Du bist, also bin ich: was Martin Buber, eine frühkindlich erlebte Trennung und Goldgräber verbindet
Martin Buber – ein Clubmitglied in unserem Kreis der Kindheitsbelasteten? Diese Frage duerfen wir wohl mit „Ja!“ beantworten.
Buber galt als bedeutender Humanphilosoph: in das Zentrum seiner Überlegungen stellte er die zwischenmenschliche Begegnung. Begegnung sah er als grundlegend für menschliche Identität, das Leben selbst vor allem als Ansammlung von Begegnungen. Wenig bekannt ist, dass Buber auch zum Kreis der Kindheitsbelasteten zu zählen ist: Im Alter von 4 Jahren trennen sich Bubers Eltern, die Mutter geht, Buber leidet entsetzlich. Wiederholt beschreibt er, diesen Verlust nicht verwunden zu haben. Seine Aussage (in Fortführung des Philosophen Descartes) Du bist…also bin ich läßt sich auch im Umkehrschluss weiterdenken, dann kommt sie der Vernichtung nahe: wenn du nicht bist, kann ich nicht sein… Überall suche er nach diesem Du, nach der Mutter, so beschreibt er es. Man könnte erwarten, dass er an diesem Leiden zerbricht: er aber leidet und nutzt seine Kindheitswunde, um anderen Menschen zu helfen. Die tiefgreifende Kindheitsverletzung des Verlustes wird heute als Motor gesehen für seine teils als genial eingestuften Arbeiten zur Zwischenmenschlichkeit. Sich selbst in seinem Mutterverlust zu verstehen wurde seine Triebfeder und unermüdlicher Motor.. und dabei gelingt es ihm, ein großes Lebenswerk zu schaffen. Indem er seine Wunde zu verstehen sucht, findet er letzlich sein „Gold“: Beziehungswissen, dass er in einem großen Werk auf vielfältige Wege an andere Menschen weitergibt.
Nur eine gute Begegnung reiche, um vergangene Begegnungen zu kompensieren, schreibt Buber später ( und findet selbst ein „heilsames Du“ in der Beziehung zu seiner Partnerin).Betroffene beschreiben rueckblickend oft Ldie „eine Lehrerin,die um mich wusste“,den einen „Trainer,der einfach da war“,“die Nachbarin,zu der man in die warme Stube durfte und sogar ein Brot bekam“ etc als ein solches Du. Die Wunden verwandeln, sie zu Ihrem klein-grossen Wunder, zu Ihrem ganz persönlichen Gold werden zu lassen: ist das in Ihrem Leben gelungen und wenn ja,wie genau haben Sie das bewerkstelligt? Wer war Ihr praegendes Du? Dieser Blick ist vielleicht unvertraut, aber lohnenswert: Wagen Sie einen wohlwollenden, wertschätzenden Blick auf Ihre Biografie…werden Sie ihr eigener Goldgräber. Schreiben Sie doch eine kleine Erzählung dazu…ich werde gern lesen,auch persoenlich ueber das Kontaktformular dieser Seite..
Herzliche Grüße
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser