Plastitzität, ist plastisch: es kann immer wieder neu verschaltet und umgebaut werden. Wir können aktiv unsere Vorstellung entwickeln, wie unser Leben sein soll, wie wir uns selbst wünschen und die Neurowissenschaften zeigen uns, dass wir neue neuronale Verknüpfungen lernen, neuronale Muster aufbauen können, die uns gleichsam in ein neues Leben hieven: Üben und Machen müssen das allerdings wir selbst. Weder eine Pille noch ein Guru kann das nach meinen Erfahrungen für uns bewerkstelligen. Ebenso geht das nicht, wie manchmal behauptet, in einer Woche oder gar an einem Tag oder womöglich in einer Erfahrung, aber ein Monat mit Praxis kann einen maßgeblichen Veränderungsschritt initieren. Für erwachsene Kinder aus belasteten Familien, von schwierigen Eltern ( auch Müttern), habe ich nach 10jähriger Forschung an Betroffenen, nach Studien einschlägiger wissenschaftlicher Erkenntnisse (insbesondere auch neurowissenschaftlicher, integrativtherapeutischer, leibtherapeutischer, bindungstheoretischer und verhaltensmodifizierender Erkenntnisse), das AWOKADO-Hilfe-Konzept entwickelt: damit können Kindheitsbelastete gezielt üben, sprich: vielleicht auch Sie. Fassen wir zusammen, indem wir 7 wichtige Erkenntnisse aus dem AWOKADO-Hilfeprogramm, hier sehr verkürzt und pragmatisch, zusammenfassen:

1.Früher hat man nicht auf Sie geachtet, wenig ihre Bedürfnisse gesehen?…dann starten Sie im Jetzt mit Ihrer Praxis der Achtsamkeit . Statt überwiegend oder gar ausschließlich um erkrankte Angehörige zu kreisen, richten Sie den Blick nun endlich auch auf sich selbst.

2. Würdigen Sie Ihre Stärken, Ihre persönlichen Ressourcen. Wahrscheinlich hat gerade Ihre Geschichte Sie stark gemacht, Sie zu dem besonderen Menschen geprägt, der Sie heute sind. Sehr wahrscheinlich haben Sie Fähigkeiten und Kostbarkeiten in sich, die Sie wenig oder gar nicht würdigen, so selbst heute übersehen, wie Sie früher übersehen wurden.

3. Neu-Orientierung: richten Sie Ihren Blick nicht auf gestern, sinnen Sie nicht andauernd über das Morgen: versuchen Sie (und das müssen Sie als Kindheitsbelastete wirklich üben) im Jetzt anzukommen.

4. Lassen Sie das Kindliche in sich leben, malen, spielen, singen toben sie…werden Sie kreativ. Nutzen Sie auch die Kreativen Selbsterfahrungen auf diesen Seiten.

5 Suchen Sie aktiv nach Resonanzerfahrungen, suchen Sie Musik für Ihre Stimmungen, lassen Sie Farben, Worte, Bewegungen Ihre Seelenlandschaft beschreiben. Suchen Sie Menschen auf, die Ihnen gut tun.

6 Folgen Sie der Frage: wer bin ich, etwa wenn ich mein Leistungsverhalten verändere…

7 Beobachten Sie Ihre Bewertungen und werden Sie offen für neue…ersetzen Sie den Satz: da kann man nichts machen, wer so eine Kindheit hatte wie ich etc…werden Sie aktiv statt resignativ.

                         So kann heute der erste Tag Ihres neuen Lebens beginnen.

Ich freue mich, dass der Klett-Verlag nun die ersten Audiodateien zur Kreativen Selbsterfahrung für Menschen mit Kindheitsbelastungen öffentlich zur freien Verfügung stellt: so können Sie, von meiner Stimme begleitet, aktiv hörend üben, imaginieren, Achtsamkeit und AWOKADO-Selbsthilfe praktizieren. Im zweiten Teil der Audioversion zur Kreativen Selbsterfahrung aus „Meine schwierige Mutter“ stelle ich Ihnen das stärkende AWOKADO-Ritual vor, das täglich als individuelle Bewegungschoreografie gestaltet und praktiziert werden kann.

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Auch aktuell benutzt man häufiger das Wort „Sommerfrische“ – ein schönes Wort, wie ich finde, kann doch Erholung, Auftanken und das positive Gefühl nach dem Urlaub, so wie es gewünscht wird, gleich in unseren Hirnen Platz nehmen. Mit einem Foto vom gestrigen Sommerabend aus meinem Heimatort Katzem mache ich mich auf den Weg in meine Sommerfrische.

Ich wünsche Ihnen einen guten Sommer,

herzliche Grüße

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Selbstfürsorge: eine Herausforderung!

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Den Impuls dieser Woche verdanke ich einer Klientin auf dem Weg aus ihrem Burnout. Überrascht findet sie auf der Suche nach  beruflicher Orientierung diesen Satz für sich. Zunächst mag die Aussage im Wochenimpuls vielleicht ein wenig befremdlich  wirken. Für sich selbst brennen? Wo doch vielmehr Egoismus in unserer Zeit eher zu bemängeln ist?  Wenn Menschen in einer Familie mit erkrankten Eltern aufgewachsen sind, dann haben Sie meist von Anfang an gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse völlig zurückzustellen, um dem Elternteil in der Krise helfen zu können.  Sie befinden sich gleichsam auf dem Gegenpol von Egoismus: sie neigen eher dazu, wenn sie sich überhaupt in den Blick nehmen, dieses auf sich achten  als puren Egoismus zu interpretieren. Sie setzen meist über Jahrzehnte, weit über ihre eigenen Grenzen hinaus, alles daran, ihre Eltern zu unterstützen, diese etwa von der Sucht wegzubringen, sie aus der Depression zu holen etc. Sich leidenschaftlich für ihre eigenen Bedürfnisse einzusetzen, ist Kindern aus belasteten Familien meist völlig fremd. Oft führen erst Krankheiten wie ein Burnout dazu, nicht mehr ausschließlich für Andere und Anderes zu brennen, sondern endlich auch für sich selbst. Ein wichtiger Schritt auf einem Weg zu mehr Lebensqualität.

Übung: Setzen Sie sich bequem hin. Spüren Sie, wie in den ersten Übungen auf diesen Seiten angeregt, Ihren Atem und wenden Sie sich Ihrem Körper zu…Wenn sie ein wenig mit ihrem Atem und Körper in Verbindung gekommen sind, spüren sie doch einmal nach, ob sie die Flamme, die für sie selbser brennt,  in Ihrem Körper spüren können. Lassen Sie sich Zeit… Wenn sie eine Körperstelle gefunden haben, verweilen Sie ein wenig dort. Spüren Sie hin: was erhält diese Flamme, was braucht sie, um ausreichend brennen zu können… Vielleicht gestalten Sie Ihre Flamme auf ein Papier. Malen Sie eine entsprechende Umgebung. Wenden Sie sich in dieser Woche dieser Körperstelle immer wieder einmal zu…

Wenn diese Flamme für Sie in Ihrem Körper nicht auffindbar ist, lassen Sie sich Zeit. Beginnen Sie, diese Flamme zu imaginieren oder malen, so , wie Sie für sie sein müsste.