Im Körper Heimat finden

Wochenimpuls „Im Körper Heimat finden“ vom 23.1.23

Der Körper ist unsere Heimat!

Fühlen Sie sich manchmal seltsam "lost", heimatlos, fremd? Gehören Sie zur Gruppe der erwachsenen Kinder aus belasteten Familien? Dann könnte es sich lohnen, hier weiterzulesen.

Wenn Menschen sich lange um andere kümmern mussten, manche viel zu jung und viel zu früh, dannn sind sie sich oft verloren gegangen. Sie fühlen sich heimatlos, ihr Körper ist ihnen fremd oder nur noch als Funktons-und Leistungszone vertraut. Wenn sie irgendwann vielleicht nur noch um eine Person kreisten, dann sind sie sich selbst, gerade, wenn dieser Prozess viele Jahre andauerte, oftmals seltsam fremd geworden. Das sich um andere Kümmern, andere mehr Spüren als sich selbst, das permanente Merken, was andere brauchen, endlose Denken über die anderen, ist ihnen dann zur zweiten Haut geworden. Eine Haut, unter der oftmals das Eigene verloren gegangen ist. 

Wenn etwa ein Elternteil suchtkrank ist, ständig Ausfälle durch Alkohol hat, permanente extreme Stimmungsschankungen durchlebt, psychisch krank ist, dann raubt das den Angehörigen, vor allem den im besonderen Maße betroffenen Kindern, ungeheure Energie. Darüber habe ich in meinem Blog und in meinen Fachbüchern ausführlich geschrieben. Denn eine tragische Seite an diesen Prozessen ist, dass sie nicht zu enden scheint. Manches erwachsene Kind eines erkrankten Elternteils leidet lebenslänglich, auch dann noch, wenn es schon das elterliche Haus verlassen hat: Die Bedürftigkeit und der innere Ruf, helfen zu müssen ist oftmals durch die räumliche Trennung nicht aufgehoben. Das Rollenkorsett des Helfenden ist zum Korsett geworden, „Mutter Teresa“ kann einfach nicht mehr anders (s.a. Rollenmodelle Barnowski-Geiser im Buch Vater, Mutter, Sucht).Zu lange haben diese Kinder gespürt, was die anderen brauchen. Sie hören, ohne dass diese Worte gesprochen sein müssen: Sei, was wir brauchen! 

Sogar weit über die eigene Belastungsgrenze wird geholfen und sich gesorgt. „Hauptsache, meinem Vater geht es endlich gut und er hört dann auf zu trinken!“, denken nicht wenige Betroffene unter der Knute der Selbstaufgabe. Und selbst, wenn die Belastung nachlässt, die Erkrankung des Angehörigen aufhört, die Depression eingedämmt ist, das Trinkverhalten unter Kontrolle scheint, gerade dann schleicht sich bei den derart betroffenen Angehörigen, oft im fortgeschrittenen Erwachsenenenalter ( also auch lange nach der eigentlichen Belastung) eine große Leere ein. Das sich nicht Kümmern müssen, löst nun eine neue Phase ab, in der die Betroffenen oftmals starke Identitätsprobleme bekommen. „Wer bin ich, wenn ich mich nicht kümmere?“ „Bin ich noch etwas wert, wenn ich nicht mehr gebraucht werde?“ „Was soll ich tun, wenn ich mich nicht anstrenge?“ Das eigene Leben scheint oftmals in diesem verschleißenden Prozess im Kreisen um den erkrankten Elternteil oder Angehörigen verloren gegangen. Mühsam müssen sich Angehörige nun aufmachen, ihr eigenes Leben zu entdecken. Sie fühlen sich seltsam heimatlos.

Eine wichtige Brücke im Genesungsprozess, in dieser Heimfindung zu sich selbst, stellt der Körper da. Gerade der Körper erzählt vom Erlittenen, vom Erschöpften, vom nicht mehr können wie man will usw., aber er birgt auch die Ressourcen und Kräfte, um wieder zu sich zu kommen und zu erstarken. Deshalb ist es für Betroffene erwachsene Kinder, die jahrzehntelang ihren eigenen Körper und seine Empfindungen ausblenden mussten, so schwer, wieder in den eigenen Körper zurückzufinden. Ein erster Schritt kann sein,  den Körper für wenige Minuten wert-und absichtsfrei wahrzunehmen. Das geht oftmals besonders gut, indem man zuglich dem Atem lauscht...Probieren Sie es in der nächsten Woche doch einmal genausolange aus, wie es sich für sie stimmig anfühlt. „Fremdeln“, den Körper nicht spüren wollen, ist dabei durchaus „normal“.

 Ein erwachsenes Kind einer trinkenden Mutter berichtete über diesen Prozess.
 Langsam in kleinen Schritten nur konnte ich meinen Körper spüren. Ich habe nicht aufgegeben in der Erkenntnis: Du musst nicht länger im Außen suchen. Hier ist deine Heimat, dein Ort, an dem Du sein und spüren darfst wie es für dich stimmt.


Vielleicht machen auch Sie den ersten Schritt? Vielleicht helfen Ihnen dabei auch weitere Selbstcoaching-Impulse, die ich hier kostenfrei zur Verfügung stelle.
 Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit,
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser