Endlich dazugehören- die Sehnsucht der Kindheitsbelasteten
Menschen aus belasteten Familien fühlen sich oftmals nicht zughörig. Zugehörigkeit zu finden wird dann, mehr als verständlich, eine bestimmende Lebensaufgabe. Oftmals hat dieses Mangelgefühl Wurzeln in Kindheitstagen.Besonders tragisch gestaltet er sich für all diejenigen, die sich in ihrer Familie um das Aussprechen der Wahrheit bemühen.
Da sich das tabuisierende System bedroht fühlt, geraten diejenigen Familienmitglieder, die um Wahrhaftigkeit ringen, an den Rand des Systems: sie gelten als Sündenböcke, als Verräter, paradoxer Weise sogar als „nicht richtig“, „nicht glaubwürdig“. Familien, die im Tabu gefangen sind, entwickeln eine eigene Dynamik. Die familiäre Wahrnehmung wird so ausgerichtet, dass das Tabu und die Täuschung in jedem Fall aufrecht erhalten werden. Daran arbeiten alle Familienmitglieder, oft unausgesprochen erzwungen mit. Wenn dieser Prozess über wichtige Jahre in der Kindheit anhält, wird die familiäre Fremdzuschreibung den betroffenen Familienmitgliedern zur eigenen Sicht, sozusagen über INternalisierung zur zweiten Haut. Mit dieser Selbstzuschreibung des sich nicht zugehjörigFühlens gehen sie künftig in andere Systeme, in Gruppen, in Klassengemeinschaften, in eigene Familienbeziehungen usw.: ein zu schwerer kindlicher Rucksack, der kaum alleine zu tragen ist! Denn immer wieder begegnet ihnen, das sich fremd und am Rand fühlen.
An diesem Punkt brauchen derart belastete Menschen Mut, und andere Menschen: Menschen, die wohlwollend mit ihnen auf ihre Wahrnehmung schauen, die stärkend in ihrem Rücken sind, die aufmerksam zu-und hinhören. Manchmal ist es dann auch an der Zeit, therapeutische Hilfe zu suchen.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit mit lieben Menschen an Ihrer Seite und schönen Dennoch-Momenten,
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser