Wer bin ich? Übung zu den Säulen der Identität

Immer wieder nachgefragt:Hilfen und kreative Uebungen zur Identitaet.Eine erste Anregung, Ihrem „Wer bin ich?“, Ihrer Suche nach Identität ein Stück näher zu kommen, können die nachfolgenden Fragen zu den Säulen der Identität bieten. Diese wurden in der präventiven Arbeit mit Schülern im Rahmen der BEL-Kids-Projekte entwickelt (Barnowski-Geiser 2014 in Anlehnung an das bekannte Säulenmodell zur Identität von Hilarion Petzold). In diesem Ansatz, der der Integrativen Therapie entstammt, geht man davon aus, dasss unsere Identität von 5 zentralen Säulen bestimmt wird. In der nachfolgenden Übung können Sie sich mit Ihren Säulen beschäftigen: feststellen, in welchen Bereicgen Sie sich sicher fühlen oder wo Sie Ihr Augenmerk stärker hinrichten und arbeiten möchten…Es gibt kein Richtig oder falsch in den Antworten;jede Antwort kann Ihnen zur tieferen Selbsteinsicht verhelfen.

Übung

Säule 1 Leiblichkeit
Wie steht es um Ihre Gesundheit; wie ist Ihr körperliches und seelisches Befinden? Wie sind Sie mit Ihrer Erscheinung zufrieden? Verkörpern, Sie das, was Ihnen in Ihrem Leben wichtig ist? Wie schätzen Sie Ihre geistige Haltung ein? Woher bekommen Sie geistige „Nahrung“, Anregungen? Gab es Unfälle oder Erkrankungen, die sich auswirken? Hat die Erkrankung Ihres Elternteils Einfluss auf Ihre Befindlichkeit genommen? Wenn ja,In welcher Weise? Welche Stärken haben Sie aus der Erkrankung des Elternteils erlernt?
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Säule 2 Soziale Beziehungen
Wie steht es um ihre sozialen Netzwerke: Familie und Familienbeziehungen, Freundeskreis, Arbeitskollegen? Wer ist wichtig? Wer fällt aus? Welche Beziehung fordert den meisten Teil Ihrer Energie, welche Beziehung stiftet  Energie? Welche Beziehungen aus der Vergangenheit wirken sich bis heute aus? Wie wirkt die Erkrankung Ihres Elternteils sich auf Ihre anderen Beziehungen aus?
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Säule 3 Arbeit und Leistung
Wie ist Ihre Zufriedenheit in Ihrem Haupttätigkeitsfeld, etwa am Arbeitsplatz ( oder auch als Mutter etc.)? Tun Sie Ihre Arbeit gern? Ist Ihre Arbeit sicher? Empfinden Sie Ihre Arbeit als Bestimmung, Berufung? Ist Ihre Arbeit Erfüllung oder nur notwendig zum Lebensunterhalt? Wie sicher ist Ihre Arbeit? Welche Erwartungen haben andere an Sie? Wo sind Ihre Stärken, Ihre Defizite? Aus welchen anderen Bereichen schöpfen sie Kraft? In welchem anderen Bereich sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung? Wo sind Sie besonders erfolgreich, wo nicht?Welchen Einfluss hatte die Erkrankung Ihres Elternteils auf Ihre Berufstätigkeit?
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Säule 4 Materielle Sicherheit
Zu den materiellen Sicherheiten zählen Geld, Wohnung, Kleidung u. a. Wenn materielle Sicherheiten wegfallen, wird dadurch auch die Identität in Frage gestellt.

Wie steht es um Ihre materielle Situation? Worauf können Sie sich verlassen? Haben Sie manchmal Existenzängste? Wie sah Ihre finanzielle Situation zu Kindheitstagen aus? Welche Rolle hat hierbei die Erkrankung Ihres Elternteils gespielt?
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Säule 5 Werte
Menschen beziehen aus ihren Werten Sinn und Kraft. Ihre Zugehörigkeit zu Wertegemeinschaften (Kirchen- und Glaubensgemeinschaften, politische Organisationen, Arbeitsgemeinschaften usw.). Die Ziele des Menschen werden zu großen Anteilen durch seine Werte bestimmt. Werte werden verkörpert, führen zu einer Haltung, die sich im Verhalten zeigt.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?
Für welche Werte treten Sie aktiv ein?
Gibt es Werte, die Sie schwächen oder verunsichern?

Welche Rolle spielen Sucht- oder andere elterliche Erkrankungen in Ihrem Wertesystem?
Sind Ihre Werte von einer Gemeinschaft akzeptiert und getragen, wie stimmen diese mit Ihrer Familie überein?

Welche Werte Ihrer Herkunftsfamilie möchten Sie hinter sich lassen?
Wie passt die Sorge um den Erkrankten zu Ihren Wertevorstellungen?

Welche Überzeugung oder Lebensphilosophie stärkt mich?
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Zur weitergehenden Arbeit:
Welche Ihrer Säule erleben Sie als geschwächt, welche birgt besondere Stärken?

Sie können auch eine Einordnung Ihrer Säulen in Zahlen vornehmen: ordnen Sie jede Säule zischen 0 ( gar keine) und 100% (vollständig) Stabilität ein.

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Finden Sie, wenn möglich, eine grafische Darstellungsmöglichkeit Ihrer Säulen…unterscheiden Sie nach Größe, Form, Position, Farbe. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf…

Geben Sie anschließend Ihren Wünschen grafisch Raum….

Tauschen Sie sich mit Ihrem Partner oder einem Menschen Ihres Vertrauens aus…“Wer bin ich?“- die Antwort auf diese Frage unterliegt der Veränderung: Sie können im Jetzt Einfluss nehmen! Auch die vorhergehenden Übungen auf diesen Seiten können Ihnen weitere Anregungen zu dieser Frage bieten…

Kreativ neue Wege gehen… mit dem Beziehungs-Entlastungs-Diagramm

Manchmal wirkt es so, als wäre alles schlecht: mutterseelen-allein ständen sie da, so empfinden Betroffene: von der schwierigen Beziehung ( etwa zu einem erkrankten Elternteil) ist dann alles andere überschattet, katapultiert sie immer wieder in die von Kind an so oft erfahrene Hilflosigkeit: „Ich bin alleine und nichts und niemand kann mir helfen!“ , lautet dann das wieder und wieder wiederholte Mantra. Es wird für diese Betroffenen leicht zum unguten Glaubenssatz.

Lust, einen kreativen Weg zu probieren?… arbeiten Sie mit dem Beziehungs-Entlastungs-Diagramm, einer Methode, die in meinen Arbeiten nach dem AWOKADO-Konzept entstehen konnte und vielfach erprobt istd.Aufzumalen, welche Verbindungen aktuell wichtig sind, welche Beziehungen belasten-und welche entlasten, ermöglicht ein oft überraschend erlebtes Update: Betroffene können eine neue Sicht auf ihre aktuelle Vernetzung erhalten. Meist sind sie dann überrascht, wie gut sich Ihre Netzwerke heute gestalten, und doch von ihnen übersehen wurden. Einmal aufgemalt, kann das Diagramm immer wieder hervorgeholt werden und die neu gewonnene Perspektive der sozialen Anbindung verschwindet so künftig nicht mehr unter dem Nebel des Gestern.

Führen Sie die Kreativen Selbsterfahrungen nur durch, wenn Sie sich ausreichend stabilisiert fühlen; sprechen Sie im Zweifel vorher mit einem Arzt oder Ihrem Therapeuten-.

Kreative Selbsterfahrung: Beziehungs-Entlastungs-Diagramm (60 Minuten mind)

Anleitung:

Schreiben Sie zunächst eine Liste von Menschen (20 ist dabei erprobte Obergrenze), die aktuell in ihrem Leben eine Bedeutung haben- falls Sie jemanden nicht oft sehen, aber oft in Gedanken mit ihm oder ihr beschäftigt sind, so darf dieser Mensch hier auf jeden Fall Platz finden- ebenso Vorbilder oder Öeitbilder, durch die Sie sich getragen oder inspiriert fühlen. Nehmen Sie dann ein großes Blatt und malen Sie sich selbst in Form eines Kreises in das Zentrum des Blattes: schauen Sie nun auf Ihre Liste und ordnen die Menschen anschließend mit Kreisen auf dem Blatt um Sie herum an, so nah und so fern Sie sie jeweils empfinden ( auch Tiere können hier übrigens einen Platz finden). Im nächsten Schritt malen Sie Beziehungen, die Sie als unterstützend erleben mit grünen Verbindungslinien, belastend erlebte mit roten Verbindungslinien…. Betrachten Sie: was überrascht Sie, was muss noch eingetragen werden, was möchten Sie noch zusätzlich gestalten

Nehmen Sie nun ein zweites Blatt zur Hand und malen Ihr Netzwerk so, wie Sie es gern hätten, so wie es Sie entlastet.

Vergleichen Sie  beide Gestaltungen: was können Sie aktiv tun, um Ihr Netzwerk zu stärken, was, um Belastung zu reduzieren? Gibt es Beziehungen, die Sie künftig mehr leben wollen?

Wen wollen Sie weniger treffen, an wen weniger denken?

Von wem gehen Kontakte und Treffen aus? Werden Sie ausgesucht, eingeladen, gar genötigt?

Heute sind Sie den Kinderschuhen entwachsen, Sie können Ihr Netzwerk aktiv gestalten- oftmals haben Menschen aus belastenden Familien in Ihrer Kindheit die Erfahrung gemacht, ohnmächtig in ein Netz gewebt zu sein… nicht entkommen zu können… ohnmächtig ausgeliefert zu sein…diese Erfahrung können Sie allmählich zugunsten der aktiven Beziehungsgestaltung hinter sich lassen. Das Beziehungs-Belastungs-Diagramm kann ein erster Schritt in diese Richtung sein.

Eine gute Woche wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser