„Wer bin ich?“ – Finden Sie beim „Papierpilgern zum Ich“ 2019/2020 neue Antworten auf eine alte aktuelle Frage

Ich hoffe, trotz der großen Umwandlungen und erschreckenden Ereignisse in der Welt,das hinter uns liegende Jahr hielt auch Gutes für Sie bereit. Der Jahreswechsel kann eine gute Gelegenheit sein, Rückschau auf die persönliche Entwicklung zu halten. Eine individuelle Möglichkeit, sich selbst anzuschauen, bietet das Modell der 5 Säulen der Identität. Es wurde vom Begründer der Integrativen Therapien Professor Hilarion Petzold entwickelt. Anhand dieses Modells habe ich Fragen entwickelt, die für Kinder und Erwachsene aus belasteten Familien ( s.a. BEL-Kids-Projekte) von Bedeutung sind. Vielleicht mögen Sie sich die Zeit gönnen, diese zu beantworten und so der Kernfrage: Wer bin ich? im Wechsel zwischen 2019/2020, ein Stück näher zu kommen. In den nächsten Blogbeiträgen werde ich mögliche Beantwortungen kommentieren. Das Jahreswechsel-Coaching „Papierpilgern zum Ich“ bietet sich an als Innenreise und Papierpilgern zum Ich für „Alleinreisende“, aber auch als gemeinsame innere Reise für Freunde und Paare, als alternative Silvesteraktivität abseits der lauten Spektakel, auch  gemeinsam rund um den Jahreswechsel zu bearbeiten und zu besprechen. Sie brauchen nicht mehr als Blätter ( gern auch ein Heft, das sie im nächsten Jahr für persönliche Überlegungen weiter benutzen) , Stifte, einige Stunden Zeit und Lust, sich selbst ein wenig näher zu kommen.

Bevor Sie mit den Fragen beginnen, möchte ich mich bedanken: für Ihre Leseaufmerksamkeit, für Ihr Mit-denken, Nach-denken, anders Denken, für Ihr Mitfühlen, ja, für das gemeinsame Weitergehen in einem tabuisierten Bereich unserer Gesellschaft: dem Bereich der  belasteten Familien und Kindheiten.

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Künstlerische Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms. Am 11.3.2017 erschien bei Klett-Cotta ihr neues Buch, das sie gemeinsam mit ihrer Tochter Maren Geiser-Heinrichs verfasst hat: Meine schwierige Mutter. Das Buch für erwachsene Töchter und Söhne.

Papierpilgern zum Ich  – Jetzt.Besser.Leben-Coaching zum Jahreswechsel.

Säule 1 Meine Leiblichkeit

Wie steht es um Ihre Gesundheit; wie war Ihr körperliches und seelisches Befinden im allgemeinen 2019?

Gab es Unfälle oder Erkrankungen, die sich auswirken?

Hat die Erkrankung/ Belastung Ihres Elternteils Einfluss auf Ihre Befindlichkeit genommen? Wenn ja, in welcher Weise?

Wie sind Sie mit Ihrer Erscheinung zufrieden? Verkörpern Sie das, was Ihnen in Ihrem Leben wichtig ist?

Wie schätzen Sie Ihre geistige Haltung ein? Woher bekommen Sie geistige „Nahrung“, Anregungen?

Was können Sie 2020 aktiv für Ihre geistige Haltung tun? Legen Sie Schritte fest, die Sie hier terminieren.

Welche Stärken haben Sie aus der Erkrankung des Elternteils erlernt?

Wie werden Sie Ihre Stärken 2020 weiter fördern?

Was möchten Sie 2020 für Ihren Körper tun, wie werden Sie sich Ihrem geistigen und seelischen Zustand passend „verkörpern“?

Kreative Übung: Malen Sie Ihre Gefühle 2019 als Landschaft.
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Säule 2 Meine Sozialen Beziehungen

Wie steht es um ihre sozialen Netzwerke: welche Beziehungen pflegen Sie in der Familie, im Freundeskreis,  bei Arbeitskollegen, in der Nachbarschaft?

Wer ist Ihnen besonders wichtig? Wer fällt aus?

Welche Beziehung fordert den meisten Teil Ihrer Energie, welche Beziehung stiftet  Energie?

Welche Beziehungen aus der Vergangenheit wirken sich bis heute aus? Wie wirkt die Erkrankung Ihres Elternteils sich auf Ihre aktuellen anderen Beziehungen aus?

Mit wem möchten Sie 2020 mehr Zeit verbringen?

Wie wäre ein idealer Freund oder Freundin für Sie?

Wollen Sie diese ideale Freund/in für jemanden sein? Wie gehen Sie das aktiv 2020 an…

Kreativ-Übung: Schreiben Sie einen Brief an eine imaginäre ideale Freund/in.
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Säule 3 Arbeit und Leistung

Wie ist Ihre Zufriedenheit in Ihrem Haupttätigkeitsfeld, etwa am Arbeitsplatz ( oder auch als Mutter etc.)?

Tun Sie Ihre Arbeit gern?

Empfinden Sie Ihre Arbeit als Bestimmung, Berufung?

Ist Ihre Arbeit Erfüllung oder nur notwendig zum Lebensunterhalt?

Wie passen Ihr Menschenbild und das Bild Ihres Arbeitsgebers überein?

Wie sicher ist Ihre Arbeit?

Welche Erwartungen haben andere an Sie?

Wo liegen Ihre Stärken, Ihre Defizite?

Aus welchen anderen Bereichen schöpfen sie Kraft? In welchem anderen Bereich sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung?

Wo sind Sie besonders erfolgreich, wo nicht?

Welchen Einfluss hatte die Erkrankung Ihres Elternteils auf Ihre Berufstätigkeit?

Was möchten Sie 2020 weiterführen, was hinter sich lassen?

Wie kommen Sie Ihrer Bstimmung 2020 ein Stück näher?

Was würden Sie in Ihr Leben zaubern, wenn Sie magische Kräfte besäßen?
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Säule 4 Materielle Sicherheit
Zu den materiellen Sicherheiten zählen Geld, Wohnung, Kleidung u. a. (Wenn materielle Sicherheiten wegfallen, gerät oft dadurch auch die Identität ins Wanken)

Wie stand es 2019 um Ihre materielle Situation?

Worauf können Sie sich verlassen?

Haben Sie 2019 verdient, was Ihre Arbeit wert war?

Haben Sie manchmal Existenzängste?

Wie sah Ihre finanzielle Situation zu Kindheitstagen aus?

Welche Rolle hat hierbei die Erkrankung Ihres Elternteils gespielt?

Welche Angst aus Kindheitstagen führt heute noch Regie?

Wie können Sie Ihre finanzielle Situation in 2020 optimieren?_______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Säule 5 Meine Werte
Aus Ihren Werten können Sie Sinn und Kraft schöpfen, aber auch an unpassenden Wertvorstellungen erkranken. Ihre Zugehörigkeit zu Wertegemeinschaften (Kirchen- und Glaubensgemeinschaften, politischen Organisationen, Arbeitsgemeinschaften usw.) kann Sie stärken und unterstützen, unpassende Zugehörigkeiten, anstehende erforderliche Loslösungen können alles ins Wanken bringen. Ihre Ziele werden zu großen Anteilen durch Ihre Werte bestimmt. Werte werden verkörpert, führen zu einer Haltung, die sich konkret in Verhalten zeigt.

Welche Werte sind Ihnen wichtig? Nennen Sie drei zentrale Werte…

Für welche Werte treten Sie aktiv ein?

Gibt es Werte, die Sie schwächen oder verunsichern?

Welche Rolle spielen Sucht- oder andere elterliche Erkrankungen in Ihrem Wertesystem?

Sind Ihre Werte von einer Gemeinschaft akzeptiert und getragen, wie stimmen diese mit Ihrer Familie überein?

Welche Werte Ihrer Herkunftsfamilie möchten Sie hinter sich lassen?

Welche Werte stimmen mit Ihrer Wertegemeinschaft nicht mehr überein, welche möchten Sie 2019 weiterverfolgen?

Wie passt Ihre Sorge um den Erkrankten (Partner, Eltern) zu Ihren Wertevorstellungen?

Welche Überzeugung oder Lebensphilosophie stärkt Sie?

Welche Rolle spielen Sie selbst in Ihrem Wertesystem?

Wie können Sie sich und Ihren Werten 2017 einen angemessenen Platz in Ihrem Leben geben?
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Kreativ-Coaching:

Welche Ihrer Säule erleben Sie 2019 als geschwächt, welche zeigte besondere Stärken?

Sie können auch eine Einordnung Ihrer Säulen in Zahlen vornehmen: ordnen Sie jede Säule zwischen 0 ( gar keine) und 100% (vollständig) Stabilität ein.

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Finden Sie, wenn möglich, eine grafische Darstellungsmöglichkeit Ihrer Säulen in 2019…unterscheiden Sie nach Größe, Form, Position, Farbe. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf…Malen Sie gewünschte Veränderungen in 2020 ein, geben Sie  Ihren Wünschen grafisch Raum….schraffieren Sie, gestalten Sie bunt, in Symbolen etc.

Tauschen Sie sich mit Ihrem Partner oder einem Menschen Ihres Vertrauens aus…“Wer bin ich?“- die Antwort auf diese Frage unterliegt der Veränderung: Sie können im Jetzt Einfluss nehmen! Auch die vorhergehenden Übungen auf diesen Seiten können Ihnen weitere Anregungen zu dieser Frage bieten…

Disziplin: Abgesang auf eine nicht immer hilfreiche Tugend

Disziplin wird in unserer Gesellschaft als eine Tugend gehandelt: wer sich selbst kasteien kann, disziplinieren für einen vermeintlich guten Zweck ( zum Beispiel für tolles Aussehen, eine schlanke Figur, ein berufliches Ziel) erhält in der Regel eine hohe gesellschaftliche Anerkennnung. Wenn diese Disziplin jedoch nicht auf einem tieferen Antrieb ruht, auf einer tieferen Sinnhaftigkeit etwa, einer Begeisterung oder Leidenschaft etwa, dann droht o gelebte Disziplin, wie es die Künstlerin Julia Cameron treffend beschreibt, eine kurzlebige Batterie zu werden. Sie kann  dann  in Leere und Sinnlosigkeit führen statt in Erfüllung,Disziplin verkommt zum Selbstzweck.

Für Menschen mit Kindheitsbelastungen hat Disziplin oftmals eine besondere Bedeutung, sie kennen Ohnmachtserfahrungen zu Hauf: Disziplin und Kontrolle erscheinen als probates Gegenmittel. Viele erlebten in ihrer Kindheit als Modelle Eltern mit schweren Belastungen, etwa mit Suchtproblemen.  Menschen mit Suchtproblemen schwappen zwischen Maßlosigkeit und Kontrolle: fehlt ein sinnhaftes Dazwischen, liegt das Abdriften in den Rausch oder andere suchtähnliche Verhaltensweisen erschreckend nah. Unter militärisch diszipliniertem Tun geht dann allzuleicht Lebensqualität verloren.In suchtfreien Phasen wird etwa in betroffenen Familien eisern Disziplin gehalten, alle wachen mit Argusaugen über ihre Einhaltung, aber irgendwie, so stellen die Familienmitglieder fest, fehlt etwas. Der Suchterkrankte versucht dies oftmals über das Suchtmittel zu finden.

„Die Qualität des Lebens steht immer im Verhältnis zu der Fähigkeit, Freude zu empfinden. Die Fähigkeit, Freude zu empfinden, ist das Geschenk, das man erhält, wenn man aufmerksam ist“ ( Julia Cameron)

Wie aber finde ich diese Lebensqualität, fragen gerade Menschen mit Kindheitsbelastungen und landen wieder und wieder in quälenden Zielvorgaben, die angeblich mit angemessener Disziplin zum Glück im Morgen führen.

Es gibt natürlich kein Rezept. Aber die Disziplin etwas loslassen und mehr Achtsamket in den Alltag bringen, beschrieben Menschen als erfüllend. Diesen Weg können Sie jetzt sofort beginnen: Erste Schritte eröffnet das achtsame Atmen ( dazu weitere Beiträge auf diesen Seiten) und die Konzentration auf Ihre Sinne. Riechen, schmecken, fühlen,tasten, sehen, hören… Machen sie doch jeden Tag dieser Woche zu einem Tag einer Ihrer Sinne…

Viel Vergnügen wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

 

Träume…und reise auf magischen Spuren zu dir selbst

Es kommt eine Zeit im Leben, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss, schreibt Sergio Bambaren. „Ich habe einen Traum!“ so wiederholte Martin Luther King in seiner berühmten Rede, die in die Geschichte eingegangen ist. Sein Traum wurde für Millionen von Menschen zur Vision – zur Vision, die mehr und mehr realisiert wurde. Ein eindrucksvolles Beispiel, wie sehr Träume helfen und bewegen können, gerade in ausweglos erscheinenden Situationen. Träumen kann auch helfen, schwere Kindheitsbelastungen zu überstehen – und Sie im Erwachsenenalter weiter zu bewältigen. Wie Träumen zum existenziellen Halteseil in Krisenzeiten ihrer Kindheit wurde, erzählt eindrucksvoll eine erwachsene Tochter eines gewalttätigen Alkoholikers, nennen wir sie Frau O.:

„Ich fühlte mich gefangen hinter unseren familiären Mauern. Gewalt und süchtige Exzesse meiner Eltern waren die Normalität; niemand hat etwas bemerkt oder uns Kindern geholfen. Ich wusste aber immer, dass es außerhalb dieser Mauern eine schöne Welt gab. Eine Welt, die auf mich wartet. Davon habe ich geträumt und mir diese Welt in allen Farben  ausgemalt.Ich habe von meiner Zukunft geträumt. Das hat mich am Leben gehalten  – oftmals bin ich von zu Hause weggelaufen.“ (Frau. O., Tochter eines Alkoholikers, 37 Jahre) . 

Solange Menschen träumen, gibt es Hoffnung auf Heilung. Traumzeiten aktiv zu nutzen, sie einzubauen in den Alltag, in der Fachsprache auch „Aktives Imaginieren“ genannt, zeigte sich bei Menschen mit Kindheitsbelastungen als wichtiger Baustein zu einem besseren Leben:

  1. Entspannung wurde ermöglicht und vertieft
  2. Positive Emotionen konnten in der Imagination erlebt werden
  3. Zukunft bekam Sinn
  4.  Es kam zu verstärkter Schmerzablenkung
  5. Die Motivation zur Krankheits- und Krisenbewältigung wurde gestärkt
  • Die Kraft zum Träumen wird von vielen heilenden Verfahren genutzt, u.a. im Autogenen Training nach Schulz, in der Trauma- und Hypnotherapie sowie in der Integrativen Therapie. Luise Reddemann hat mit Imagination als heilsame Kraft ein wertvolles Buch verfasst, das sich ausgezeichnet zur Selbsthilfe eignet.

Die Kraft zu träumen muss geschützt werden, indem Sie diese nicht entwerten lassen, weder von sich selbst noch durch andere: Gern wird Träumen als vertane Zeit, als irreal oder als Faulenzertum herabgestuft.In diesem Zusammenhang mag ich Ihnen  ein ungewöhnliches Buch aus dem literarischen Bereich ans Herz legen: Auf eine magische Reise zu Träumen und Sehnsüchten, zu Bestimmung und Sinnsuche, letztlich zu  uns selbst, entführt uns Autor  Sergio Bambaren. In seinem  wunderbarem Roman „Der träumende Delfin“ beschließt Protagonist Daniel Delfin, nachdem ihn eine Stimme aus dem Meer auffordert, seinen Lebenssinn zu finden, Freunde sowie Familie zu verlassen. Seinen Traum will er fortan leben: die perfekte Welle finden. Daniel will mehr von seinem Leben, und sich nicht wie die anderen Delfine beschränken auf  fischen und schlafen. Ein  lesenswertes Buch, insbesondere (und natürlich nicht nur) für Menschen mit familiären Belastungen: Eine Ermutigung zum Anders-Sein, eine eindringliche Aufforderung, dem Weg der eigenen Träume zu folgen.

Ein Buch, das gut zu nutzen ist in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit familiären Belastungen, vielfach erprobt im Bel-Kids-Projekt. (Lesen Sie mehr zum Projekt auf der lernwelt.at von Prof. G.Hüther und Peter Schipek). Manche Kinder, die schwierige Familiensituationen durch Träumen bewältigen, erhalten die Diagnose ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ohne Hyperaktivität) – oftmals lohnt es sich, der Lebenssituation der Kinder mehr Beachtung zu schenken, anstatt ihr eigentlich kreatives Verhalten, das Träumen, vorschnell als Abweichtung und Krankheit einzustufen.

Buchdeckel „978-3-608-89034-1Der träumende Delphin


Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms.