Werden Sie auch von Wespen aus der Kindheit verfolgt?

Vor einiger Zeit beobachte ich, an einer roten Ampel wartend, einen Jungen, der gar sonderbare Bewegungen ausführt: er springt wild unkontrolliert von links nach rechts, schreit aus Leibeskräften…ein Zaun verhindert die Vollständige Sicht, meine Fantasie auf Reisen, findet flux Diagnosen: vielleicht eine Psychose, ein Anfall, schlimme Ausprägung von ADHS? …diese und ähnliche Gedanken strömen durch meinen Kopf. Vielleicht werde ich, wenn ich um die Ecke gefahren bin, aussteigen, um zu helfen, rattert es in mir…. Die Ampel springt auf grün und ich sehe plötzlich, dass dieser Junge von Wespen verfolgt wird: als diese von ihm ablassen, geht er ruhig und „normal“ seines Weges daher. Ich bin beruhigt und verblüfft zugleich: hätte ich diese Wespen nicht gesehen, so hätte ich den Jungen also für krank gehalten.

So ergeht es auch vielen Kindern mit schweren familiären Kindheitsbelastungen: Niemand sieht ihre „Wespen“; die Kinder erhalten Krankheitsstempel, ohne dass wirklich klar wäre, worin die eigentliche Ursache für ihr Verhalten liegt, also welche Wespe sie verfolgt, um im  Bild zu bleiben. Auch als Erwachsene zeigen Betroffene  Symptome, die auf diese Kindheitsspuren zurückzuführen sind. Oftmals können sie selbst nicht einmal diese Symptome mit ihrer Kindheitssituation verbinden ( die Wespen waren und sind zu bedrohlich), in der Folge oftmals auch nicht ihre Ärzte und Therapeuten. Die unerkannten Wespen ihrer Kindheitstage verfolgen Betroffene oftmals über Jahrzehnte bis ins hohe Erwachsenenalter. Hält dieser Zustand über  Jahre ohne angemessene Hilfgestellungen an, kann es zu Erkrankungen und/oder Belastungen der Erlebens- und Beziehungsqualität kommen. Übergroße Empfindsamkeit (manchmal mit dem Wort Hochsensibilität  belegt), starke innere Unruhe und Spannungszustände, unerklärlich erscheinende Psychosomatik, unerträgliche Leere-und Verlorenheitsgefühle u.v.m. sind dann die alltäglichen Begleiter. Erst wenn die Wespen der Kindheitsatge entdeckt,identifiziert oder beruhigt werden, besteht für Betroffene Hoffnung auf Ruhe…

Jetzt reden wir.Diagnose AD(H)S und was die Kinder wirklich fühlen

Viele Jahre habe ich mit Kindern (vor allem in Schulen) gearbeitet, die die Diagnose AD(H)S erhalten hatten oder im Verdacht standen, dieser zugeordnet werden zu müssen. In den persönlichen Begegnungen mit diesen Kindern in Einzel-und Gruppensets haben sie mich sehr berührt- ich begann, ihre Erzählungen zu notieren. In der Literatur fiel damals (2009) auf, dass die Perspektive der Kinder in der Regel fehlte. In diesem Buch wird das Erleben der Kinder mit AD(H)S in den Mittelpunkt gestellt, die betroffenen Kinder kommen hier erstmals selbst zu Wort. Mit überraschenden Einsichten, die Udo Baer und ich Eltern, Lehrenden und therapeutisch Tätigen als Orientierungshilfe anbieten wollen. Der einjährige Therapieprozess mit dem kleinen Ole wird beispielhaft ausführlich dargestellt.Ein Buch, das Gemüter erregt und kontrovers diskutiert wird: wir sind keine Ritalingegner, aber der festen Überzeugung, dass zur medikamentösen Behandlung immer auch therapeutische Hilfe für die betroffenen Kinder und Eltern gehört.

„Das Buch bringt uns wahrlich anrührende Geschichten von AD(H)S-Kindern nahe und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Entmytologisierung des Begriffs…Die sehr detaillierten Schilderungen lassen mit Recht eine medikamentöse Behandlung als nachgeordnet erscheinen. Das macht Mut.“

Gesamte Rezension Prof. Dr. Manfred Gerspach auf socialnet

Das Buch erschien 2005 erstmalig im Semnos-Verlag in der Reihe Würde-Bücher,Bd1.

Zur leiborientierten Arbeit mit hyperativen Kindern wurde ein Hilfe-Konzept entwickelt, nachzulesen im Buch Baer/Barnowski-Geiser Hyperaktive Kinder kreativ. Das Semnos-Konzept in Therapie und Pädagogik .

Hyperaktive Kinder kreativ.Das Semnos-Konzept in Therapie und Pädagogik

Mit diesem Buch möchten wir das Erleben der AD(H)S-Kinder würdigen. Wir werfen einen kritischen Blick auf gängige Diagnosekriterien und stellen das Erleben der Kinder in den Mittelpunkt.Das Semnos-Hilfe-Konzept und musiktherapeutische Arbeit in Schulen wird vorgestellt.

Semnos-Verlag, Neukirchen-Vluyn 2005,152 Seiten, 12€

„Hier setzt das therapeutische Konzept des Autors und der Autorin an. Mit Hilfe kreativer Therapieformen (z.B. Musiktherapie) und zwar auch in der Schule, lernen die KInder sich wieder wertzuschätzen. Ihnen wird mit Würde und Respekt begegnet und im geschützten Raum finden ihre Unruhe, ihr Durcheinander einen Platz…Ein wunderbares Buch, das mich diese Kinder besser verstehen lässt und sie mir wieder näher bringt.“

Eva.Maria Lütkemeyer, Rezension Amazon