Endlich gesehen und erkannt werden…wie das Tabu Ihrer Kindheitstage ins Jetzt spielt
„Ich möchte gesehen werden!“…“Ich möchte endlich ganz erkannt werden!“ Diese und ähnlich klingende Wünsche höre ich in den Therapie-und Coachingstunden von Erwachsenen aus Suchtfamilien nicht selten. Nicht, dass dieser Wunsch auch bei anderen Erwachsenen nicht auftritt, aber bei Angehörigen aus belasteten Familien, in denen tabuisiert wurde, scheint er überproportional zu sein.
Wenn betroffene Menschen und ich uns gemeinsam auf Spurensuche begeben, so stellen wir oftmals fest, dass Tabus am Werk sind. Bis heute! Von Klein auf haben diese Erwachsenen gelernt, dass es in Ihrer Familie etwas zu verbergen gab oder auch noch gibt, die Trinkerei des Vaters sollte besser nicht von anderen gesehen werden, die Ausfälle der Mutter müssen vertuscht werden etc. Die Betroffenen tragen diese Tabus wie Mäntel, sie bedecken, verstecken etwas vor anderen, was irgendwann ein Teil ihres Selbst geworden ist: Sie verstecken und verbergen Teile von sich. Das Verstecken, Verheimlichen, sich nicht „ganz“ zeigen ist ihnen zur zweiten Haut geworden. Ihre Familie glich oftmals einer Festung, sie werden selbst zu Burgbewohnern mit Haut und Haar (Barnowski-Geiser im Buch Vater,Mutter,Sucht) Dieses Verbergen geht in Resonanz zu anderen Menschen: die anderen reagieren mit Weggucken, „Nicht-Hinschauen“, was irgendwann für die Betroffenen selbst schmerzlich wird – das Leid des Übersehen-Werdens beginnt. Bevor diese Erwachsenen sich gesehen und erkannt fühlen können, müssen sie erst einmal selbst hinschauen, ihr Verbergen ergründen. Und nach und nach ändert sich auch der Blick der anderen…