Neue Rezension „Vererbtes Schicksal“

Die Wunden und Traumata unserer Vorfahren spielen in unser Leben? Ja, das ist inzwischen durch Forschung hinlänglich bekannt. Wie wir uns von den Wunden unserer Vorfahren im Heute selbst befreien können, damit beschäftigt sich im besonderen Psychotherapeutin Sabine Lück in ihrem Fachbuch, mit vielen Anleitungen zur Selbsthilfe. Für die Stiftung Zu-Wendung für KInder habe ich das Buch rezensiert. Lesen Sie hier

Einen guten Sommer wünscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Vom schweren Erbe der Ahnen und wie wir doch Bildhauer unseres Lebens werden (mit Übung „Skulpturenpark“)

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: so spricht der Volksmund, um die Weitergabe bestimmter Eigenschaften von Generation zu Generation zu pointieren. Dieser Weisheit scheinen gerade manche Menschen aus belasteten Familien unbewusst zu folgen: sie schreiben sich vor allem Negatives aus ihren Familien zu, machen es sich wiederholt zu eigen. Auch wenn Kinder belasteter Eltern höhere Risiken für eigene Erkrankungen haben gegenüber Kindern aus nicht belasteten Familien, so bedeutet das jedoch nicht (und das zeigen aktuelle Studien), dass sie selbst zwangsläufig erkranken müssten, etwa Kinder trinkender Eltern zwangsläufig selbst zu Alkoholikern würden. Es gibt offenbar Schutzfaktoren, die diese Weitergabe von Generation zu Generation (auch Transmission in der Fachsprache genannt) verhindern. Eine gute Nachricht: Die weitaus höhere Zahl der Kinder von belasteten Eltern erkrankt nicht selbst an der elterlichen Sucht.Schauen wir jedoch allein auf die Weitergabe der Sucht, so greift das m.E. zu kurz. Denn: viele Betroffene im Erwachsenenalter leiden dennoch an der Qualität ihres Lebens. Sie fühlen sich schlichtweg nicht gut in ihrer Haut – sogar auch dann, wenn sie ein scheinbar erfolgreiches Leben führen. Da sie über viele Jahre Schweres erlebt haben, fällt es ihnen schwer zu glauben, dass Veränderung möglich ist: Oftmals fehlt überhaupt eine Vorstellung davon, was ein gutes Leben ausmacht und wie es sich anfühlt, da mit Eltern leb(t)en, die ihnen wenig Modell für ein gelingendes Leben sein konnten. Und wenn etwas gut läuft, so haben Betroffene durch ihre vielen ungünstigen Erfahrungen gelernt, diese gute Phase lediglich als Zwischenstadium zur nächsten Katastrophe zu interpretieren. Hier hilft es, manchmal leider nur unter großer Anstrengung, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, die Selbstwirksamkeit und die aus den Kindheitstagen ebenso erwachsenen Stärken wiederzuentdecken, den Glauben an die Möglichkeit eines guten Lebens zurückzugewinnen. Als Voraussetzung zu diesem notwendigen Perspektivwechsel zeigte sich, dass die Betroffenen in der Lage waren, ihre Sicht als Erleidende, (in der sie sich, durchaus nachvollziehbar, als „Opfer“ ihrer erkrankten Eltern erlebten), allmählich zu wandeln und dem Wunsch folgten, aktiv ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schon der Philosoph Foucault sah im Menschen einen „Gestalter“ , im Sinne eines Lebenskünstlers. Die Integrative Therapeutin und Mitbegründerin der Posietherapie Ilse Orth spricht in diesem Zusammenhang vom „Bildhauer der eigenen Existenz“.

Vielleicht nehmen Sie sich Zeit für eine passende Übung, die diesen Gestaltungsprozess auf kreativem Wege folgt. Dafür sollten sie mindestens 30 Minuten Zeit einplanen.

Übung: Skulpturenpark

Gehen Sie, wie schon in den vorhergehenden Übungen angeregt, zunächst in Ihre Atemachtsamkeit…Stellen Sie sich nun vor, dass Sie mit jedem Atemzug ein Stück tiefer zu ihren inneren Bildern reisen…

Vor Ihnen liegt ein wunderbarer Park im Sonnenschein. Sie wandern hindurch, spüren mit jedem Schritt das Gras unter ihren Füßen, spüren die Sonne auf Ihrer Haut. Sie hören die vielfältigen Geräusche im Park, sehen den Farbreichtum.

Nun entdecken Sie, dass hier viele unterschiedliche Skulpturen stehen, die jeweils den Namen einer Person tragen. Offensichtlich hat ein Künstler dem Leben dieser Person Gestalt in einer Skulptur gegeben…Sie wandern an vielen Skulpturen vorbei, die ganz unterschiedlich aussehen. Sie bekommen eine Anmututng über das Leben des jeweiligen Person.

Nun stehen Sie vor einer Skulptur, die Ihren eigenen Namen trägt. Schauen Sie das Werk genau an. Wie sieht es aus? Aus wechem Material ist die Skulptur, aus welcher Farbe? Sehen Sie Ihre Skulptur aus unterschiedlicher Perspektive an.

Betrachten Sie diese Skulptur nun mit einem wertschätzenden Blick: Was gefällt Ihnen besonders? Was macht die Skulptur einzigartig gegenüber den anderen Kunstwerken?

Möchten Sie der Skulptur noch etwas hinzufügen?…Tun Sie das nun in Ihrer Fantasie…

Vielleicht malen Sie die Skulptur später und versehen sie  mit einem passenden, ergänzenden Titel.Werden Sie Bildhauer Ihres Lebens…vom Papier sind es nur wenige Schritte bis in Ihr Leben!

(Übung in Anlehnung an Barnowski-Geiser, 2009:Hören, was niemand sieht)

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Hoffnung: „Wann reißt der Himmel auf?“

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Wenn Menschen mit Angehörigen aufwachsen, die chronisch erkrankt sind, oftmals durch ihre gesamte Kindheit hindurch und manchmal noch weit darüber hinaus, dann fühlt sich das Leben an wie ein endloser Sumpf, aus dem es nie mehr ein Entkommen zu geben scheint. Die Coronakrise kommt für diese Menschen nun als besondere Erschwernis hinzu. Das Unberechenbare der krise erinnert an alte Wunden, katapultiert traurige Gefühle, Ohnmacht und Hilflosigkeit an die Oberfläche. Ob diese elterliche Erkrankung das Etikett „Sucht“, „manisch-depressiv“ oder „Kriegstrauma“ trägt: Diese mitbetroffenen Kinder fühlen sich oftmals hoffnungslos. Ihre erlebte Ohnmacht und die gefühlte Hilflosigkeit gegenüber der elterlichen Krankheit ( sowie auch ihren „am eigenen Leibe“ hautnah alltäglich erlebten Folgen) wirken endlos. Dieses dauerhafte Erleben beeinflusst, wie Betroffene ihre Welt sehen und wie sie künftig auf diese zugehen werden. Ihre persönliche Glücksdefinition ist davon geprägt, und lautet etwa:

  • Mein Leben wäre prima, wenn meine Eltern nicht mehr krank wären…oder:
  • Wenn meine Mutter nicht mehr trinkt, erst dann (und nur dann), kann ich glücklich sein.
  • Wenn mein Vater sich endlich seine Kriegs-Traumatisierungen in einer Therapie ansieht, dann wird es endlich auch für mich besser…

Die Erfahrung zeigt: solange diese Kinder auch als Erwachsene ihr Glück und Wohlergehen von der Gesundheit oder Krankheit ihrer Eltern abhängig machen, solange finden sie selbst kaum Frieden und Glück. Erst wenn das eigene Leben, ein Recht auf eigene Bedürfnisse und ein Recht auf eigenes Glück, ohne den erkrankten Elternteil, in den Vordergund rücken kann, „reißt der Himmel“ auch für sie, um im Bild zu bleiben, ein Stück auf.

Der Song der Gruppe Silbermond kann eine gute Hilfe sein, über die Frage des Lebensglücks nachzusinnen. Viele Betroffene beschreiben es so oder änhlich: Als ich die Krankheit meiner Eltern ein Stück loslassen konnte, diese nicht mehr kontrollierte und sie auch nicht mehr besiegen musste, erst dann gewann ich selbst mehr Lebensqualität.

Es gibt also eine Aussicht auf ein besseres Leben: unabhängig davon, ob Ihr Elternteil weiter trinkt, weiter psychisch erkrankt ist usw. Geben Sie Ihre Hoffnung nicht auf, ändern Sie dort etwas, wo sie es können: bei sich selbst!

Vielleicht beginnen Sie in dieser Woche damit, den Himmel zu beobachten…einfach so!

Hier ein Link zum Video der Gruppe Silbermond

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche,

Ihre Waltraut Barnowski-Geiser

Ihre Gefühle haben eine Geschichte…und sind wandelbar

Manche Menschen kommen verzweifelt in die Therapie: sie haben nun schon mehrere Therapien hinter sich, sie haben ihre Beziehung beendet und einen neuen Job angefangen: sie fühlen sich jedoch weiterhin schlecht und unglücklich. Ihre Lebensqualität empfinden mit „nicht so gut“ milde beurteilt. Oftmals hat die Beeinträchtigung der Lebensqualität ihre Wurzel in der Biografie der Betroffenen, hier in der Geschichte ihrer Gefühle. Versuchen wir es aus neurowissenschaftlicher Sicht vereinfacht zu erklären: unser Gehirn verschaltet sich nutzungsabhängig. Nehmen wir Herrn A: von Beginn seines Lebens an ist er mit viel Angst, Unsicherheit und Sorge aufgewachsen ( seine Eltern waren wenig beziehungsfähig und konnten, insbesondere als  er noch Kleinkind war, wenig feinfühlig auf ihn eingehen ). Man könnte im Modell sagen, dass Herr A.  die Hirnspur „Angst und Sorgen“viel genutzt hat ( natürlich unbewusst und nicht freiwillig!). Aus einem oft genutzten Hirnweg kann eine regelrechte Hirnautobahn im Kopf entstehen: breit, viel befahren und immer bereit, genutzt zu werden. Die positiven Emotionen bleiben vielleicht wenig, bis gar nicht genutzt: sie drohen im unguten Falle zu verkümmern. So auch bei Herrn A., er fühlt sich chronisch schwer und traurig, erlebt sich unbegründet dauerängstlich, sein Leben als „schwer“, ohne , dass es einen wirklichen aktuellen Grund gäbe. Über die Jahre kann aus  Gefühlen unter bestimmten Bedingungen eine dauerhafte Grundstimmung und ein allgemeines Befinden werden: es fühlt sich chronisch nicht gut an.Betroffene glauben dann, dies nie mehr hinter sich lassen zu können, schieben ihre schlechte Dauerstimmung auf ihren „Charakter“ oder glauben, sich noch mehr um ihre Probleme kümmern zu müssen: indem sie sich noch mehr änstigen und sorgen. Herr A. muss also nicht mehr nur in Problemen „wühlen“, wie er es nennt, sondern die Quaität der Leichtigkeit und Inbeschwertheit Raum geben. Kindheitsbelastete drohen, wieder und wieder auf der alten Autobahn der Angst und Sorge zu landen, so auch Herr A. Spätestens dann ist mehr desselben kontraproduktiv: nun müssen neue Wege beschritten werden. Wenn Kindheitsbelastungen bearbeitet wurden, Lebensumstände gewandelt wurden und doch die Lebensqualität beeintrchtigt ist, dann lonht sich „Gefühlsarbeit“. Um aus dem alten Dilemma herauszukommen, ist es nötig:

  • den Mechanismus der „unguten Autobahn“ zu erkennen
  • eigene Gefühle und Stimmungen wahrzunehmen und zu identifizieren,
  • Gefühle neu zu bewerten und einzuordnen
  •  einen Perspektivwechsel vorzunehmen
  • neue Gefühle zu erproben und leben.

Die gute Nachricht für alle chronisch Schlecht-Fühler: Sie können etwas tun, Sie können aktiv Einfluss auf Ihre Stimmung nehmen…und damit meine ich kein zwanghaftes „Positivdenken“ mit Schönfärberei.

Zur Unterstützung empfehle ich zwei auf diese Belastung zugeschnittene Übungen.Um anders zu fühlen (oder auch überhaupt wieder), zeigen sich in meiner therapeutischen Arbeit mit Kindheitsbelasteten als besonders hilfreich:

1  Besser fühlen…Brücken bauen

2 Der Anker im Körper

Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.

Kreative Selbsterfahrung Teil 1 „Brückenbau“

Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen..

Wenden Sie sich nun einem Gefühl zu, dass Sie in der letzten Zeit unangenehm erleben ( das kann auch Gefühllosigkeit sein).  Stellen Sie sich vor, dieses Gefühl wäre eine Landschaft… wie sieht es hier aus, wie riecht es, schmeckt es, welche Geräusche sind da, welche Farben sind vorherrschend? Schauen Sie nur von oben auf die Landschaft, gehen Sie nicht hinein…wechseln Sie nun die Gegend….

Wie sieht die für Sie gegenteilige Landschaft aus…wie riecht es schmeckt es, welche Farben sind hier, welche Klänge, welche Menschen? Probieren Sie aus, wie es sich anfühlt, in dieser Landschaft umherzugehen. Wie ändert sich ihr Gang, ihr Körpergefühl, ihr Gangtempo?

Lassen Sie im nächsten Schritt zwischen diesen beiden Landschaften Brücken entstehen: sie können auf dieser Brücke hin- und hergehen und die Landschaften so aufsuchen, wie  Ihnen danach ist. Sie können nun immer, wenn Sie im unguten Gefühl angekommen sind auch auf die andere Seite wechseln. Probieren Sie das ein paar mal hier und jetzt aus.

Indem Sie diese Übung nun öfter anwenden, können Sie das Verknüpfen Ihrer Gefühlswelten unterstützen. Je regelmäßiger Sie dies tun, umso nachhaltiger greift der Veränderungsprozess ( auch hier gilt: Ihr Gehirn ist nutzungsabhängig!).

2 Kreative Selbsterfahrung: Der Anker in meinem Körper

Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.

 Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen…Denken Sie nun , wi es sich anfühlt, wenn Sie sich ganz bei sich und mit sich eins fühlen. Vielleicht erinnern Sie auch eine entsprechende Situation. Wie hat sich Ihr Körper angefühlt dabei? An welchem Punkt in Ihrem Körper ist dieses Gefühl zu Hause? Stellen Sie sich nun, wenn diese Vorstellung angenehm ist, vor, wie Sie mit jedem Ausatemzug tiefer in Ihren Körper sinken und seiner inneren Weisheit fplgen. Welche Körperstelle meldet sich, bewerten Sie nicht, auch wenn Ihnen diese Stelle ungewöhnlich erscheint…. Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu diese Stelle: wie fühlt es sich genau an, welche Farben sind hier zu sehen, welche Klänge zu hören? Nur wahrnehmen. Wenn die Stelle gut mit den Händen erreichbar ist, so legen Sie eine Hand über diese Stelle, andernfalls stellen Sie sich eine Hand über dieser Stelle vor. Nehmen Sie die Energie wahr und verbinden sich mit dieser Stelle.

Wiederholen Sie diese Übung, wenn Sie sie angenehm erleben, ab sofort täglich.

Bei aufsteigenden unangenhemen Gefühlen können auch diese, nach einiger Übung im Körper, verortet und gewandelt werden ( z. B. Wut, sitzt heute in meinem Kiefer). Dann mit der stabilisierenden Stelle verbinden ( Wohlfühlstelle, z.B. im Herzen), indem Sie sich vorstellen, die Energie aus der Wohlfühlstelle zur unangenhemen Körperstelle fließen zu lassen- auch eine Brücke, wie in Übung 1 , kann zwischen diesen Stellen imaginiert werden, wenn Sie dies als angenehm erleben. Probieren Sie aus und wandeln Sie so ab, wie es IHnen persönlich entspricht-.

 Eine gute Zeit wünscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Besser leben? Wie ein Atemzug, der Mount Everest und ein ungewöhnliches Früchtchen Sie dabei unterstuetzen kann

Von Waltraut Barnowski-Geiser

Jetzt besser leben – das wollen die meisten Menschen! Vor allem natürlich wünschen das all jene, die in ihrer Kindheit Schweres erlebt haben. Oftmals haben aber gerade diese Menschen ihre Hoffnung auf ein besseres Leben aufgegeben. Soviel Enttäuschung, so viele leere Versprechungen haben sie bereits erlebt! Jetzt besser leben: „Wie könnte das gehen?“ fragen sie sich, und vor allem: „Wie sieht mein Weg zu einem besseren Leben aus?“ Denn: jede und jeder hat eine andere Vorstellung davon, was ein Leben zu einem besseren macht

…Vielleicht wollen Sie auf kreativem Weg  etwas über Ihre persönliche Vorstellung erfahren.Dann könnte die folgende Übung hilfreich sein. Wenn Sie gerade Zeit nehmen wollen, dann starten Sie jetzt in die Übung. Sie können diese auch jetzt überspringen und später nach dem Lesen machen!

Übung MEINE Besser-Leben-Landschaft

Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit: schließen Sie, wenn Sie mögen, die Augen…nehmen Sie Ihren Atem wahr…wenigstens drei Atemzüge wahrnehmen: wie Sie ein und wieder ausatmen…

Nun lassen  Sie vor Ihrem inneren Auge langsam eine Landschaft entstehen, in der Sie sich gut und glücklich fühlen. Wie duftet es hier, wie schmeckt es, welche Farben sehen Sie. Wie klingt es, welche Geräusche hören Sie? Lassen Sie sich ein wenig Zeit…vielleicht wollen Sie diese Landschaft später malen.

 Kommentar zur Übung: Bilder können helfen, etwas zur Sprache zu bringen, für das wir noch keine Worte haben.  Indem wir unsere Sinne aktivieren, aktivieren wir auch Potenziale, Sehnsüchte und Wünsche,die vielleicht längst vergessen schienen.

Flucht aus dem Jetzt
Viele Menschen mit Kindheitsbelastungen pendeln sich mehr schlecht als recht auf einem sie wenig befriedigenden Level ein: zwischen Vergessen und Verdrängen, zwischen Trauer und Zorn. Sie beschreiben, nichts mehr zu fühlen, oftmals allenfalls Leere. Das Fühlen des Unangenehmen wurde unbewusst aufgehoben, unglücklicher Weise aber auch das Fühlen von Schönem. Andere leben ständig im Gestern, wälzen schlimme Ereignisse von damals. Sie werden bis zum heutigen Tag von der Vorstellung gequält, an den Ereignissen der Kindheit Schuld zu tragen:

Ein trinkender Vater? Das erwachsene Suchtkind denkt, es hätte damals ein besseres Kind sein müssen, dann wäre der Vater nicht unglücklich gewesen und hätte folglich auch nicht trinken müssen.

Die Mutter, die in Depressionen aus dem Leben schied? Bestimmt hätte der Sohn vielmehr für sie Dasein müssen, ihr mehr Freude bereiten sollen, mehr und Besseres leisten sollen.

In diesen und anderen Gedankenketten sitzen Menschen fest.

Andere nehmen die Flucht nach vorn: sie leben in der Zukunft. Sie träumen, nicht nur ein bisschen und manchmal, sondern eigentlich immer und überall. Träumen hat sie als Kind gerettet, um dem Schlimmen zu entfliehen. Diesem Mechanismus können sie nun bis heute schwer entfliehen (manche haben bereits die Diagnose ADS/Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität erhalten): So träumen sie auch heute… von einem Traumprinzen, der so ganz anders ist als der enttäuschende Mann  jetzt an ihrer Seite, anders als der Vater früher. Sie träumen von einer Zeit, in der sie endlich glücklich sind, weil sie zum Beispiel materiell unabhängig sein werden. Morgen, irgendwann in ferner Zukunft. wird alles besser sein. Und so warten sie und warten und warten, während das Leben an ihnen ungelebt vorbeizieht.

Mit einem Atenzug ins Jetzt
Bei all diesen Arten der Lebensbewältigung verpassen die Menschen etwas sehr Wesentliches: nämlich das Jetzt. Auch Glück findet immer gerade jetzt statt. Wenn keine Achtsamkeit für das Jetzt vorhanden ist, dann gehen kostbare Momente einfach verloren, dann rauscht das Glück vorbei, da es nicht einmal wahrgenommen wird.

Das Zurückerobern des Lebensglückes bedeutet, sich in das Jetzt zurückzutrauen.
Ein wichtiger Helfer in das Jetzt ist unser Atem: wahrnehmen, ohne jede Absicht und ohne jede Bewertung, wie der Atem einfließt und wie er wieder den Körper verlässt: Das ist die Brücke in die Gegenwart. Das klingt so einfach: und ist doch gerade für Menschen aus schwierigen Elternhäusern so schwer. Da damals das Jetzt so unangenehm war, haben sie, um ihre Seele zu retten, begonnen aus dem Jetzt zu fliehen. Und damals viel Lebensqualität verloren. Diese gilt es heute wieder zurückzugewinnen: und diesen Schritt können nur Sie selbst für sich tun. Vielleicht sagen Sie jetzt: „Ich habe viel zu tun, wann das noch?“ oder „Das fühlt sich so unangenehm an, wenn alles ruhig ist und ich mich spüre!“

Meditation ohne Geheimnnis

Es gibt viele Wege zur Achtsamkeit und Meditation. Als eine weise Lehrerin giltie buddhistische Nonne Ayya Khema (leider ist sie inzwischen längst verstorben, aber ihre Ausführungen sind  auf youtube abrufbar) Ayya Khema vermittelt Meditation ohne Geheimnis, aus der ich hier nur sehr vereinfachend Wichtiges zusammengefasst und sehr gekürzt darstelle. Eine Einsicht lautet, dass alle Empfindungen vergehen, wenn man sie einfach nur beobachtet: so wie alles vergeht! Auch Gedanken lassen sich demnach beobachten, sie werden in dieser Praxis etikettiert – die vorbeiziehenden Gedanken erhalten gleichsam einen Karton, in den man sie steckt. So merkt der Meditierende, welche Kartons er meistens benutzt, sprich, womit er sich meist beschäftigt und lernst sich dabei selbst bestens  (er)-kennen. Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien beschreiben, mit ihren Gedanken ständig um einen ihnen wichtigen Menschen zu kreisen. Ihr Wohl hängt dann, so erleben sie es, von diesem einen Menschen ab – Abhängigkeit entsteht. Im Sinne der Lehre des Buddhas lässt sich hier als Methode anwenden: Etikettieren und Ersetzen. Eine spannende Idee! Probieren sie es aus: Wenn Sie an einen bestimmten Menschen denken, förmlich um ihn kreisen, sagen Sie innerlich „Stop!“ Ersetzen Sie diese Gedanken an den anderen, indem Sie zu sich selbst zurückkehren: Achten Sie auf Ihren Atem, nehmen Sie wahr, was Sie gerade spüren. Und in einem weiteren Schritt erspüren Sie, was sie selbst jetzt gerade brauchen.
Es gibt viele unterschiedliche Verfahren und Wege, um Achtsamkeit zu erlernen. Neben alten Lehren wie dem Buddhismus (hier auch Thich Nhat Hanh), unterschiedlichen Formen im Yoga usw. gibt es diese Ansätze auch in modernen Therapieverfahren, wie etwa dem MBSR nach Kabat-Zinn, der Hypnotherapie nach Milton Ericson oder auch im Integrativen und Hypnosystemischen Therapieverfahren. Suchen Sie im Vertrauen auf sich selbst den für Sie passenden Weg. Es gibt viele Cds und Bücher. zu diesem Feld, die Ihnen Hilfe anbieten können.

AWAOKADO…was für ein Früchtchen!
In meinen Befragungen von Erwachsenen und Kindern aus Suchtfamilien (Barnowski-Geiser 2009) beschrieben Menschen neben der Achtsamkeit sechs weitere Faktoren, die Ihnen auf dem Weg zu einem besseren Leben geholfen haben:
A chtsamkeit
W ürdigung der Kindheitsbelastungen, aber auch der eigenen Stärken
O rientierung finden, einen eigenen Standpunkt
K reativität und Ausdruck
A nklang und Beziehung
D eckung und De-Parenting ( Sicherer Raum und Kind sein dürfen)
O ffenheit und Öffnung
Sie haben es wahrscheinlich schon gesehen: die Anfangsbuchstaben ergeben in der Vertikalen das Wort AWOKADO und erinnern somit an eine kleine sehr heilsame Frucht. Ihre große Wirkung entfaltet diese Frucht, so wird es von Betroffenen beschrieben, indem man sie dosiert einsetzt. Das gilt auch für Sie und den Beginn Ihrer Veränderung hin zu einem besseren Leben. Dosiert sollten Sie, vertrauen wir den Erfahrungen, beginnen: der erste Baustein ist Achtsamkeit (vgl. Das AWOKADO-Hilfe-Konzept in Barnowski-Geiser/2015:Vater,Mutter,Sucht. Wie erwachsene Kinder suchtkranker Kinder trotzdem ihr Glück finden). Achtsam ist gleichsam die Mutter der Heilung!

Jetzt starten…schließlich haben Sie schon den Mount Everst bestiegen!
Alle große Veränderung, auch in Ihrem Leben, beginnt mit einem kleinen Schritt. Diesen können Sie gerade heute tun. Atmen Sie sich für Augenblicke ins Jetzt und steigern Sie diese Zeit innerhalb der nächsten Tage, wenn wir uns hier wieder treffen. Ich bin sicher: Wenn Sie den Weg auf diese Seite gefunden haben, dann haben Sie in ihrer Kindheit viel zu früh Großes geleistet. Sie haben wahrscheinlich schon ganz früh, um einen Vergleich zu wählen, den Mount Everest bestiegen. Nur: Das hat Ihnen niemand gesagt, man hat Ihnen erst recht nicht gedankt, weil vielleicht die Probleme ihrer Eltern, um die sie sich viel zu früh kümmern mussten, angeblich gar nicht vorhanden waren. Tabuisieren war dann der Weg ihrer Eltern; Ihre Eltern haben es nicht anders geschafft. Es ist wichtig, aus dieser familiären Negativkette auszusteigen, damit Sie Neues an ihre Kinder und Partner weitergegeben können. Mit nur einem Atemzug kann Neues in ihr Leben und das Leben Ihrer Familie treten.

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Oft Schlecht drauf? Ihrer Stimmung und Lebensqualität auf der Spur

Menschen, die in einer belasteten Familie aufgewachsen sind, leiden manchmal lange Zeit noch nachdem sie ihr Elternhaus verlassen haben, unter Gefühls- und Stimmungsschwankungen. Der Umgang mit quälenden Gefühlen, „Nicht-Fit und Gut drauf“ sein, erfährt gesamtgesellschaftlich nicht gerade würdigenden Umgang. Glauben wir manchen Ideologien, so sind unsere Gefühlslagen, wie so vieles andere,  „machbar“. Wer nicht gut drauf ist, scheint dieser Denke zufolge selbst schuld zu sein. Müssen Erwachsene aus belasteten Familien, wie in manchen Ansätzen vollmundig gefordert, einfach „positiver“ denken? Müssen Sie Ihre „Überempfindlichkeit“ ein bisschen runterregulieren? Nehmen wir Wissenschaft zur Hilfe…Neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen: unsere Hirne sind nutzungsabhängig, auch unsere Emotionalität, also unsere emotionalen Verschaltungen.  Emotionale Verschaltungen (und damit wie wir uns fühlen) hängen somit ab von gemachten Erfahrungen, ihren Bewertungen usw.. Was bedeutet das für Kinder und Erwachsene, deren Kindheit belastet war? Hier tun sich noch viele Lücken in der Forschung auf, einiges lässt sich aus den bestehenden Erkenntnissen in aller Vorsicht ableiten und vermuten. Und dieser Blick, zugegebenermaßen nicht ganz einfach, erscheint der Mühe wert, kann er doch das Befinden belasteter Erwachsener, ihre Stimmungen und Gefühlslagen ein wenig erhellen. Und soviel sei vorab verraten: Wenn die Kindheit belastet war, so hat das Folgen für Ihre Emotionalität, ihre Gesundheit und Lebensqualität als Erwachsener…und es gibt erforschte Hilfemaßnahmen…

Hirne sind nutzungsabhängig: warum Kinder mit familiärer Belastung leicht ängstlich werden

Schauen wir zunächst aus neurowissenschaftlicher Perspektive (Versuchte Erklärungen müssen im Angesicht der hochkomplizierten  Vorgänge in unseren Hirnen unverschämte Vereinfachungen bleiben…versuchen wir dennoch eine Annäherung): Außenwelt hinterlässt Spuren in der Innenwelt. Neurologisch spricht man hierbei von inneren Repräsentationen der Außenwelt. Auch die Repräsentationen unserer Gefühlswelt (neurowissenschaftlichen Untersuchungen u.a. von Braun, Spitzer) spiegeln  erlebte Erfahrungen. Unsere Gefühlswelt ist erlernt, vor allem in sozialer Erfahrung. Befinden, Stimmungen und Gefühle sind bei Kindern aus belasteten Familien stark in Mitleidenschaft gezogen. Kinder lernen etwa: „Wenn Papa trinkt, gibt es Ärger für mich!“ Wird diese Erfahrung wiederholt gemacht, wird diese Erfahrung auch neuronal verschaltet: sie bildet eine Hirnspur. Je öfter diese Erfahrung gemacht werden, umso tiefer gräbt sich diese Spur im Hirn ein, sprich: Kinder entwickeln Ängste ( eine Hirnautobahn „Angst“) und weitere mit diesem Erleben verbundene Gefühle werden nutzungsabhängig verschaltet. Aus dem Kind, das in einer Szene Angst hat, wird bei dauerhafter Wiederholung, leicht ein überängstliches Kind: insbesondere dann, wenn, wie oft in tabuisierenden Familien, das Gefühl des Kindes nicht benannt und besprochen werden darf, das Kind folglich keine angemessene Unterstützung in Form von Trost oder Halt erfährt. Das Befinden Betroffener wird durch dieses kindliche Krisenerleben geprägt, das Gehirn entsprechend gebaut – auch als Erwachsene, wenn das Elternhaus längst verlassen wurde, sind diese grundlegenden Verschaltungen angelegt. Es ist also nachvollziehbar, dass ein in der Kindheit entsprechend „verschalteter“ Erwachsener, der die Spur Angst zu einer regelrechten Autobahn im Kopf entwickelt hat (Formulierung in Anlehnung an Hüther), auch als Erwachsener schnell auf eben dieser Autobahn landet. Denkweisen, Selbstbild, Körpererfahrung usw. sind neuronal verschaltet: sie bilden ein Erlebens- Panorama im Jetzt, das im familiären System erlernt wurde.

Unterwegs auf der Hirnautobahn Gefühl

Gefühle sind neuronale Repräsentationen „Wir werden oft von den Gefühlen unbemerkt gesteuert.“ , sagt der Hirnforscher Spitzer schon vor einem Jahrzehnt. Emotionen bieten Kindern Orientierungshilfe beim Zurechtfinden in einer komplizierter werdenden Welt. (Spitzer 2003) Werden anstehende Probleme angemessen gelöst, stellt sich ein gutes Gefühl ein, das sich im Gehirn verankert. (Hüther 1999) Je früher diese Verschaltung erfolgt und je häufiger sie bei Belastungen und Herausforderungen aktiviert wird, umso stärker ist der Bahnungsprozess im Gehirn. Welche Verschaltung zu einem Gefühl gebahnt wird, hängt von subjektiven Empfindungen ab. „Mit jeder erfolgreich bewältigten Belastung, jeder bestandenen Herausforderung wird unter dem Einfluß der bei der kontrollierbaren Streßreaktion stattfindenden Aktivierung des noradrenergen Systems das jeweils empfundene Gefühl in Form von bestimmten dieser Empfindung zugrunde liegenden neuronalen Verschaltungen im Gehirn verankert.“ (Hüther 1999, S.69) Aber auch Belastendes und wiederholt nicht Bewältigtes wird im Gehirn als Trampelpfad abgespeichert. „Emotionale Verunsicherung führt zur Aktivierung limbischer und anderer stress-sensitiver neuro-endokriner Regelkreise und zwingt das Kind, nach geeigneten Strategien zur Wiederherstellung seines emotionalen Gleichgewichtes zu suchen. Einseitige, unbalancierte Bahnungsprozesse führen zwangsläufig zu defizitären Entwicklungen in anderen Bereichen (Wahrnehmung, Motorik, Lernverhalten, Motivierbarkeit, Sozialverhalten). (Trost 2003, S.60) Auch wiederholte Traumatisierungen wirkten nachhaltig destabilisierend auf die neuro-endokrinen und vegetativen Regelkreise.

Gefühle zwischen Ich und Du

Gefühle entstehen im sozialen Raum: Kinder und Erwachsene aus belasteten Familien fühlen nicht an sich, ängstigen sich nicht an sich, sind nicht an sich leer, schuldig, sondern ihre Gefühle sind Repräsentanten und zugleich Träger ihrer sozialen Beziehungen, sprich ihren belasteten Eltern oder Geschwister.

Gefühle werden in einer leibtherapeutischen Sicht sowohl in ihrer Leiblichkeit in Bezug aus Körper, Seele und Geist angesehen, als auch in ihrer Räumlichkeit aufgefasst, in letzterer insbesondere in ihrer Rückbeziehung auf das Subjekt. Psychiater und Leibphilosoph Thomas Fuchs: „Wie beim Tasten (‚Fühlen’) Empfinden und Selbstempfinden ineinsfallen, so ist das Gefühl als Gegenstandsbeziehung zugleich ein Selbstverhältnis, also Fühlen und sich-Fühlen in einem (sich fürchten, sich schämen, sich freuen). Die Furcht oder Angst vor (…) bedeutet auch Furcht oder Angst um mich selbst oder mein Leben. Die Scham vor den anderen ist zugleich die Scham über mich. Im Gefühl ist das Selbst sich nicht gegenständlich, als sein eigenes Objekt, sondern zuständlich, erleidend gegeben, als Subjekt affektiven Betroffenseins.“ (Fuchs 2000) Es lässt sich folgern, wie die sogenannte Zwischenleiblichkeit wirken kann: Betroffene aus belasteten Familien können innerlich derart verwoben sein mit erkrankten Angehörigen, auch und gerade in der Entwicklung ihrer eigenen Gefühlswelt, dass kaum noch eine Unterscheidung zwischen Ich und Du erlebt wird, weder leiblich noch räumlich. Die Gefühle der Eltern wabbern als Atmosphären in den Raum, für die Kinder kaum noch unterscheidbar, wo ihre eigenen Gefühle anfangen, wo sie teil einer Atmosphäre sind. „So werden Gefühle auch zu Indikatoren für die Qualität der Beziehung, in der die anderen Menschen und die Sachverhalte unserer Welt zu uns selbst stehen.“ (Fuchs) Es entsteht ein typischer Schwingungsraum zwischen Eltern und Kindern. Die gelungene oder misslungene Affektabstimmung und der Aufbau von Gefühlen ist maßgeblich für den Aufbau von weiteren Beziehungen. „Gefühle werden im Ausdruck, als Ausstrahlungen, Gesten und Handlungen ‚entäußert’, um so ihrerseits Gefühle in anderen zu induzieren. Ohne dass wir und dessen immer bewusst wären, wirken umgekehrt die Gefühle und Haltungen der anderen ständig auf unsere eigenen ein. So bilden Gefühle einen Raum mannigfaltiger Schwingungen, die sich ausbreiten und ein Eigenleben entwickeln, obwohl sie doch zugleich das persönlichste in uns sind.“ (Fuchs 2000) Also vereinfacht: was wir an Beziehungserfahrung gemacht haben, das wohnt in uns und das geben wir auch in irgendweiner Weise an andere weiter.

Tabu, Geheimnis, Gefühl

Wenn das, was Kinder aus belasteten Systemen bewegt, nicht besprochen werden darf,  nicht nach Außen dringen darf, verstärkt das Stress und Belastung. Zudem verfestigt sich eine Spaltung zwischen  innerem Erleben und dem nach Außen Gezeigten. Viele Kinder können folglich irgendwann nicht mehr unterscheiden, was sie im Angesicht der familiären Tabuisierung fühlen sollen und was sie tatsächlich erleben und fühlen. Gefühle werden zu Leerstellen des Erlebens oder mutieren zu diffusen Grundstimmungen. Dies kann zu einem chronifizierten schlechten Befinden führen, das sich die Betroffenen selbst nicht erklären können. Die erzwungene Verleugnung ihrer realen Lebenssituation (etwa die Drogensucht der Mutter) geht in der Regel so weit, dass sie sich sogar vorwerfen, sich grundlos schlecht zu fühlen. Dieses auf den ersten Blick paradox erscheinende Phänomen ist jedoch bei genauerer Sicht auf die belastete Biografie nachvollziehbar.

Kinder der Krise

Die vorab beschriebenen dauerhaften Krisen von Kindern aus belasteten Familien, messbar am Serum-Cortisolspiegel, können neuronale Strukturen des Hippocampus, der Amygdala und des Corpus Callosum zerstören. Verursacht werden dadurch organisch begründbare Regulationsstörungen, später auch komplexe Störungen von Lernen, Emotionen und Verhalten (Trost 2003). Auch wenn dieser Zusammenhang von neuronaler Schädigung für betroffene Kinder in quantitativen Untersuchungen noch nicht hinreichend untersucht ist, muss vermutet werden, dass Gehirne von Kindern aus belasteten Familien durch das emotionale Klima ihrer Familien stark geprägt sind. Es steht zu befürchten, dass lang andauernde wiederholte Belastungen der familiären Umwelt neuronal entsprechend verankert werden und diese ‚emotionalen Straßen’ auch dann aufgesucht werden, wenn es nicht mehr von Nöten ist. Dies zeigte sich bei denjenigen erwachsenen Personen, die bis ins hohe Alter keine Auflösung des familiären Tabus erfahren hatten, bei denen sich etwa Suchtbelastung durch etliche Jahrzehnte zog und auch im Erwachsenenalter lebensbestimmend blieb. Es scheint in diesem Fall schwer zu sein, eingefahrene Hirnstraßen zu verlassen (etwa die der Angst und Ohnmacht) und neue Straßen (Freude,Hoffnung etc.) zu befahren. Damit kann ein wesentlicher Faktor zur Orientierung in der Welt durch das familiäre Erleben maßgeblich negativ beeinflusst werden. Sogar genetisch scheinen diese Erfahrungen Spuren zu hinterlassen (In jüngerer Zeit wurde an Mäusen nachgewiesen, dass die Gene bei Nachkommen traumatisierter Mütter in Mitleidenschaft gezogen waren; sie zeigten sich als weniger Stressresistent und verzweifelter in eigenen Krisensituationen).

Stress und Krankheit

Viele kennen es aus eigener Erfahrung: Man wird zur anstehenden Prüfung nicht krank, aber kurz danach. Interessante Erkenntnisse hierzu liefert die Psychoneuroimmunologie: In der Stresssituation selbst ist ein Hochfahren des Systems erforderlich, eine Aktivierung des Immunsystems erfolgt. Ein Schutzsystem wird aufgebaut, da Entzündung  nun gefährlich wäre. Es erfolgt eine Corstisolausschüttung im Körper. Cortisol supprimiert die zelluläre Immunaktivität, die uns vor viralen Infekten schützt. Und so findet man der Harvard University Zusammenhänge: bei Überforderung und Stress fordert das Zwischenhirn an, in den Nebennieren Adrenalin zu produzieren. Es erfolgt also eine Verteidigung auf körperlicher Ebene, Erregung wird gedämpft. Chronischer Stress dämpft in der Folge Immunabwehr und zelluläre Abwehr. Folge waren eine Reihe von Anfälligkeiten: die Versuchspersonen zeigten sich  Grippe-und Herpesanfälliger, anfälliger für Neurodermitis-und Autoimmunerkrankungen sowie Allergien. Dies konnte auch an Kindern stressbelasteter Mütter nachgewiesen werden.Man fand beispielsweise Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen im Kindesalter und Rheumaerkrankungen im Alter. Biochemische Vorgänge sind komplex. Der Zusammenhang zwischen Stress in der Kindheit und späterer Krankheit lässt sich heute erklären: Das überforderte System ist irgendwann erschöpft. Es kommt zu vermehrten Entzündungen, was zu schweren Erkrankungen wie Rheuma, Krebs usw. führen kann (hierzu auch Christian Schubert, Innsbruck, Integrativer Therapeut und Psychoneuroimmunologie/Psychotherapie- Integrierte Medizin).

Denken wir die vorangestellten Forschungen für Erwachsene aus belasteten Familien weiter, so wird deutlich:

  • es besteht ein Zusammenhang zwischen emotionalen Belastungen in Kindheitstagen und emotionaler Befindlichkeit im Erwachsenenalter
  • es besteht ein Zusammenhang von wiederholten stressenden Kindheitserfahrungen und chronischen/schweren Erkrankungen im Erwachsenenalter.

Eine große Belastung der Lebensqualität von Menschen mit belasteter Kindheit erschent  evident.

„Help…I need somebody“

In der Überschrift, hier mit einem Oldie der Beatles, wird kurz auf den Punkt gebracht, was wir Kindheitsbelastungen, Stimmungs-und Befindlichkeitstörungen entgegensetzen können: Hilfe suchen und annehmen, die Verbindung und Zuwendung von anderen, nahestehenden Menschen… also können wir etwas tun!

Fasst man die vorab geschilderten Forschungsergebnisse zusammen, so sind die Belastungen und Folgen bei Kindheitsbelastungen hoch einzustufen. Und dennoch eine gute Nachricht aus der Forschung:  es gibt Stärkendes! Widerstandskräfte, die uns schützen, sogenannte Resilienzen. Resilienzen sind also das, was uns stark macht.  Resilienzen sorgen dafür, dass viele Menschen mit Kindheitsbelastungen eben auch nicht erkranken. Eine bedeutsame stabile Beziehung im Umfeld eines aufwachsenden Kindes ist eine solch hochwirksame Resilienz. Sind Erkrankungen vorhanden, zeigten sich etwa Meditation und soziale Anbindung als hochwirksam. Vernetzen und andere Menschen mit ins Boot Holen zeigt in allen Lebensphasen Wirkung. Nervensystem und Immunsystem können einander verständigen, dies können wir für uns nutzen. Decartes Dualismus hat lange Medizin bestimmt. Aber neuere Forschungen überprüfen, wie Gehirn und Immunsystem zusammenhängen und es wird deutlich: sie sind in ständigem Austausch. Ein gestresstes Gehirn beeinflusst das Immunsystem, somit gilt auch die Umkehrung: ein entspanntes Gehirn entlastet den Körper. Körper und Geist sind eine Einheit, was ganzheitliche, integrative, leiborientierte, kreative und komplementär-Medizin für Betroffene auf den Plan ruft. Basis bildet weiterhin die Schulmedizin. Gute Erfolge ließen sich auch durch kognitive Umstrukturierung erzielen, also problematische, dysfunktionale Gedanken, etwa durch einen anderen Gedanken zu ersetzen ( wie es in einigen Religionen und Philosophien auch seit Jahrtausenden gelehrt wird)…  Selbstheilung können Sie aktiv unterstützen. Sogar ein EEg kann signifikant verändert werden. Sie können durch Ihre Lebens-und Denkweise Einfluss nehmen.

Ein wichtiger Faktor: ein Feld der Hoffnung und Zuwendung (Liebe auch zu nennen), im Idealfall zu Hause. Der Satz: „Ich kann gesund werden!“, oder: „Ich kann meine Kindheitswunden überwinden!“ gehört zur hochwirksamen Einstellung, die Veränderung möglich werden läßt. Hilfe für Betroffene muss individuell erfolgen, spezifisch zugeschnitten sein: sie benötigt mindestens einen wohlwollenden Anderen. Immer sollte sie Anregung zur Selbsttätigkeit beinhalten (hierzu auch das AWOKADO-Selbsthilfe-Programm in Vater, Mutter, Sucht 2015)
Glauben wir der Psychoneuroimmunologie, so hilft: Optimismus, stabile Sozialkontakte, guter Alltag und körperliche Nähe.

Filmbeitrag Selbstheilungskräfte und Psychoneuroimmunologie:http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=41334

Fuchs, T. (2000). Leib-Raum-Person. Entwurf einer Phänomenologischen Anthropologie. Stuttgart: Klett Cotta.

Fuchs, T. (2008): Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption. Stuttgart: Kohlhammer.

Hüther, G. (1999): Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Lammel, U. A. (2007). Phänomenologie einer Jugendkultur in den 90er Jahren und Anfragen an Soziale Arbeit in Praxis und Ausbildung. In H. Petzold, P. Schay, P. & W. Ebert (Hg.), Integrative Suchttherapie. Theorie, Methoden, Praxis, Forschung (2. Aufl.) (S. 17-63). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Michaelis, K. & Petzold, H. (2010). Zur Situation von Kindern suchtbelasteter Familien aus Sicht der integrativen Therapie. Integrativ-systemische Überlegungen zur Entwicklung von Risiko und Resilienz bei Kindern mit suchtkranken Eltern. Integrative Therapie, 36 (2/3), 252-280.

Orth, I. ( 2012): Unbewusstes in der therapeutischen Arbeit mit künstlerischen Methoden,kreativen Medien – Überlegungen aus der Sicht „Integrativer Therapie“ in Polyloge, Internetzeitschrift der EAG-FPI.

Spitzer, M. (2002). Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg: Spektrum.

Trost, A. (2003). Interaktion und Regulation bei suchtkranken Müttern und ihren Säuglingen. In Landschaftsverband Rheinland, Dezernate Gesundheit und Jugend/ Landesjugendamt (Hg.), Suchtfalle Familie?!. Forschung und Praxis zu Lebensrealitäten zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Dokumentation der gemeinsamen Fachtagung der KFH NW, Forschungsschwerpunkt Sucht, und des Landschaftsverbandes Rheinland, Dezernate Gesundheit und Jugend/Landesjugendamt. Köln.

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Gute Worte in schwierigen Zeiten – ein Perspektivwechsel

„Der Not ist jede Lust entsprossen, und unter Schmerzen nur gedeiht
 Das Liebste, was mein Herz genossen.
Der holde Reiz der Menschlichkeit. (Hölderlin)

 

Kennen Sie das auch, dass Sie in diesen Tagen verzweifelt auf der Suche nach Inhalten sind, die nichts mit Corona zu tun haben? Fernseher anstellen und verzweifelt zappen, die Tageszeitung durchforsten…die Infolage ist bestimmt von Dauer-Kriseninfos. Wenn Sie auch zu den Suchenden nach Gutem gehören, ist diese Suche wahrscheinlich ein probater Rettungsversuch von Leib und Seele: ein versuchter Perspektivwechsel. Somit eine gesunde Regung! Denn: Eine grundlegende Fähigkeit, um eine Krise gut zu überstehen, scheint die Fähigkeit zu sein, eine andere Sichtweise einzunehmen, einen Perspektivwechsel vollziehen zu können. Diesen Perspektivwechsel möchte ich Ihnen heute als kleinen verbalen Kurztrip durch resümierende Gedanken, die ich bei SchriftstellerInnen und FachkollegInnen fand, anbieten.

Allein-Sein als Chance

Einsamkeit ist ein Corona-Thema. In der augenblicklichen Krise wird zur sozialen Distanzierung aufgefordert, bis hin zur einsamen Quarantäne genötigt. Das Thema Isolation hat immer schon eine Rolle in menschlichen Leben gespielt. So soll der Dichter Hölderlin dreißig Jahre allein in seinem Turm zugebracht haben, um sich so ganz seinen Betrachtungen hinzugeben und pointiert „Es ist nichts so klein und wenig, dass man sich nicht begeistern könnte“. Eine Vielzahl an Texten sind entstanden, Quellen der Inspiration aus dem „mit sich Sein“. Pascal Blaise sieht vor einigen Jahrhunderten die Zimmerflucht gar als Wurzel allen Übels. „Alles Elend der Menschheit entspringt einem einzigen Umstand, nämlich dem, nicht ruhig in einem Zimmer bleiben zu können.“ Der französische Schriftsteller Xavier de Maistre (er verweilte nach einem Duell einen Monat in Hausarrest) verwandelte Isolation in einen Reisebericht, der im ungewöhnlichen Buch Reise um mein Zimmer mündete. Vielleicht haben auch Sie in Ihren Kindheitstagen Ihr Zimmer, wenn Sie denn ein eigenes hatten, bereist, mit Fantasie gefüllt, es nicht als Begrenzung, sondern vielmehr rettend erlebt…

Warum Erinnern heilen kann...

Vielleicht mögen Sie sich an diese Zeit nicht mehr gern erinnern, aber wie auch andere Spezialisten aus dem Feld der Kindheitsbelasteten, schreibt Ursula Lambrou in ihrem viel gelesenen Klassiker „Familienkrankheit Alkoholismus.Im Sog der Abhängigkeit“  dem Prozess des Erinnerns Sinnhaftigkeit zu :

„Erwachsene Kinder, die sich Klarheit über sich selbst verschaffen, haben gute Chancen, die Wunden der Kinderzeit, deren Folgen sie noch heute spüren, heilen zu lassen.“

Finnja Stauff, Wiener Fachbuchautorin, fokussiert aus der Perspektive der ontologischen Kinesiologin: „Erst das Verständnis, warum wir in unserem Leben so gelitten haben, ermöglicht uns die wahre Liebe zu uns selbst:“ ( Stauff, F.: Durch Bewusstsein zur Selbstliebe). Und immer ist da die Angst, wenn wir unsere Perspektive ändern und uns  mehr um uns selbst kümmern, die anderen zu sehr aus dem Blick zu verlieren. Sucht-Psychotherapeut und Autor Jens Flassbeck pointiert: „Allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann. Es ist zum Scheitern verurteilt. Nutzen Sie Ihre Freiheit und handeln Sie so, wie Sie es für richtig halten.“ ( Flassbeck, J.: Ich will mein Leben zurück).  Sich selbst vertrauen ist eine schwieirge Kunst, insbesondere für  Kindheitsbelastete. „Selbstvertrauen ist nicht gleichbedeutend mit Selbstsicherheit. Wer sich selbst vertraut, findet den Mut, sich dem Ungewissen zu stellen, statt vor ihm zu fliehen. Der findet im Zweifel, in Tuchfühlung mit ihm, die Kraft sich aufzuschwingen.“ (Pepin, C.: Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht)

Suchttherapeut und Autor Heinz-Peter Röhr schaut auf die Weitergabe der Probleme durch die Generationen und resümiert: „Kinder lieben, wie sie sind, können nur Eltern, die selbst reif geworden sind und zu Selbstliebe gefunden haben. Einzig so ist es möglich, dass sie nicht ihre eigenen Probleme zu denen ihrer Kinder werden lassen.“ (Röhr, H.P.: Ich traue meiner Wahrnehmung. Sexueller und emotionaler Missbrauch)

Begreifen- nicht werten- ändern

Mir fehlen die Worte!… Es hat mir die Sprache verschlagen! Diese und ähnliche Sätze sind in Zusammenhang mit der Corona-Krise zu hören. Stumm Werden, nicht mehr sprechen geht manchmal mit Krisen einher. Worte können uns weiterbringen, da wo wir feststecken.Worte sind unser Werkzeug, die Welt zu begreifen. Wir müssen erst begreifen, bevor wir etwas in Worte fassen können.  Zweifel seien, so wurde mir von einer lieben Klientin unbekannt zitiert, nicht Unwissen, sondern „das Gütesiegel der Erkenntnis“. Vielleicht haben die Worte der Denker und Schreibenden Sie heute bei Ihrem persönlichen Perspektivwechsel unterstützt. So mag ich für heute mit Worten von Neurobiologe und Erfolgsautor Gerald Hüther enden: „An Ihrem Gehirn liegt es jedenfalls nicht, wenn Sie auch in Zukunft glauben, so weitermachen zu müssen wie bisher.“ (Hüther, G.: Was wir sind und was wir sein könnten. Ein neurobiologischer Mutmacher)

Herzliche Grüße

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Coronakrisen-Challenge: nicht nur überleben, auch Er-Leben

Guten Morgen! Ich hoffe, Sie hatten eine gute oder zumindest erträgliche Nachtruhe. Vielleicht sind Sie auch mit Sorgen und Gedanken rund um die aktuelle Corona-Krise erwacht- damit sind Sie nicht allein, es wird von vielen Menschen berichtet, dass sie sich für Momente immer wieder von Angstwellen geflutet fühlen – wie KIndheitsbelastungen und das Erleben der Corona-Krise zusammenhängen, dazu habe ich ja gestern im Blogbeitrag  einiges erläutert. Deshalb auch heute wieder ein Impuls von hier mit einer kreativen Übung für Sie, vielleicht auch für Sie und Ihre Lieben/Kinder am Ende des Beitrags.

Kontaktverbot, in einigen Bundesländern auch Ausgangssperre genannt. Während ich heute Morgen meine Zeilen an Sie richte, frage ich mich natürlich, an wen ich schreibe: da Sie diese Seiten besuchen, vielleicht sogar regelmäßig, gehe ich davon aus, dass Sie zur Gruppe der Menschen gehören, die Belastendes oder sogar schwer Belastendes in der Kindheit erlebt hat. Bei vielen liegt  die Belastung schon einige Zeit zurück, sie fühlen sich aber im Heute trotz erfolgreicher Lebensbewältigung (an gängigen äußeren Kriterien gemessen) schwer und „nicht richtig“. Und nun auch noch Corona! Womöglich stecken Sie auch aktuell noch  in der schwierigen Verbindung mit kranken/schwierigen Eltern fest, gerade in der nun schweren Krise im Aussen müssen Sie vielleicht umso schmerzlicher feststellen, dass Reden, MIteinander Krise handeln ( wie gehen wir mit Besuchen/Kontakt) um, einmal mehr nicht besprechbar sind. Alte Verletzungen schwappen hoch, sie resignieren allmählich. Sie ahnen, das süchtige Elternteil wird nun noch mehr trinken, die coabhängige Beziehung der alten Eltern wird sich zuspitzen: und sie können wenig tun. Wie gut Sie dies nun alles handeln können, wird auch davon abhängen, in welcher aktuellen Bezeihungsform Sie sich befinden. Vielleicht leben Sie schon lange allein und Kontaktreduzierungen stellen für Sie keine große Veränderung dar. Vielleicht haben Sie eine eigene Familie aufgebaut, in der Sie Halt und Austausch finden ( vielleicht aktuell virtuell nur, aber immerhin), vielleicht leben Sie mit süchtigen oder schwer belastenden Menschen zusammen: eine besondere Herausforderung, in der Sie sehr genau auf Ihren eigenen Schutz und Rückzug innerhalb der vielleicht engen vier Wände achten müssen. Natur-fluchten und Kontaktstellen, zumindest per Telefon, müssen Sie in der Hinterhand bereithalten – .In welcher Lebenssituation Menschen aus belasteten Familien auch stecken, eines durfte ich immer wieder feststellen: Sie sind wahre Meister und Meisterinnen der Krisenbewältigung, finden schnell kreative Lösungen, sie sind beste Alltagsmanager und diejenigen, die in den schwierigsten Situationen die Komik finden (  nach Barnowski-Geiser: Vater, Mutter, Sucht 2015). All die Menschen, mit denen ich in meiner Praxis arbeiten durfte,  konnten blitzzschnell vom tiefsten Leid in die Freude des Augenblicks springen, heiter sein im Dennoch, Spielfreude entwickeln und tief erleben. Sie alle hatten neben ihrem Leiden auch gelernt, nicht nur „dumpf“ zu überleben, sondern in Freude zu er-leben.

Je länger Belastungen andauern, umso stärker geht oft das Bewusstsein für diese Stärke, für die Er-lebenskunst verloren- nach meinen Erfahrungen ist sie aber immer vorhanden. Manchmal muss diese Fähigkeit mantraartig gedanklich-wörtlich wiederholend belebt werden ( etwa: ich bin eine Meisterin der Krisenbewältigung o.ä.) und braucht vor allem erstmal Raum und Zeit. So wuensche ich Ihnen in diesen Tagen die Zeit und Muße, sich diesen ihren persönlichen Staerkenerleben-statt-uberleben und Freuden im Dennoch zu widmen. Oft sind diese Zugänge nicht allein durch das Denken zu öffnen, sondern durch Schreiben, Musik oder im Bewegen und Tanzen.Vielleicht probieren Sie es aktiv aus in der Corona-Dennoch-KreativChallenge ( geht übrigens auch prima gemeinsam mit Kindern)

Corona-Dennoch-KreativChallenge: Suchen Sie heute 3 Musikstücke, mit denen Sie sich wohlfühlen ( machen mehrere mit, darf jede/r ein Stück aussuchen). Hören Sie diese jeweils 2 Mal an, nutzen sie den zweiten Durchgang, sich von der Musik bewegen zu lassen ( das geht auch im Sitzen), summen sie mit und malen Sie anschließend eine Farbe oder ein Symbol auf ein Blatt, das Sie aus der Musik mitnehmen möchten. Geben Sie dieser Gestaltung einen Titel und einen würdigen Platz.

Viel Freude im Dennoch,

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Selbstwert-Mutmacher: wie wir Selbstwert durch das Besinnen auf unsere eigenen Werte steigern können

Liebe Blogleserin und Leser,

ich melde mich nun mal wieder und hoffe, dass es Ihnen so gut als möglich geht…: Neues habe ich gelesen und ist mir begegnet. Dazu nun wieder regelmäßiger hier Blogbeiträge.

Dauerbrenner: Selbstwertprobleme! Immer wieder begegnen mir Menschen aus belasteten Familien, die nach allgemeinen Kriterien erfolgreich scheinen, die sich aber unter der nach Außen gezeigten Stärke unbedeutend, klein und schwach fühlen. Selbstwertprobleme bleiben für Erwachsene mit Kindheitsbelastungen meist ein großes Thema: ja,eine Lebensaufgabe.

Heute erzähle ich Ihnen:

  • wie diese Selbstwertproblematik in belasteten Familien entsteht
  • wie Sie wieder zu mehr Selbstwert finden
  • eine Anleitung, sich auf kreative Weise mit Ihren Werten auseinanderzusetzen

Denn: Sie können etwas tun, Ihr Lebensgefühl und Ihr Selbstwert sind veränderbar!

Wie Kindern in belasteten Familien der Selbstwert abhanden kommt

Wenn Eltern über viele Jahre schwer belastet sind (etwa durch Krankheiten, Süchte, Persönlichkeitsstörungen u.a.), dann bekommt oftmals in ihrem Leben anderes zentrale Bedeutung. Dieses „andere“ erfährt dann die Aufmerksamkeit, die eigentlich ihren Kindern zusteht. Die den Kindern zustehende Wertschätzung geht verloren. Da dreht sich das Leben der Mutter etwa nur noch darum, wie sie ihren Alkohol bekommt und wie sie in Ruhe trinken kann, Fassade bewahrt – das Kind wird Teil des süchtigen Systems der Mutter, auch ihres Bewertungssystems: es droht bewertet zu werden über den alles bestimmenden Suchtfaktor, sein Wert im Bewertungssystem der Mutter droht sich dann an der Frage zu orientieren: Ist mein Kind  dienlich, mein Trinkverhalten zu sichern? Der  Wert, der dem Kind dann zugeschrieben wird, bemisst sich im kranken System nach völlig verschobenen Maßstäben, die sich über Jahre intern ungut aufgebaut haben. Das Kind wird in diesen Fällen (und das reicht oftmals bis ins hohe Erwachsenenalter) wenig bis gar nicht um seiner selbst Willen gesehen, sondern dann vor allem in seiner Funktonalität für das Aufrechterhalten des Systems bewertet, hier das Kranke. Das Kind lernt, insbesondere wenn dieser ungute Mechanismus über viele Jahre andauert und wenig andere Bezugspersonen zur Verfügung stehen, seinen Selbstwert aus diesem System zu beziehen… und verhält sich entsprechend der Systemnorm: es „schluckt“ das Unangenehme, es macht keinen Ärger, lügt vielleicht für die süchtige Mutter, besorgt Alkohol für sie, obwohl es genau an den Folgen, die durch den Alkoholgebrauch entstehen, besonders leidet. Es ist jedoch meist chancenlos, denn positive Aufmerksamkeit erhält es, wenn es der Mutter dient. Die fehlende Wertschätzung durch die so wichtige erste Bezugsperson droht Teil seines Selbstkonzeptes zu werden: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich jemanden anderen stütze!“, lautet dann die unbewusste Selbstzuschreibung. Betroffene erlangen in belasteten Familien so meist einen sehr niedrigen Selbstwert. Verstärkt wird diese Problematik durch weitere systemtypische Faktoren: betroffenen KIndern fehlen adäquate Modelle , hat doch schon das erkrankte Elternteil selbst einen geringen Selbstwert (Beobachtungslernen). Süchtige Elternteile neigen teils zu fortgesetzter Entwertung ihrer Umwelt, spalten zwischen ihrem Kind und dem „feindlichen“ Außen.  Scham über die Unfähigkeit, gute Eltern zu sein, wird vertuscht, Im Gegenteil führt diese vertuschte Scham dazu, dass das Kind keine Anerkennung für seine (familiären) Leistungen erhält. Die erlernte und stillschweigend eingeforderte Selbstaufgabe bis hin zum emotionalen missbraucht Werden, erfährt eine Entwertung im internen Bewertungssystem ( „Ich müsste doch mal für mich eintreten!“ , denken sie „Immer schlucke ich alles und kriege den Mund nicht auf“ etc.). Als Erwachsene drohen diese KInder im besonderen Maße abhängig zu sein von der Wertschätzung anderer, von Partnern, Chefs und hierarchisch höher gestellten, Eltern ähnlichen Figuren: meist bleibt ihnen nach einer Kindheit, die von emotionalem Missbrauch gezeichnet war ( oder auch bis zum heutigen Tage immer noch ist), eine klaffende Leerstelle im Inneren erhalten, die sich nicht zu füllen scheint – Leere- und Sinnlosigkeit machen sich breit, fortschreitende Selbstentwertung greift Raum. Aus Entwertung und entwertendem Umgang wird geschwächter Selbstwert.

Wie Sie wieder zu mehr Selbstwert finden

Erst, wenn Betroffene beginnen, diesen Prozess der familiären Bewertungsentwicklung zu durchschauen und in Zusammenhang zu Ihrem Selbstwert zu setzen… können sie sich endlich auf ihre eigenen Normen und  Werte zurückbesinnen… ihre eigenen Werte neu überprüfen… oder auch sie erstmalig entdecken… familiäre Bewertungen entdecken und von den eigenen Werten unterscheiden … und schließlich ihren Selbstwert nicht mehr nur an der Anerkennung durch andere, sondern in der Übereinstimmung mit ihren eigenen Werten finden…Erst dann tritt meist ein manifester Selbstwert, der stabil auf dem eigenen Inneren begründet ist, zutage. Die nachfolgende Kreative Selbsterfahrung kann Sie auf diesem Weg unterstützen.

Kreative Selbsterfahrung  Meine Werte

Wie hoch schätzen Sie Ihren Selbstwert augenblicklich ein? (1-10, 10 als höchster, 0 als niedrigster Wert)

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Wie hoch war der Selbstwert in Ihrer Kindheit?

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Nennen Sie spontan fünf Werte, für die sie sich persönlich einsetzen möchten…

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Stellen sie sich vor, diese Werte wären Reiseproviant, das sie nur begrenzt mitnehmen könnten. Tauschen sie einen Wert nach dem anderen solange aus, bis der Ihnen wichtigste übrig bleibt.

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Welche Werte galten in Ihrer Herkunfts-Familie? Wo gibt es Schnittmengen mit Ihren eigenen Werten, wogegen grenzen Sie sich klar ab?



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Gibt es Werte in Ihrer Familie, die sie förmlich „schräg“ oder „verrückt“ finden?

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Fertigen Sie eine kleine Zeichnung an, um diese Schrägheiten in einem Comic darzustellen. Gestalten Sie anschließend Ihre eigenen Werte hinein.

Inwieweit passen Ihre Werte zu denen an Ihrem Arbeitsplatz, wie ist das dort das vorherrschende Menschenbild?


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Nennen Sie 3 konkrete Schritte, die Sie aktiv tun können, um mehr in Übereinstimmung mit Ihren Werten zu leben…

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Fertigen Sie ab sofort eine Selbstwert- Kurve an, in die Sie täglich Ihren Selbstwert eintragen ( 10 ist hoher Selbstwert, 0 ist niedrig). Notieren Sie Ereignisse, die den Kurvenverlauf stark beeinflussen.

Durch die Beschäftigung mit Ihren Werten machen Sie eine wichtige Bestandsaufnahme. Wenn sie mehr Ihren Werten gemäß leben, hat dies in der Regel auch ein besseres Selbstwertgefühl zufolge. Für Erwachsene aus belasteten Familien ist dies eine schwierige Aufgabe…scheuen Sie sich nicht, eine Person Ihres Vertrauens hinzuzuziehen, wenn Sie an Punkten in der Bearbeitung  Schwierigkeiten entdecken.

Ich hoffe, Sie können bald, ganz herbstlich, Ihre Früchte und Ernte einfahren,

herzlich

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Bücher zur Thematik von Autorin Dr. Waltraut Barnowski-Geiser hier

Mehr unter www.barnowski-geiser.de

Selbstliebe…eine Herausforderung für Kinder belasteter Eltern

In den letzten Wochen wurde ich von verschiedenen Seiten her aufmerksam auf eine neue Version des MBSR-Stress-Reduzierungs-Programm, nun speziell zur Selbstliebe, kurz MSC genannt. Ich halte dieses Feld für Kinder von Sucht-und anderweitig belasteten Eltern für wertvoll und lohnenswert- deshalb hier und heute ein paar Worte dazu.

In den alten östlichen Philosophien wird Selbstliebe schon lange praktiziert, hier auch als liebende Güte für sich selbst beschrieben. Wenn die Lebensjahre mit den Eltern von einer schweren psychischen Erkrankung oder anderen Beschwernis geprägt waren ( womöglich noch sind), dann ist oftmals diese Krankheit an den Platz gerückt, den eigentlich die Kinder im Leben dieser Eltern einnehmen sollten: die Eltern kreisen dann etwa über Jahrzehnte um ihre Sucht, um ihre Abhängigkeit, Bindungsstörung etc. Oftmals fühlen sich ihre Kinder bis ins Erwachsenenalter hinein wenig geliebt und die verzweifelten Versuche, diese Liebe doch noch von den Eltern oder später von diversen Partnern zu bekommen, schlagen häufig fehl. Deshalb halte ich den Weg der Selbstliebe für all diese Kinder erwachsenen Kinder für lohnenswert: aber sie müssen diese ihnen meist fremde Kunst der Selbstliebe mühsam erlernen und tatsächlich auch üben, damit diese neue Hinwendung zu sich selbst wirklich neu verankert werden kann. In ihrem Elternhaus lernten sie meist nur, um die anderen zu kreisen, um Eltern und Geschwister: meist mussten sie sich selbst ganz aus dem Blick nehmen.

Ist das auch heute noch erlernbar? Ich glaube aufgrund meiner Erfahrungen mit Betroffenen, ja! Ob dies nun in Form eines Programms geschieht ( auch etwa in einer Gruppe) oder im Rahmen von meditativen Übungen zur liebenden Güte, als Aussöhnung mit dem inneren Kind oder auch als eine Aufgabe in einem therapeutischen Setting angegangen wird, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr, sich auf diesen, sicher oft mühevollen Weg zu begeben, genau in der Weise, wie sie für Sie stimmt… ich wünsche Ihnen den Mut und die Kraft dazu, und Ausdauer für die Übung, wenn der Anfang gelungen ist. Vielleicht können die Links und Worte dabei ein wenig helfen,

eine gute Zeit wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Sommerfrisch…auf neuen Wegen

Foto: Barnowski-Geiser

Vor der anstehenden „Sommerfrische“ mag ich Ihnen, bevor ich mich für die nächsten Wochen von Ihnen verabschiede, ein wenig Reise-Proviant von hier mitgeben: neu und kostenlos abzurufende Audiodateien zum Buch „Meine schwierige Mutter“ bei Klett-Cotta für Ihre tägliche Praxis sowie einen kleinen Cocktail aus Motivation möchte ich Ihnen anbieten; vor allem auch die Motivation, die Sommerzeit für Ihre Weiterentwicklung im Sinne von Jetzt-besser-leben zu nutzen. Damit ist nicht gemeint, nun täglich in einer erschreckenden Vergangenheit zu wühlen ( viele Kindheitsbelastete fürchten, dass dieses Aufwühlen die ausschließliche „Therapie“ sei oder der einzige Weg zur Heilung ), sondern vielmehr, sich mit Muße auf neue Wege zu begeben. Dies kann möglich werden, wenn wir achtsam für unsere körperlichen, geistigen und seelischen Vorgänge werden, wenn wir alte Negativmuster, die vorher unbewusst abliefen, wahrnehmen und Sie nun mit Neuem, das uns guttut, verbinden. Indem wir diese Vorgänge in unserem Inneren beobachten und nutzen, schaffen wir Raum für unsere Weiterentwicklung.

Neuro spezial für Kindheitsbelastete

Zwei zentrale Botschaften aus aktuellen Forschungen, insbesondere auch der Neurowissenschaften, scheinen für Kindheitsbelastete besonders wichtig:

  1. Das Gehirn ist nutzungsabhängig, es verschaltet sich so, wie es genutzt wurde  ( das betrifft auch die emotionale Nutzung). Im Erleben verschalten sich sich Aktionspotenziale, die Regelkreise bilden aus nebutzt Verschaltungen. Ihre Biografie, Ihre ganz persönlichen Erfahrungen, auch die mit anderen Menschen, sprich die in Ihrer Herkunfts-Familie, haben somit Spuren in Körper, Seele und Geist hinterlassen ( Sie sind nicht „einfach so“ hektisch, panisch etc) und
  2. Das Gehirn verfügt über immense Plastitzität, ist plastisch: es kann immer wieder neu verschaltet und umgebaut werden. Wir können aktiv unsere Vorstellung entwickeln, wie unser Leben sein soll, wie wir uns selbst wünschen und die Neurowissenschaften zeigen uns, dass wir neue neuronale Verknüpfungen lernen, neuronale Muster aufbauen können, die uns gleichsam in ein neues Leben hieven: Üben und Machen müssen das allerdings wir selbst. Weder eine Pille noch ein Guru kann das nach meinen Erfahrungen für uns bewerkstelligen. Ebenso geht das nicht, wie manchmal behauptet, in einer Woche oder gar an einem Tag oder womöglich in einer Erfahrung, aber ein Monat mit Praxis kann einen maßgeblichen Veränderungsschritt initieren. Für erwachsene Kinder aus belasteten Familien, von schwierigen Eltern ( auch Müttern), habe ich nach 10jähriger Forschung an Betroffenen, nach Studien einschlägiger wissenschaftlicher Erkenntnisse (insbesondere auch neurowissenschaftlicher, integrativtherapeutischer, leibtherapeutischer, bindungstheoretischer und verhaltensmodifizierender Erkenntnisse), das AWOKADO-Hilfe-Konzept entwickelt: damit können Kindheitsbelastete gezielt üben, sprich: vielleicht auch Sie. Fassen wir zusammen, indem wir 7 wichtige Erkenntnisse aus dem AWOKADO-Hilfeprogramm, hier sehr verkürzt und pragmatisch, zusammenfassen:

1.Früher hat man nicht auf Sie geachtet, wenig ihre Bedürfnisse gesehen?…dann starten Sie im Jetzt mit Ihrer Praxis der Achtsamkeit . Statt überwiegend oder gar ausschließlich um erkrankte Angehörige zu kreisen, richten Sie den Blick nun endlich auch auf sich selbst.

2. Würdigen Sie Ihre Stärken, Ihre persönlichen Ressourcen. Wahrscheinlich hat gerade Ihre Geschichte Sie stark gemacht, Sie zu dem besonderen Menschen geprägt, der Sie heute sind. Sehr wahrscheinlich haben Sie Fähigkeiten und Kostbarkeiten in sich, die Sie wenig oder gar nicht würdigen, so selbst heute übersehen, wie Sie früher übersehen wurden.

3. Neu-Orientierung: richten Sie Ihren Blick nicht auf gestern, sinnen Sie nicht andauernd über das Morgen: versuchen Sie (und das müssen Sie als Kindheitsbelastete wirklich üben) im Jetzt anzukommen.

4. Lassen Sie das Kindliche in sich leben, malen, spielen, singen toben sie…werden Sie kreativ. Nutzen Sie auch die Kreativen Selbsterfahrungen auf diesen Seiten.

5 Suchen Sie aktiv nach Resonanzerfahrungen, suchen Sie Musik für Ihre Stimmungen, lassen Sie Farben, Worte, Bewegungen Ihre Seelenlandschaft beschreiben. Suchen Sie Menschen auf, die Ihnen gut tun.

6 Folgen Sie der Frage: wer bin ich, etwa wenn ich mein Leistungsverhalten verändere…

7 Beobachten Sie Ihre Bewertungen und werden Sie offen für neue…ersetzen Sie den Satz: da kann man nichts machen, wer so eine Kindheit hatte wie ich etc…werden Sie aktiv statt resignativ.

                         So kann heute der erste Tag Ihres neuen Lebens beginnen.

Ich freue mich, dass der Klett-Verlag nun die ersten Audiodateien zur Kreativen Selbsterfahrung für Menschen mit Kindheitsbelastungen öffentlich zur freien Verfügung stellt: so können Sie, von meiner Stimme begleitet, aktiv hörend üben, imaginieren, Achtsamkeit und AWOKADO-Selbsthilfe praktizieren. Im zweiten Teil der Audioversion zur Kreativen Selbsterfahrung aus „Meine schwierige Mutter“ stelle ich Ihnen das stärkende AWOKADO-Ritual vor, das täglich als individuelle Bewegungschoreografie gestaltet und praktiziert werden kann.

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Auch aktuell benutzt man häufiger das Wort „Sommerfrische“ – ein schönes Wort, wie ich finde, kann doch Erholung, Auftanken und das positive Gefühl nach dem Urlaub, so wie es gewünscht wird, gleich in unseren Hirnen Platz nehmen. Mit einem Foto vom gestrigen Sommerabend aus meinem Heimatort Katzem mache ich mich auf den Weg in meine Sommerfrische.

Ich wünsche Ihnen einen guten Sommer,

herzliche Grüße

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Gut in Deckung? Vom Schutz in familiären Dauerstürmen und anderen Katastrophen

Wenn Herr N, 34 jähriger Mathematiker, die Atmosphäre in seiner Herkunftsfamilie beschreibt, dann könnte man denken, man habe es mit einer Katatstrophenmeldung zu tun. „Meine Mutter ist ein Tornado!“, erzählt Herr N, „Wenn sie loslegt, fühlen wir uns alle vernichtet, kein Stein steht mehr auf dem anderen. Und das Schlimme ist: nach dem Tornado ist vor dem Tornado.“

Elterliche Tornados können tiefe Spuren hinterlassen ( Buch zum Thema).In Kindern, die die Kindheitsjahre hindurch mit einem besonders schwierigen Elternteil überstehen mussten (und manchmal dieser Belastung weit ins Erwachsenenalter hinein ausgesetzt sind), können diese Erfahrungen  nachhaltig wirksam bleiben, insbesondere, wenn sie über Jahrzehnte, oftmals ohne jede Zuwendung von Außen durchlebt werden mussten. Oft haben diese Eltern selbst als Kinder Dinge erlebt, die sie nicht verkraftet haben: ihr Blick auf ihre elterlichen Aufgaben, die sich z.B. mit Trösten und Halten, mit einfühlendem auf das Kind Eingehen beschreiben lassen, ist dann meist verstellt. Im Gegenteil fordern diese Eltern diese Qualitäten sogar von ihren Kindern selbst ein.

Was tun? Schutz ist von Nöten. Kinder verfügen teils über günstige Widerstandskräfte. sogenannte Resilienzen. Was tun, wenn die Belastung bis ins Erwachsenenalter anhält? Schauen wir pragmatisch. Was rät man Menschen, die in klimatisch schwierigen Gegenden reisen wollen: möglichst die Gegend meiden. Menschen, die dort beheimatet sind, rät man fortzugehen, wenn möglich oder entsprechenden Schutz aufzubauen ( die Seele findet Wege, indem sie etwa nicht mehr wahrnimmt)- aus therapeutischer Arbeit kennen Sie vielleicht die Arbeit mit imaginären Schutzräumen ( dazu auch Bücher von Reddemann und Huber empfehlenswert). Als Kind können die meisten nicht fort, als Erwachsene jedoch gibt es, auch wenn sich das oftmals anders anfühlt, eine Wahl: Distanzieren kann dann eine not-wendige Option sein. In Ambivalenz zwischen Liebe und Lösen gefangen, stellt dies eine schwierige Herausforderung für Betroffene dar.

Wenn das Leben der Liebe zum erkrankten Elternteil regelmäßig in Zerstörung und Selbstaufgabe mündet, kann es an der Zeit sein, das Kontaktmaß auf ein erträgliches Maß zurückzustufen und so Belastung zu reduzieren ( s.a. Beziehungs-Entlastungs-Diagramm). Herr N beschreibt, dass es ihm helfe,  das Geschehen zu Hause heute endlich zu begreifen… Worte zu finden… die Schwierigkeit bei der Mutter und weniger bei sich selbst zu suchen..und zu wissen, dass er nicht so viel Kraft habe, jeden mütterlichen Tornado mitzuerleben- Selbstschutz durch weniger Besuche laute sein Rezept. Er sei jetzt achtsam auf Tornados gefasst…

Liebe Grüße und Bestes für eine gute Woche

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

 

„Wer bin ich?“ – Finden Sie beim „Papierpilgern zum Ich“ 2019/2020 neue Antworten auf eine alte aktuelle Frage

Ich hoffe, trotz der großen Umwandlungen und erschreckenden Ereignisse in der Welt,das hinter uns liegende Jahr hielt auch Gutes für Sie bereit. Der Jahreswechsel kann eine gute Gelegenheit sein, Rückschau auf die persönliche Entwicklung zu halten. Eine individuelle Möglichkeit, sich selbst anzuschauen, bietet das Modell der 5 Säulen der Identität. Es wurde vom Begründer der Integrativen Therapien Professor Hilarion Petzold entwickelt. Anhand dieses Modells habe ich Fragen entwickelt, die für Kinder und Erwachsene aus belasteten Familien ( s.a. BEL-Kids-Projekte) von Bedeutung sind. Vielleicht mögen Sie sich die Zeit gönnen, diese zu beantworten und so der Kernfrage: Wer bin ich? im Wechsel zwischen 2019/2020, ein Stück näher zu kommen. In den nächsten Blogbeiträgen werde ich mögliche Beantwortungen kommentieren. Das Jahreswechsel-Coaching „Papierpilgern zum Ich“ bietet sich an als Innenreise und Papierpilgern zum Ich für „Alleinreisende“, aber auch als gemeinsame innere Reise für Freunde und Paare, als alternative Silvesteraktivität abseits der lauten Spektakel, auch  gemeinsam rund um den Jahreswechsel zu bearbeiten und zu besprechen. Sie brauchen nicht mehr als Blätter ( gern auch ein Heft, das sie im nächsten Jahr für persönliche Überlegungen weiter benutzen) , Stifte, einige Stunden Zeit und Lust, sich selbst ein wenig näher zu kommen.

Bevor Sie mit den Fragen beginnen, möchte ich mich bedanken: für Ihre Leseaufmerksamkeit, für Ihr Mit-denken, Nach-denken, anders Denken, für Ihr Mitfühlen, ja, für das gemeinsame Weitergehen in einem tabuisierten Bereich unserer Gesellschaft: dem Bereich der  belasteten Familien und Kindheiten.

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Künstlerische Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms. Am 11.3.2017 erschien bei Klett-Cotta ihr neues Buch, das sie gemeinsam mit ihrer Tochter Maren Geiser-Heinrichs verfasst hat: Meine schwierige Mutter. Das Buch für erwachsene Töchter und Söhne.

Papierpilgern zum Ich  – Jetzt.Besser.Leben-Coaching zum Jahreswechsel.

Säule 1 Meine Leiblichkeit

Wie steht es um Ihre Gesundheit; wie war Ihr körperliches und seelisches Befinden im allgemeinen 2019?

Gab es Unfälle oder Erkrankungen, die sich auswirken?

Hat die Erkrankung/ Belastung Ihres Elternteils Einfluss auf Ihre Befindlichkeit genommen? Wenn ja, in welcher Weise?

Wie sind Sie mit Ihrer Erscheinung zufrieden? Verkörpern Sie das, was Ihnen in Ihrem Leben wichtig ist?

Wie schätzen Sie Ihre geistige Haltung ein? Woher bekommen Sie geistige „Nahrung“, Anregungen?

Was können Sie 2020 aktiv für Ihre geistige Haltung tun? Legen Sie Schritte fest, die Sie hier terminieren.

Welche Stärken haben Sie aus der Erkrankung des Elternteils erlernt?

Wie werden Sie Ihre Stärken 2020 weiter fördern?

Was möchten Sie 2020 für Ihren Körper tun, wie werden Sie sich Ihrem geistigen und seelischen Zustand passend „verkörpern“?

Kreative Übung: Malen Sie Ihre Gefühle 2019 als Landschaft.
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Säule 2 Meine Sozialen Beziehungen

Wie steht es um ihre sozialen Netzwerke: welche Beziehungen pflegen Sie in der Familie, im Freundeskreis,  bei Arbeitskollegen, in der Nachbarschaft?

Wer ist Ihnen besonders wichtig? Wer fällt aus?

Welche Beziehung fordert den meisten Teil Ihrer Energie, welche Beziehung stiftet  Energie?

Welche Beziehungen aus der Vergangenheit wirken sich bis heute aus? Wie wirkt die Erkrankung Ihres Elternteils sich auf Ihre aktuellen anderen Beziehungen aus?

Mit wem möchten Sie 2020 mehr Zeit verbringen?

Wie wäre ein idealer Freund oder Freundin für Sie?

Wollen Sie diese ideale Freund/in für jemanden sein? Wie gehen Sie das aktiv 2020 an…

Kreativ-Übung: Schreiben Sie einen Brief an eine imaginäre ideale Freund/in.
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Säule 3 Arbeit und Leistung

Wie ist Ihre Zufriedenheit in Ihrem Haupttätigkeitsfeld, etwa am Arbeitsplatz ( oder auch als Mutter etc.)?

Tun Sie Ihre Arbeit gern?

Empfinden Sie Ihre Arbeit als Bestimmung, Berufung?

Ist Ihre Arbeit Erfüllung oder nur notwendig zum Lebensunterhalt?

Wie passen Ihr Menschenbild und das Bild Ihres Arbeitsgebers überein?

Wie sicher ist Ihre Arbeit?

Welche Erwartungen haben andere an Sie?

Wo liegen Ihre Stärken, Ihre Defizite?

Aus welchen anderen Bereichen schöpfen sie Kraft? In welchem anderen Bereich sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung?

Wo sind Sie besonders erfolgreich, wo nicht?

Welchen Einfluss hatte die Erkrankung Ihres Elternteils auf Ihre Berufstätigkeit?

Was möchten Sie 2020 weiterführen, was hinter sich lassen?

Wie kommen Sie Ihrer Bstimmung 2020 ein Stück näher?

Was würden Sie in Ihr Leben zaubern, wenn Sie magische Kräfte besäßen?
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Säule 4 Materielle Sicherheit
Zu den materiellen Sicherheiten zählen Geld, Wohnung, Kleidung u. a. (Wenn materielle Sicherheiten wegfallen, gerät oft dadurch auch die Identität ins Wanken)

Wie stand es 2019 um Ihre materielle Situation?

Worauf können Sie sich verlassen?

Haben Sie 2019 verdient, was Ihre Arbeit wert war?

Haben Sie manchmal Existenzängste?

Wie sah Ihre finanzielle Situation zu Kindheitstagen aus?

Welche Rolle hat hierbei die Erkrankung Ihres Elternteils gespielt?

Welche Angst aus Kindheitstagen führt heute noch Regie?

Wie können Sie Ihre finanzielle Situation in 2020 optimieren?_______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Säule 5 Meine Werte
Aus Ihren Werten können Sie Sinn und Kraft schöpfen, aber auch an unpassenden Wertvorstellungen erkranken. Ihre Zugehörigkeit zu Wertegemeinschaften (Kirchen- und Glaubensgemeinschaften, politischen Organisationen, Arbeitsgemeinschaften usw.) kann Sie stärken und unterstützen, unpassende Zugehörigkeiten, anstehende erforderliche Loslösungen können alles ins Wanken bringen. Ihre Ziele werden zu großen Anteilen durch Ihre Werte bestimmt. Werte werden verkörpert, führen zu einer Haltung, die sich konkret in Verhalten zeigt.

Welche Werte sind Ihnen wichtig? Nennen Sie drei zentrale Werte…

Für welche Werte treten Sie aktiv ein?

Gibt es Werte, die Sie schwächen oder verunsichern?

Welche Rolle spielen Sucht- oder andere elterliche Erkrankungen in Ihrem Wertesystem?

Sind Ihre Werte von einer Gemeinschaft akzeptiert und getragen, wie stimmen diese mit Ihrer Familie überein?

Welche Werte Ihrer Herkunftsfamilie möchten Sie hinter sich lassen?

Welche Werte stimmen mit Ihrer Wertegemeinschaft nicht mehr überein, welche möchten Sie 2019 weiterverfolgen?

Wie passt Ihre Sorge um den Erkrankten (Partner, Eltern) zu Ihren Wertevorstellungen?

Welche Überzeugung oder Lebensphilosophie stärkt Sie?

Welche Rolle spielen Sie selbst in Ihrem Wertesystem?

Wie können Sie sich und Ihren Werten 2017 einen angemessenen Platz in Ihrem Leben geben?
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Kreativ-Coaching:

Welche Ihrer Säule erleben Sie 2019 als geschwächt, welche zeigte besondere Stärken?

Sie können auch eine Einordnung Ihrer Säulen in Zahlen vornehmen: ordnen Sie jede Säule zwischen 0 ( gar keine) und 100% (vollständig) Stabilität ein.

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Finden Sie, wenn möglich, eine grafische Darstellungsmöglichkeit Ihrer Säulen in 2019…unterscheiden Sie nach Größe, Form, Position, Farbe. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf…Malen Sie gewünschte Veränderungen in 2020 ein, geben Sie  Ihren Wünschen grafisch Raum….schraffieren Sie, gestalten Sie bunt, in Symbolen etc.

Tauschen Sie sich mit Ihrem Partner oder einem Menschen Ihres Vertrauens aus…“Wer bin ich?“- die Antwort auf diese Frage unterliegt der Veränderung: Sie können im Jetzt Einfluss nehmen! Auch die vorhergehenden Übungen auf diesen Seiten können Ihnen weitere Anregungen zu dieser Frage bieten…

Gestalten Sie aktiv Ihre Gefühlslandschaft oder: auch Gefühle haben ihre Geschichte

Manche Menschen kommen verzweifelt in die Therapie: sie haben nun schon mehrere Therapien hinter sich, sie haben ihre Beziehung beendet und einen neuen Job angefangen: sie fühlen sich jedoch weiterhin schlecht und unglücklich. Ihre Lebensqualität empfinden mit „nicht so gut“ milde beurteilt. Oftmals hat die Beeinträchtigung der Lebensqualität ihre Wurzel in der Biografie der Betroffenen, hier in der Geschichte ihrer Gefühle. Versuchen wir es aus neurowissenschaftlicher Sicht vereinfacht zu erklären: unser Gehirn verschaltet sich nutzungsabhängig. Nehmen wir Herrn A: von Beginn seines Lebens an ist er mit viel Angst, Unsicherheit und Sorge aufgewachsen ( seine Eltern waren wenig beziehungsfähig und konnten, insbesondere als  er noch Kleinkind war, wenig feinfühlig auf ihn eingehen ). Man könnte im Modell sagen, dass Herr A.  die Hirnspur „Angst und Sorgen“viel genutzt hat ( natürlich unbewusst und nicht freiwillig!). Aus einem oft genutzten Hirnweg kann eine regelrechte Hirnautobahn im Kopf entstehen: breit, viel befahren und immer bereit, genutzt zu werden. Die positiven Emotionen bleiben vielleicht wenig, bis gar nicht genutzt: sie drohen im unguten Falle zu verkümmern. So auch bei Herrn A., er fühlt sich chronisch schwer und traurig, erlebt sich unbegründet dauerängstlich, sein Leben als „schwer“, ohne , dass es einen wirklichen aktuellen Grund gäbe. Über die Jahre kann aus  Gefühlen unter bestimmten Bedingungen eine dauerhafte Grundstimmung und ein allgemeines Befinden werden: es fühlt sich chronisch nicht gut an.Betroffene glauben dann, dies nie mehr hinter sich lassen zu können, schieben ihre schlechte Dauerstimmung auf ihren „Charakter“ oder glauben, sich noch mehr um ihre Probleme kümmern zu müssen: indem sie sich noch mehr änstigen und sorgen. Herr A. muss also nicht mehr nur in Problemen „wühlen“, wie er es nennt, sondern die Quaität der Leichtigkeit und Inbeschwertheit Raum geben. Kindheitsbelastete drohen, wieder und wieder auf der alten Autobahn der Angst und Sorge zu landen, so auch Herr A. Spätestens dann ist mehr desselben kontraproduktiv: nun müssen neue Wege beschritten werden. Wenn Kindheitsbelastungen bearbeitet wurden, Lebensumstände gewandelt wurden und doch die Lebensqualität beeintrchtigt ist, dann lonht sich „Gefühlsarbeit“. Um aus dem alten Dilemma herauszukommen, ist es nötig:

  • den Mechanismus der „unguten Autobahn“ zu erkennen
  • eigene Gefühle und Stimmungen wahrzunehmen und zu identifizieren,
  • Gefühle neu zu bewerten und einzuordnen
  •  einen Perspektivwechsel vorzunehmen
  • neue Gefühle zu erproben und leben.

Die gute Nachricht für alle chronisch Schlecht-Fühler: Sie können etwas tun, Sie können aktiv Einfluss auf Ihre Stimmung nehmen…und damit meine ich ein zwanghaftes „Positivdenken“ mit Schönfärberei.

Zur Unterstützung empfehle ich zwei auf diese Belastung zugeschnittene Übungen.Um anders zu fühlen (oder auch überhaupt wieder), zeigen sich in meiner therapeutischen Arbeit mit Kindheitsbelasteten als besonders hilfreich:

1  Besser fühlen…Brücken bauen

2 Der Anker im Körper

Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.

Kreative Selbsterfahrung Teil 1 „Brückenbau“

Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen..

Wenden Sie sich nun einem Gefühl zu, dass Sie in der letzten Zeit unangenehm erleben ( das kann auch Gefühllosigkeit sein).  Stellen Sie sich vor, dieses Gefühl wäre eine Landschaft… wie sieht es hier aus, wie riecht es, schmeckt es, welche Geräusche sind da, welche Farben sind vorherrschend? Schauen Sie nur von oben auf die Landschaft, gehen Sie nicht hinein…wechseln Sie nun die Gegend….

Wie sieht die für Sie gegenteilige Landschaft aus…wie riecht es schmeckt es, welche Farben sind hier, welche Klänge, welche Menschen? Probieren Sie aus, wie es sich anfühlt, in dieser Landschaft umherzugehen. Wie ändert sich ihr Gang, ihr Körpergefühl, ihr Gangtempo?

Lassen Sie im nächsten Schritt zwischen diesen beiden Landschaften Brücken entstehen: sie können auf dieser Brücke hin- und hergehen und die Landschaften so aufsuchen, wie  Ihnen danach ist. Sie können nun immer, wenn Sie im unguten Gefühl angekommen sind auch auf die andere Seite wechseln. Probieren Sie das ein paar mal hier und jetzt aus.

Indem Sie diese Übung nun öfter anwenden, können Sie das Verknüpfen Ihrer Gefühlswelten unterstützen. Je regelmäßiger Sie dies tun, umso nachhaltiger greift der Veränderungsprozess ( auch hier gilt: Ihr Gehirn ist nutzungsabhängig!).

2 Kreative Selbsterfahrung: Der Anker in meinem Körper

Diese beiden Methoden möchte ich Ihnen hier zur Selbstanwendung vorstellen. Sprechen Sie diese Arbeit ggf. mit Ihrem Therapeuten ab, machen Sie dies nur, wenn Sie sich gerade stabil genug für neue Erfahrungen fühlen.

 Diese Übung erfordert ein wenig Zeit und einen Ort, an dem Sie ungestört sein können...setzen oder legen Sie sich nun bequem hin. Achten Sie darauf, dass Sie nicht eingeengt werden und ihr Atem frei fließen kann…. Nehmen Sie nur wahr, wie Sie aus- und einatmen…nichts ändern müssen, alles sein lassen…Denken Sie nun , wi es sich anfühlt, wenn Sie sich ganz bei sich und mit sich eins fühlen. Vielleicht erinnern Sie auch eine entsprechende Situation. Wie hat sich Ihr Körper angefühlt dabei? An welchem Punkt in Ihrem Körper ist dieses Gefühl zu Hause? Stellen Sie sich nun, wenn diese Vorstellung angenehm ist, vor, wie Sie mit jedem Ausatemzug tiefer in Ihren Körper sinken und seiner inneren Weisheit fplgen. Welche Körperstelle meldet sich, bewerten Sie nicht, auch wenn Ihnen diese Stelle ungewöhnlich erscheint…. Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu diese Stelle: wie fühlt es sich genau an, welche Farben sind hier zu sehen, welche Klänge zu hören? Nur wahrnehmen. Wenn die Stelle gut mit den Händen erreichbar ist, so legen Sie eine Hand über diese Stelle, andernfalls stellen Sie sich eine Hand über dieser Stelle vor. Nehmen Sie die Energie wahr und verbinden sich mit dieser Stelle.

Wiederholen Sie diese Übung, wenn Sie sie angenehm erleben, ab sofort täglich.

Bei aufsteigenden unangenhemen Gefühlen können auch diese, nach einiger Übung im Körper, verortet und gewandelt werden ( z. B. Wut, sitzt heute in meinem Kiefer). Dann mit der stabilisierenden Stelle verbinden ( Wohlfühlstelle, z.B. im Herzen), indem Sie sich vorstellen, die Energie aus der Wohlfühlstelle zur unangenhemen Körperstelle fließen zu lassen- auch eine Brücke, wie in Übung 1 , kann zwischen diesen Stellen imaginiert werden, wenn Sie dies als angenehm erleben. Probieren Sie aus und wandeln Sie so ab, wie es IHnen persönlich entspricht-.

 Eine gute Zeit wünscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Leere-ueber einen heimlichen Beziehungskiller und wie Sie ihm auf die Spur kommen

Verzweifelte Paare, die in die Therapie kommen, haben manchmal Schwierigkeiten zu beschreiben, was ihr eigentliches Problem ist: der Kern der Probleme ist dann oftmals wenig mit Worten auszumachen. Irgendwie ungreifbar erscheinen ihre Beziehungsprobleme: Man streite sich wenig, es gäbe aber auch wenig Höhen, wenig Tiefen… aber irgendwie sei die Luft raus, heißt es dann. Stumm und verzweifelt, meist resigniert, wirken die derart Betroffenen. Arbeitet man als Therapeutin mit der eigenen Resonanz zum Geschehen, so wird ein ungeliebtes Gefühl spürbar, von dem die Paarthematik dominiert wird: Leere. Leere kann ein Beziehungskiller sein, der unerkannt, im Verborgenen sein Unwesen treibt.

Gar nicht schlimm?

Leere – wenn dieses Gefühl vorherrschend ist, klingt das für Menschen, die mit diesem Gefühl wenig anfangen können (da sie noch kaum Berührung damit hatten oder auch wenig darum wissen und es somit auch nicht wahrnehmen), wenig schlimm. „Leer“, das ist für sie nah an „Es ist doch nichts“, oder auch nah an einem Zustand, den es doch laut Meditations-und Kontemplationsformen gerade zu erreichen gilt. Der erstrebte Geisteszustand der Versenkung ist hier jedoch nicht am Werk, sondern etwas quälend Anderes, das offenbar schwer zu beschreiben ist -. Leere als „Nichts-Ist“. Wenn „nichts ist“, wie kann man dann darunter leiden? Leere kann, wie wir noch sehen werden, tatsächlich sehr unterschiedliche Qualitäten haben. Leere ist alles andere als „nichts“: wie wird quälend erlebt, versetzt in Starre, stumm machend, verbunden mit tiefen Einsamkeitsgefühlen, gepaart mit Antriebs- und Hoffnungslosigkeit, nah an dem, was man landläufig mit „depressiv“ verbindet. So und ähnlich beschrieben Betroffene nach allmählicher Annäherung ihr Tal der Leere. Oft überdeckt Leere andere starke Gefühle, betäubt, anästhetisiert, wie es in der Fachsprache heißt.

Das Drama der Leere im Dopelpack: Beziehungsleere

Die hier beschriebene Form der Leere möchte ich als biografisch verwurzelte Beziehungsleere bezeichen. Betroffene kennen Beziehungsleere dann seit Kindheitstagen: sie sind als Kinder bei ihren Eltern  ständig ins Leere gelaufen, wurden in der Leere stehen gelassen (zum Beispiel nach Trennungen der Eltern oder mit schweren Erkrankungen, hier oftmals nur für Stunden des Tages, aber auch hier mit nachhaltigen Verlust- und Ohnmachtserfahrungen gekoppelt), oder/und erfuhren kaum Resonanz auf ihnen wichtige Gefühle und Ereignisse. Diese Grunderfahrung der Leere, insbesondere in ersten wichtigen Beziehungen, kann dazu führen, dass diese Kinder als Erwachsene weiter suchen, um endlich einen Menschen zu finden, bei dem es eine Auflösung gibt für die in der Kindheit so schmerzlich erfahrene Leereerfahrung. Besonders schwierig wird es, wenn beide Partner als Kinder Leereerfahrungen gemacht haben – und zugleich keine angemessenen Auflösungen gefunden haben. Im ungünstigen Falle verstummen und erstarren dann beide Partner, beide „Kinder der Leere“. Trotz bester Absichten, trotz eigentlich vorhandener Liebe, steckt dann die Liebe im Leere – Drama fest. Oft endet dies mit Trennung und wiederholt sich tragischer Weise, wird der Prozess nicht erkannt, mit neuen Partnern, nur in anderer Besetzung.

Gefangen in der Leere- wenn ungute Beziehungen kein Ende finden

Menschen mit existenziellen Beziehungsleereerfahrungen treffen aud wundersam anmutende Weise immer wieder  auf andere Menschen, die ähnliche Kindheitserfahrungen gemacht haben und bei näherem Betrachten in Bindungsmustern starke Ähnlichkeit mit ihren Eltern zeigen. Die neuronalen Prägungen ziehen in Resonanz magnetisch Vertrautes an: nur unter jeweils anderen Gewändern. Wenn die Partner-Wahl auf jemanden gefallen ist, an dem ungute Erfahrungen wiederholt werden (etwa mit Suchtkranken oder bindungsunfähhigen Partnern), dann ist der Beziehungsalltag meist massiv belastet,  dann mutet es für Außenstehende wundersam an, dass Betroffene ihre Partner, trotz fortwährend beschriebener negativer Erfahrungen, nicht verlassen oder wie sie es selber erleben, nicht verlassen können. Für die Betroffenen selbst ergibt ihr Verhalten auf einer tieferen Ebene durchaus Sinn: sie hoffen, dass die Geschichte diesmal doch endlich einmal gut ausgehen möge. Es ist in ihnen etwas offen geblieben, in der Gestalttherapie spricht man von der offenen Gestalt, die geschlossen werden muss. Bei Trennungshemmung trotz unzumutbarem Beziehungsgeschehen sind oft kindliche Leereerfahrungen wirkmächtig: da auch die mit Trennungen einhergehende befürchtete Leere  unaushaltbar erscheint, wirkt Trennen letztlich schlimmer als Bleiben, ebenso wie die Hoffnung, dass es doch noch gut ausgeht und die offene Gestalt sich schließen kann, ebenso. Oftmals kehren diese Betroffenen auch nach ersten Trennungsschritten wieder um, da die sich ihnen auftuende Leere als unüberwindbarer Abgrund erscheint: Allein-Sein löst  beängstigende Leeregefühle aus, fällt auf traumatisch besetzten Boden. Betroffene haben noch keinen Weg gefunden, wie ihr Leben, abseits einer Beziehungsfixierung, erfüllt sein könnte: eine Wüste der Leere muss durchschritten werden, mit vielen Tälern von Einsamkeits- und Sinnlosigkeitsgefühlen, die neben anderen massiven Gefühlen unter der Leere verborgen sind. Kann dieses Leere – Erleben verwandelt werden, ist manchmal auch eine Partnerschaft wieder möglich – und erfüllt. Damit dies möglich wird, müssen beide Partner aktiv werden.

Kreativ-Coaching: Wege aus der Leere

Selten ist es Betroffenen bewusst, unter „Leere“ zu leiden…Betroffene beschreiben mehrheitlich Diffuses und nicht Greifbares, Leere tritt erst allmählich zutage. Wenn Sie sich mit Ihren Leeregefühlen stärker auseinandersetzen möchten, können das kreative Tun im Kreativ-Coaching der Woche ein erster Anstoß für Ihren Prozess sein. Wenn Ihr Partner dazu bereit ist, kann es bereichernd sein, zusammen zu gestalten und anschließend darüber zu sprechen. Auf kreativem Weg können Sie auf ungewöhnliche Weise etwas über sich erfahren, indem Sie vertraute Wege verlassen und neue Gehen…die Veränderung passiert unmerklich, spielerisch, je mehr Sie sich einfach von Ihrer Aufgabe mitreißen lassen.

Für die heutige Übung brauchen Sie mindestens 30 Minuten Zeit, ein großes Blatt und ein paar alte Zeitschriften, die Sie nicht mehr benötigen, mit Bildern, die sie ausschneiden können sowie ein paar Stifte.

Beginnen Sie nun mit dem Gestalten einer Collage: Knicken Sie zunächst ein größeres Blatt in drei gleich große Teile, sodass drei senkrechte Spalten entstehen. Gestalten Sie auf die linke Seite ein Bild, das die Überschrift „Leere“ trägt…

….auf die äußerst rechte Seite nun ein Bild, das für Sie das Gegenteil darstellt.

Betrachten Sie beides und gestalten nun in die Mitte Verbindungen zwischen beiden Seiten. Finden Sie auch für diese beiden Seiten eine Überschrift.

Wenn Sie gern weiterarbeiten möchten, gehen Sie nun noch einen Schritt weiter: stellen Sie sich vor, dass Ihre Collage Schauplatz eines Märchens ist. Lassen Sie diese Geschichte auf der linken Seite beginnen. Starten Sie mit dem Satz „Das hatte sie nicht erwartet“… Was ist davor passiert? Schreiben Sie einfach los und lassen Sie die Geschichte sich weiterentwickeln bis sie gedanklich auf der rechten Seite Ihrer Collage angekommen sind.

Welche hilfreichen Aspekte können  Sie aus Ihrer Collage gewinnen,  und  welche aus Ihrer Geschichte?

Sprechen Sie mit Ihrem Partner, wenn möglich…

Wenn Ihnen die kreative Arbeit Freude macht, liefert das Buch von Nick Bantock weitere Anregungen. Wenn Sie sich näher mit abhängigen Beziehungen beschäftigen möchten, ist sicher  Ich will mein Leben zurück von Jens Flassbeck interessant.

Du bist ein Künstler - Nick BantockBuchdeckel „978-3-608-86045-0

Gute Ostertage und Raum für Neues wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Träume…und reise auf magischen Spuren zu dir selbst

Es kommt eine Zeit im Leben, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss, schreibt Sergio Bambaren. „Ich habe einen Traum!“ so wiederholte Martin Luther King in seiner berühmten Rede, die in die Geschichte eingegangen ist. Sein Traum wurde für Millionen von Menschen zur Vision – zur Vision, die mehr und mehr realisiert wurde. Ein eindrucksvolles Beispiel, wie sehr Träume helfen und bewegen können, gerade in ausweglos erscheinenden Situationen. Träumen kann auch helfen, schwere Kindheitsbelastungen zu überstehen – und Sie im Erwachsenenalter weiter zu bewältigen. Wie Träumen zum existenziellen Halteseil in Krisenzeiten ihrer Kindheit wurde, erzählt eindrucksvoll eine erwachsene Tochter eines gewalttätigen Alkoholikers, nennen wir sie Frau O.:

„Ich fühlte mich gefangen hinter unseren familiären Mauern. Gewalt und süchtige Exzesse meiner Eltern waren die Normalität; niemand hat etwas bemerkt oder uns Kindern geholfen. Ich wusste aber immer, dass es außerhalb dieser Mauern eine schöne Welt gab. Eine Welt, die auf mich wartet. Davon habe ich geträumt und mir diese Welt in allen Farben  ausgemalt.Ich habe von meiner Zukunft geträumt. Das hat mich am Leben gehalten  – oftmals bin ich von zu Hause weggelaufen.“ (Frau. O., Tochter eines Alkoholikers, 37 Jahre) . 

Solange Menschen träumen, gibt es Hoffnung auf Heilung. Traumzeiten aktiv zu nutzen, sie einzubauen in den Alltag, in der Fachsprache auch „Aktives Imaginieren“ genannt, zeigte sich bei Menschen mit Kindheitsbelastungen als wichtiger Baustein zu einem besseren Leben:

  1. Entspannung wurde ermöglicht und vertieft
  2. Positive Emotionen konnten in der Imagination erlebt werden
  3. Zukunft bekam Sinn
  4.  Es kam zu verstärkter Schmerzablenkung
  5. Die Motivation zur Krankheits- und Krisenbewältigung wurde gestärkt
  • Die Kraft zum Träumen wird von vielen heilenden Verfahren genutzt, u.a. im Autogenen Training nach Schulz, in der Trauma- und Hypnotherapie sowie in der Integrativen Therapie. Luise Reddemann hat mit Imagination als heilsame Kraft ein wertvolles Buch verfasst, das sich ausgezeichnet zur Selbsthilfe eignet.

Die Kraft zu träumen muss geschützt werden, indem Sie diese nicht entwerten lassen, weder von sich selbst noch durch andere: Gern wird Träumen als vertane Zeit, als irreal oder als Faulenzertum herabgestuft.In diesem Zusammenhang mag ich Ihnen  ein ungewöhnliches Buch aus dem literarischen Bereich ans Herz legen: Auf eine magische Reise zu Träumen und Sehnsüchten, zu Bestimmung und Sinnsuche, letztlich zu  uns selbst, entführt uns Autor  Sergio Bambaren. In seinem  wunderbarem Roman „Der träumende Delfin“ beschließt Protagonist Daniel Delfin, nachdem ihn eine Stimme aus dem Meer auffordert, seinen Lebenssinn zu finden, Freunde sowie Familie zu verlassen. Seinen Traum will er fortan leben: die perfekte Welle finden. Daniel will mehr von seinem Leben, und sich nicht wie die anderen Delfine beschränken auf  fischen und schlafen. Ein  lesenswertes Buch, insbesondere (und natürlich nicht nur) für Menschen mit familiären Belastungen: Eine Ermutigung zum Anders-Sein, eine eindringliche Aufforderung, dem Weg der eigenen Träume zu folgen.

Ein Buch, das gut zu nutzen ist in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit familiären Belastungen, vielfach erprobt im Bel-Kids-Projekt. (Lesen Sie mehr zum Projekt auf der lernwelt.at von Prof. G.Hüther und Peter Schipek). Manche Kinder, die schwierige Familiensituationen durch Träumen bewältigen, erhalten die Diagnose ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ohne Hyperaktivität) – oftmals lohnt es sich, der Lebenssituation der Kinder mehr Beachtung zu schenken, anstatt ihr eigentlich kreatives Verhalten, das Träumen, vorschnell als Abweichtung und Krankheit einzustufen.

Buchdeckel „978-3-608-89034-1Der träumende Delphin


Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms.

Zuverlässiges Navi gesucht? Wie das Herz zum Kompass wird

Neue Orientierung finden mit dem eigenen Herzen? Bei solchen Aussagen sind viele Menschen geneigt, abzuwerten und solche Worte in die abstruse, wenig bewiesene Ecke zu ordnen: das Herz, ist das nicht nur etwas für Romantiker und Esoteriker? Die Wissenschaft zeigt uns Neues: Das Herz ist nicht lediglich ein dumpfer Pumpensumpf zum Bluttransport, sondern ein kluges und komplexes „Herzgehirn“. In dieser Entdeckung liegen ungeahnte Chancen zu einem besseren Leben. Wie das Herz Menschen mit Kindheitsbelastungen auf dem Weg zu mehr Lebensqualität ein wertvoller Kompass sein kann, darum geht es im heutigen Blogbeitrag.

Frau T. hat einen Entschluss gefasst: Schluss mit Zielen und Vorsätzen für 2016!  Ihre Orientierung will sie ändern: Nicht mehr zukunftsorientiert, nicht mehr „höher, schneller, weiter“, sagt sie, sondern achtsam aus ihrem Herzen im Jetzt leben wolle sie. Das andere habe nichts gebracht, schimpft sie energisch. Sie bemerke, dass weder „weniger Kilos“ noch „mehr gemessene Schritte“ sie bislang wirklich erfüllt hätten. Gut habe sich ihr Leben immer nur dann angefühlt, wenn ihr Herz berührt worden wäre: Beim Singen im Chor, in Ruhestunden mit ihrer Katze, beim Wandern in der Abgeschiedenheit fällt ihr ein.

Viele Menschen aus belasteten Familien beklagen einen Mangel an Orientierung (insbesondere dann, wenn das Kreisen um die Erkrankten aus der Familie weniger werden soll) – Sie fühlen sich verunsichert. Gerade zu Beginn ein neuen Jahres geht es vielen dann neuerlich und insbesondere um „die richtigen“ Ziele und Vorsätze. In Gazetten ist alljährlich davon zu lesen…und immer scheinen diese festen Vorsätze dann doch zu scheitern, immer wieder geraten die Vorsätze irgendwie doch in Vergessenheit. Selbst, wenn Menschen einen Teil ihrer Ziele erreicht haben, scheinen sie nicht wirklich zufrieden: irgendetwas fehlt weiterhin, die Suche geht weiter. Ziele und Vorsätze, die lediglich die eigene Perfektion, die Selbstoptimierung in den Blick nehmen (schlanker, fitter) erweisen sich als wenig hilfreich. Anke Engelke hat dazu in der ARD eine interessante Film-Dokumentation präsentiert: Fast perfekt

Zufrieden beschreiben sich Menschen oft erst dann, wenn sie mit dem Herzen dabei sind, wenn Herzensberühung spürbar wird. In Konzerten etwa, wie es Frau T. beschreibt, im gesehen und mit-gefühlt Werden, in einem von Leidenschaft geprägten Tun, bei dem Zeit und Raum vergessen werden. Eine neue Orientierung wird erforderlich. Zufriedenheit und Glück scheint sich nicht allein über „das ganz große Rad Drehen“ einzustellen, sondern  ein neuer Kompass ist gesucht: manche entdecken dabei ihr eigenes Herz als zuverlässigen Navigator. Achtsam leben aus dem eigenen Grund, nennt es Willigis Jäger und schlägt die Brücke in eine umfassende Liebe . „Was wir am Ende unseres Lebens in Händen haben, sind nicht unsere Leistungen und unsere Werke. Wir werden uns vor allem die Frage stellen müssen, wie viel wir geliebt haben.“ (W.Jäger, Perlen der Weisheit, S.97)

Gerade Menschen mit Kindheitsbelastungen stellen sich oft in Frage, vergleichen sich mit anderen: Bin ich gut genug, müsste ich nicht besser sein, mich nicht noch mehr kümmern?…Da zwei zentrale Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Verbundenheit und das Bedürfnis nach Wachstum, oftmals in der Kindheit zu kurz kamen, sind Menschen mit Kindheitsbelastungen bestimmt vom Mangel: unterwegs auf der Suche nach Ersatzbefriedigungen. Die Suche geht weiter und weiter, da verständlicher Weise versucht wird, diesen Mangel zu kompensieren, Abhilfe zu schaffen: Chatten und Shoppen statt Liebe lautet dann etwa ein Ersatzbefriedigungs-Muster.

 „Ersatzbefriedigungen nennt man das, was nun fortan zunehmend an Bedeutung für die betreffende Person gewinnt und dazu führt, dass ihre  ursprüngliche Offenheit, Beziehungsfähigkeit, uneingeschränkte Neugier und Gestaltungslust in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Dann werden allzuleicht Dinge bedeutsam, die in Wirklichkeit völlig unwichtig sind…“ ( Hüther (2014): Was wir sind und was wir sein könnten, S.46)

Auch die Medizin nimmt das Herz als heilendes Zentrum zur Kenntnis. Servan Schreiber arbeitet als Vorreiter der emotionalen Medizin mit „Herzkohärenz“ und beschreibt  ungewöhnliche Heilungswege, gerade auch über die Zuhilfenahme des Herzens. Arbeit mit Herzkohärenz sowie entsprechende Studien werden anschaulich hier im wertvollen Blogbeitrag auf MyMonk beschrieben.

Wirkliche Zufriedenheit bei Menschen mit Kindheitsbelastungen stellt sich meist erst dann ein, wenn sich Orientierung ändert. Diese geht einher mit neuem Erleben und in der Folge auch neuem Verhalten: Diese Art und Weise, in der Welt zu sein, scheint mehr Einfluss auf eine besser empfundene Lebensqualität zu besitzen als ein Bündel von selbstentfremdeten Zielen. Ein Mehr an Achtsamkeit, ein mehr an Erleben mit allen Sinnen zeigte sich in Befragungen an Betroffenen als hilfreich (AWOKADO-Konzept Barnowski-Geiser 2015).

Ein Herz ist nicht wie das andere: Sie müssen selbst herausfinden, was Ihr Herz genau möchte. Und das braucht Zeit, Raum und Übung: wie immer! Und Vorsicht: Sie riskieren, dass Ihr Leben sich verändert, wenn Sie Ihrem Herzen wirklich zuhören.

Kreativ-Coaching Mein Herzens-Kompass

Nehmen Sie sich ein wenig Zeit für sich, in einem Raum, in dem Sie ungestört sind. Gehen Sie mit Ihrer Achtsamkeit zu Ihrem Atem, indem Sie ihn für einige Minuten nur wahrnehmen… Legen Sie nun eine Hand auf den Bereich Ihres Herzens, so wie es angenehm für Sie ist. Atmen Sie in Ihr Herz: Stellen Sie sich vor, dass Ihr Herz sprechen kann und Ihnen erzählt, was es gebrauchen kann. Nehmen Sie sich Zeit zuzuhören und notieren Sie anschließend Wichtiges. Wie können Sie Ihre Herzenslust leben, z.B. aus dem Herzen singen, mit dem Herzen  sehen, zur Herzensmusik tanzen etc. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Herz ab sofort dem ihm zustehenden Raum und Gehör findet:

Nehmen Sie in den nächsten Wochen bei anstehenden Entscheidungen und Problemen Ihr Herz mit dazu, vertrauen Sie auf Ihre Herzensweisheit. Das bedeutet nicht, den Kopf nur noch auszuschalten: sondern Ihre Entscheidungen um ein wesentliche Ebene zu bereichern.

Mehr zum Thema

auch eine literarische Arbeit von Sergio Bambaren


Dr. Waltraut Barnowski-Geiser ist Therapeutin, Lehrende und Autorin. Vater, Mutter, Sucht (2015) und Hören, was niemand sieht (2009) sind ihre Bücher zur Thematik. In der Praxis KlangRaum in Erkelenz bietet sie Hilfe für Menschen mit Kindheitsbelastungen auf der Basis des von ihr entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programms.

Weihnachtsfest jetzt neu gestalten…anders feiern mit dem inneren Team

Wenn Kindheiten belastet waren, waren es oftmals auch und sogar besonders die Feiertage. Gerade an diesen Tagen kommen dann alte ungute Erinnerungen auf – manchmal nicht einmal bewusst wahrgenommen, legt sich plötzlich eine atmosphärische Schwere über die sogenannten Feiertage – und so sind diese dann leider alles andere als ein Fest für Betroffene.

Wenn  Kindheitsfeiertage weniger schön waren, so kann ein wichtiger Helfer unsere Vorstellungskraft sein. Mit unserer Vorstellungskraft können wir diese Feiertage so schön gestalten, wir wir es jetzt gerade wünschen. Hierbei kann das sogenannte innere Team helfen.In dieser Methode, angewendet etwa in der imaginativen Traumatherapie, Integrativen  und systemischen Therapie, arbeiten  wir Anteilen aus verschiedenen Alterstufen, die wir in uns tragen: nicht real, sondern als Teile, die wir wiederbeleben können. Das ermöglicht, eine neue Welt zu schaffen:  auch eine reizvolle Aufgabe zu der Ihre Kreativität gefragt ist und der Mut, Dinge anders zu tun! Wen laden Sie zu Ihrem Fest ein? Ihr inneres Schulkind, die Pubertierende die alte weise Frau…Sie wollen das ausprobieren?

Kreativ-Übung Inneres Team

Dann nehmen Sie, wie Sie es schon öfter hier geübt haben, eine kleine Auszeit vom Alltag…suchen Sie zunächst einen ungestörten Platz. Gehen Sie nun ganz mit Ihrer Achtsamkeit auf Ihren Atem…nur wahrnehmen, wie Sie ein und ausatmen…nicht bewerten…nun stellen Sie sich, wenn Sie mögen, vor, dass Sie mit jedem Atemzug, wie mit einem Fahrstuhl, tiefer zu sich selbst und Ihren inneren heilsamen Bildern sinken.

Begrüßen Sie nun sich selbst im Schulkindalter… was hat dieses Kind an und wie sieht es aus…Holen Sie es in Ihrer Phantasie mit an einen gedeckten  Tisch… fragen Sie es, wie es sich ein tolles Weihnachtsfest vorstellt…und nun die Pubertierende…gehen Sie auf die gleiche Weise vor . Setzen Sie auch sie dazu…

Und die weise reife Frau in Ihnen…lassen Sie nun alle miteinander sprechen. Moderieren Sie zum Thema: wie wir uns ein wunderbares Weihnachtsfest gestalten! Notieren Sie anschließend Einfälle, Gedanken und Planungen

Vielleicht  haben Sie eine ungewöhnliche Feier geplant: bewerten Sie dies nicht, es ist Ihre kreative Feier, die genau den Wünschen Ihrer inneren Anteile, Ihres inneren teams  entspricht- vielleicht abseits der Norm oder ganz konventionell… sie können dieses Bild in den nächsten Tagen wandeln, vertiefen….Kommen Sie einfach immer mal wieder zu Ihrem inneren Weihnachts-Team zurück…es ist immer an Ihrer Seite, Sie können es auch bei anderen Fragen zur Hilfe nehmen und es noch erweitern…

Wenn der Kontakt schwierig war, geben Sie Ihrem team Zeit: vielleicht braucht es wiederholte liebevolle Ansprache, bevor es wieder koooperiert!

Lust auf mehr? Professorin Luise Reddemann hat diesem Thema eine CD , erschienen bei Klett Cotta, gewidmet, mit Musik und Anleitungen, auch zur Arbeit mit dem inneren Team.Dem inneren Kind begegnen

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team kreative Adventstage- mit Vorfreude auf das Neue, das Sie kreiieren!

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Vater, Mutter, Sucht.Wie erwachsene Kinder suchtkranker Eltern trotzdem ihr Glück finden

Kinder suchtkranker Eltern finden wenig Beachtung.Die Sucht von Vater oder Mutter ist tabu, das Leiden der Kinder ist tabu.Das bleibt oft auch so, wenn die Kinder erwachsen werden.Mit diesem Buch wird das Schweigen durchbrochen: Betroffene kommen selbst zu Wort. Differenzierte Einblicke in die Dynamik der Suchtfamilie. Zahlreiche Anregungen und Übungen bieten Hilfestellung und kreatives Selbstcoaching nach dem von der Autorin entwickelten AWOKADO-7-Schritte-Programm. Rollenmodelle mit Selbsttest.

2.Aufl. 2019 Klett-Cotta.141 Seiten, 17€,

„Ihr Programm (AWOKADO) hält Lösungen bereit…Vielen Dank für dieses tolle Buch, das der vielschichtigen Problematik „Sucht“ und allen Beteiligten mit Respekt und Würde begegnet.

Beate Dapper musik-redaktion.Gesamte Rezension hier

Ins Ungarische übersetzt, Budapest 2018. Zur ungarischen Ausgabe Apa,Anya, Pia

Dein Körper: Ratgeber und Zeuge

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                                                                     copyright: Barnowski-Geiser
Viele Menschen suchen Rat: bei anderen Menschen, bei Gurus und Heilern, in Seminaren und Retreats, bei Coaches und Therapeuten, in Ratgeberbüchern, Fachzeitschriften… Die Liste scheint unendlich. Gerade, wenn die Kindheit Belastendes enthielt, ist vielen der Zugang zu einem wichtigen und zuverlässigen Ratgeber jedoch abhanden gekommen: zu ihrem Körper! Der Körper, der sie schon viele Jahre sehr weise begleitet.
Wenn man Menschen mit Kindheitsbelastung über ihren Körper befragt, etwa, was ihr Körper „möchte“, sind sie zunächst irritiert. Manche antworten dann, was sie denken, was ihr Körper fühlen sollte. Der unmittelbare Zugang zur Weisheit des Körpers ist dann lange Zeit, oft seit Kindheitstagen, gekappt. Im Körper liegen jedoch die Wegweiser und Quellen zu uns selbst bereit: sie müssen erhört werden. Oftmals erfährt der Körper erst dann Zuwendung, wenn massive Krankheiten aufgetreten sind oder wenn Schmerzen und Symptome auftreten, für die es keine körperlichen Erklärungen zu geben scheint. Wir können kaum „ganz“, „gesund“ oder „heil“ werden ohne unseren Körper.
Warum fällt Menschen mit Kindheitsbelastungen der Kontakt mit ihrem eigenen Körper oftmals so schwer? Der Körper vergisst nicht. In der leiborientierten Therapie sprechen wir auch vom Leibgedächtnis. Für Menschen mit belastenden Kindheitserfahrungen ist der Körper oftmals zu etwas Bedrohlichem, geworden, fast zu einem Feind, erzählt er doch das Schmerzliche, Schlimmes: das Herz raste immer wieder vor Angst, die Muskeln spannten sich ins Unermessliche nach und vor Verletzungen. Der Körper ist ein wahrhaftiger Zeuge aus der Kindheit. Deshalb sind viele belastete Menschen verständlicherweise vor ihrem eigenen Körper auf der Flucht. Bloß nicht mehr spüren müssen, was im Körper tobt. Das ist ein kräftezehrendes Unterfangen. Ein neuer Zugang muss gefunden werden: der Körper als Quelle von guten Erfahrungen, von Freude und Liebe. Menschen mit belasteter Kindheit müssen sich diesen Zugang zu den körperlichen Kraft-und Heilungsquellen wieder erarbeiten.

Der Körper ist eine „unerhörte Klatschbase!“, Tanztherapeutin Trude Schoop(1981):…komm und tanz mit mir!Ein Versuch, den psychotischen Menschen durch die Elmente des Tanzes zu helfen.

„Jedes Leben ist voller Illusionen, wohl weil uns die Wahrheit als unerträglich erscheint. Und doch ist uns die Wahrheit so unentbehrlich, dass wir ihren Verlust mit schweren Erkrankungen bezahlen.“  Alice Miller (1997): Das Drama des begabten Kindes. Eine Um-und Fortschreibung, S.11

„Körper scheinen das Ungesagte verdeckt zur Sprache zu bringen.“ Barnowski-Geiser (2009): Hören, was niemand sieht, S.158

Kreativ-Coaching Verbinde dich mit deinem Körper

Sie möchten diesen Zugang aktivieren? Versuchen Sie mit Liebe und Geduld erste Schritte: Nehmen Sie sich ab heute regelmäßig 5 Minuten Zeit, in denen sie nach einigen Atemzügen nur in ihren Körper hineinspüren. Nichts ändern müssen, nur sein lassen und den Körper von unten nach oben wahrnehmen, so wie er jetzt gerade ist. Seien Sie achtsam: wo fühlt es sich im Körper angenehm für Sie an? Verbinden Sie sich mit dieser Stelle… Fragen Sie Ihren Körper, was sie gerade jetzt Gutes für ihn tun können. Lassen Sie seine Antworten zu, auch wenn Sie nicht zu Ihrem erdachten Plan passen…nur 5 Minuten.
Wenn das Üben für Sie unangenehm ist, schauen Sie, was Ihnen den Zugang und das Üben erleichtern kann…gibt es Musik, die Ihnen hilft? Möchten sie beim Üben eher gehen als Liegen. Seien Sie kreativ in der Bewusstheit, dass Sie sich und Ihrem Körper die Zeit geben, die Sie eben brauchen. Wenn der bewusste Zugang zum Körper viele Jahre oder Jahrzehnte nicht möglich war, ist er jetzt nicht auf Knopfdruck „einfach da“… vielleicht tauschen Sie sich darüber mit einem vertrauten Menschen aus!

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche,
Ihre
Waltraut Barnowski-Geiser

Buchempfehlungen zum Thema:

 Produkt-InformationProdukt-Information

http://klett-cotta.de/buch/Koerperorientierte_Verfahren/Freundschaft_mit_dem_eigenen_Koerper_schliessen/4489

http://klett-cotta.de/buch/Klett-Cotta_Leben!/Mein_Koerper_und_ich_%E2%80%93_Freund_oder_Feind_/14030

Familienatmosphäre und Lebensqualität

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Fühlen Sie sich manchmal, gleichsam aus dem Nichts, scheinbar grundlos, sehr schlechter Stimmung? Fühlen Sie sich aus heiterem Himmel überfallen von Leere oder Traurigkeit? Dann teilen sie dieses Schicksal mit vielen erwachsenen Kindern aus belasteten Familien: alte Atmosphären aus der Kindheit prägen aktuelles Erleben. Verdrängte Altlasten beeinträchtigen ihr Lebensgefühl, bestimmen unbemerkt Lebensqualität (Orth, Ilse 2012).
Wenn Menschen in einer belasteten Familie aufwachsen, dann erzählen Diagnosen (etwa „Suchtkrank“ oder „Borderline“) wenig über das, was dies alltäglich für die mitbetroffenen Angehörigen, insbesondere für Kinder, bedeutet. Familienbeziehungen sind zwischenleibliche Beziehungen (Ilse Orth). Der Alltag der Familien ist geprägt durch Atmosphären, die sich aus den Gefühlen und Stimmungen der beteiligten Familienmitglieder ergeben. „Zum Zerreißen gespannt“, „Unberechenbar und ungeheuerlich bedrohlich“, „Wie ein Monster lauerte die Gewalt aus den Ecken“…, so oder ähnlich beschreiben es Betroffene. Für Kinder aus belasteten Familien ist der Vorgang, tagtäglich Krisen anzusehen, diese hautnah zu erleben, per se eine Belastung. Wenn diese Krisen zugleich tabusisiert werden, als nicht vorhanden, mit „Es ist doch nichts!“ familiär belegt werden, drohen diese Krisen zu einer Quelle großen Leidens zu werden. Als dramatisch an diesem Leiden zeigte sich insbesondere, dass die erlebten Szenen und Atmosphären Betroffenen wenig greifbar erschienen. Wenn diese nicht greifbaren Atmosphären die Kindheit bestimmen, sie „nur so in der Luft liegen“, so werden diese von den betroffenen Kindern verinnerlicht: sie wirken weiter in ihrem Denken, in ihrem Fühlen, wohnen in ihren Körpern, in einem, wie wir es in der leiborientierten Therapie nennen, Leibgedächtnis – es wird sie in ihrem Erwachsen Werden und Sein begleiten.Es entscheidet mit darüber, wie sie auf die Welt zugehen. So werden leicht aus den im Tabu gefangenen Einsamen und Stummen aus Kindheitstagen Erwachsene Burgbewohner mit Haut und Haar (Barnowski-Geiser 2015). Bleiben die alten familiären Szenen unaufgearbeitet, so weben sie ein unsichtbares Netz von Stimmungen im Heute: unbegreifliche Traurigkeit, überbordernde Ängste etc. Sie drohen eine Quelle fortgesetzten Leidens, weitergegeben von Generation zu Generation, zu werden.

Der erste Schritt heraus aus diesem Dilemma ist Achtsamkeit für die eigene Stimmung und Befindlichkeit. Dazu finden Sie auf diesen Seiten einige Übungen. Im zweiten Schritt besteht die Möglichkeit, genauer zu schauen: differenzieren Sie: welche Stimmung gehört gerade jetzt zu ihnen und welche Stimmung gehört in Ihre Vergangenheit. Gehört etwa die Ängstlichkeit eher ihren Eltern als Ihnen selbst? Überprüfen Sie…

Ihre eigenen Stimmungen und Gefühle kommen Ihnen ganz fremd vor.? Sie wissen wenig darüber, sie sind Ihnen kaum zugänglich? Es lohnt ein Ausflug in die Musiktherapie: sie enthält,vielleicht auf den ersten Blick, ungewöhnlich erscheinende Zugänge…

Was hören Sie gerne? Welche Stimmungslage ist in dieser Musik angesprochen?

Musik kann einerseits ein guter Spiegel sein, was Ihre Seele gerade stimmungsmäßig beschäftigt, andererseits können Sie mit Musik aktiv etwas in schwierigen Stimmungslagen tun.

Kreativ-Coaching Sei dein eigener DJ

Suchen Sie in dieser Woche jeden Tag ein Musikstück, das genau Ihrer Stimmungslage entspricht. Tanzen Sie zu dieser Musik- auch wenn Ihnen das vielleicht unpassend erscheint. Nach diesem Tanz suchen Sie eine Musik, die Ihnen jetzt gut tut…vielleicht ist diese Musik völlig gegensätzlich…tanzen Sie auch diese Musik. Spüren Sie nach….wie geht es Ihnen jetzt? Notieren Sie in einem Heft, welche Musik Ihnen besonders bei schlechter Stimmung hilft.

Wenn die Belastung durch ihre Stimmungen für sie quälend wird, kann es ratsam sein, Hilfe und Unterstützung professioneller Art in Anspruch zu nehmen.

Quellen
Barnowski-Geiser (2015): Vater, Mutter, Sucht. Wie erwachsene Kinder suchtkranker Eltern trotzdem ihr Glück finden.
Orth, Ilse (2012): Unbewusstes in der therapeutischen Arbeit mit künstlerischen Methoden, kreativen Medien – Überlegungen aus der Sicht „Integrativer Therapie“ (in Polyloge/Internetzeitschrift)

Mehr aus wissenschaftlicher Perspektive zu Familienatmosphäre, Stimmungen und Lebensqualität… hier weiterlesen

Hoffnung: „Wann reißt der Himmel auf?“

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Wenn Menschen mit Angehörigen aufwachsen, die chronisch erkrankt sind, oftmals durch ihre gesamte Kindheit hindurch und manchmal noch weit darüber hinaus, dann fühlt sich das Leben an, so beschreiben es betroffene erwachsene Kinder, wie ein endloser Sumpf, aus dem es nie mehr ein Entkommen zu geben scheint.Ob diese elterliche Erkrankung das Etikett „Sucht“, „manisch-depressiv“ oder „Kriegstrauma“ trägt: Diese mitbetroffenen Kinder fühlen sich oftmals hoffnungslos. Ihre erlebte Ohnmacht und die gefühlte Hilflosigkeit gegenüber der elterlichen Krankheit ( sowie auch ihren „am eigenen Leibe“ hautnah alltäglich erlebten Folgen) wirken endlos. Dieses dauerhafte Erleben beeinflusst, wie Betroffene ihre Welt sehen und wie sie künftig auf diese zugehen werden. Ihre persönliche Glücksdefinition ist davon geprägt, und lautet etwa:

Mein Leben wäre prima, wenn meine Eltern nicht mehr krank wären…oder:

Wenn meine Mutter nicht mehr trinkt, erst dann (und nur dann), kann ich glücklich sein.

Wenn mein Vater sich endlich seine Kriegs-Traumatisierungen in einer Therapie ansieht, dann wird es endlich auch für mich besser…

Die Erfahrung zeigt: solange diese Kinder auch als Erwachsene ihr Glück und Wohlergehen von der Gesundheit oder Krankheit ihrer Eltern abhängig machen, solange finden sie selbst kaum Frieden und Glück. Erst wenn das eigene Leben, ein Recht auf eigene Bedürfnisse und ein recht auf eigenes Glück, ohne den erkrankten Elternteil, in den Vordergund rücken kann, „reißt der Himmel“ auch für sie, um im Bild zu bleiben, ein Stück auf.

Der Song der Gruppe Silbermond kann eine gute Hilfe sein, über die Frage des Lebensglücks nachzusinnen. Viele Betroffene beschreiben es so oder änhlich: Als ich die Krankheit meiner Eltern ein Stück loslassen konnte, diese nicht mehr kontrollierte und sie auch nicht mehr besiegen musste, erst dann gewann ich selbst mehr Lebensqualität.

Es gibt also eine Aussicht auf ein besseres Leben: unabhängig davon, ob Ihr Elternteil weiter trinkt, weiter psychisch erkrankt ist usw. Geben Sie Ihre Hoffnung nicht auf, ändern Sie dort etwas, wo sie es können: bei sich selbst!

Vielleicht beginnen Sie in dieser Woche damit, den Himmel zu beobachten…einfach so!

Hier ein Link zum Video der Gruppe Silbermond

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche,

Ihre Waltraut Barnowski-Geiser

Bildhauer deines Lebens (mit Übung Skulpturenpark)

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: so spricht der Volksmund, um die Weitergabe bestimmter Eigenschaften von Generation zu Generation zu pointieren. Dieser Weisheit scheinen gerade manche Menschen aus belasteten Familien unbewusst zu folgen: sie schreiben sich vor allem Negatives aus ihren Familien zu, machen es sich wiederholt zu eigen. Auch wenn Kinder belasteter Eltern höhere Risiken für eigene Erkrankungen haben gegenüber Kindern aus nicht belasteten Familien, so bedeutet das jedoch nicht (und das zeigen aktuelle Studien), dass sie selbst zwangsläufig erkranken müssten, etwa Kinder trinkender Eltern zwangsläufig selbst zu Alkoholikern würden. Es gibt offenbar Schutzfaktoren, die diese Weitergabe von Generation zu Generation (auch Transmission in der Fachsprache genannt) verhindern. Eine gute Nachricht: Die weitaus höhere Zahl der Kinder von belasteten Eltern erkrankt nicht selbst an der elterlichen Sucht.Schauen wir jedoch allein auf die Weitergabe der Sucht, so greift das m.E. zu kurz. Denn: viele Betroffene im Erwachsenenalter leiden dennoch an der Qualität ihres Lebens. Sie fühlen sich schlichtweg nicht gut in ihrer Haut – sogar auch dann, wenn sie ein scheinbar erfolgreiches Leben führen. Da sie über viele Jahre Schweres erlebt haben, fällt es ihnen schwer zu glauben, dass Veränderung möglich ist: Oftmals fehlt überhaupt eine Vorstellung davon, was ein gutes Leben ausmacht und wie es sich anfühlt, da mit Eltern leb(t)en, die ihnen wenig Modell für ein gelingendes Leben sein konnten. Und wenn etwas gut läuft, so haben Betroffene durch ihre vielen ungünstigen Erfahrungen gelernt, diese gute Phase lediglich als Zwischenstadium zur nächsten Katastrophe zu interpretieren. Hier hilft es, manchmal leider nur unter großer Anstrengung, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, die Selbstwirksamkeit und die aus den Kindheitstagen ebenso erwachsenen Stärken wiederzuentdecken, den Glauben an die Möglichkeit eines guten Lebens zurückzugewinnen. Als Voraussetzung zu diesem notwendigen Perspektivwechsel zeigte sich, dass die Betroffenen in der Lage waren, ihre Sicht als Erleidende, (in der sie sich, durchaus nachvollziehbar, als „Opfer“ ihrer erkrankten Eltern erlebten), allmählich zu wandeln und dem Wunsch folgten, aktiv ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schon der Philosoph Foucault sah im Menschen einen „Gestalter“ , im Sinne einer Lebenskunst. Die Integrative Therapeutin und Mitbegründerin der Posietherapie Ilse Orth spricht in diesem Zusammenhang vom „Bildhauer der eigenen Existenz“.

Vielleicht nehmen Sie sich Zeit für eine passende Übung,die diesen Gestaltungsprozess auf kreativem Wege folgt. Dafür sollten sie mindestens 30 Minuten Zeit einplanen.

Übung: Skulpturenpark

Gehen Sie, wie schon in den vorhergehenden Übungen angeregt, zunächst in Ihre Atemachtsamkeit…Stellen Sie sich nun vor, dass Sie mit jedem Atemzug ein Stück tiefer zu ihren inneren Bildern reisen…

Vor Ihnen liegt ein wunderbarer Park im Sonnenschein. Sie wandern hindurch, spüren mit jedem Schritt das Gras unter ihren Füßen, spüren die Sonne auf Ihrer Haut. Sie hören die vielfältigen Geräusche im Park, sehen den Farbreichtum.

Nun entdecken Sie, dass hier viele unterschiedliche Skulpturen stehen, die jeweils den Namen einer Person tragen. Offensichtlich hat ein Künstler dem Leben dieser Person Gestalt in einer Skulptur gegeben…Sie wandern an vielen Skulpturen vorbei, die ganz unterschiedlich aussehen. Sie bekommen eine Anmututng über das Leben des jeweiligen Person.

Nun stehen Sie vor einer Skulptur, die Ihren eigenen Namen trägt. Schauen Sie das Werk genau an. Wie sieht es aus? Aus wechem Material ist die Skulptur, aus welcher Farbe? Sehen Sie Ihre Skulptur aus unterschiedlicher Perspektive an.

Betrachten Sie diese Skulptur nun mit einem wertschätzenden Blick: Was gefällt Ihnen besonders? Was macht die Skulptur einzigartig gegenüber den anderen Kunstwerken?

Möchten Sie der Skulptur noch etwas hinzufügen?…Tun Sie das nun in Ihrer Fantasie…

Vielleicht malen Sie die Skulptur später und versehen sie  mit einem passenden, ergänzenden Titel.Werden Sie Bildhauer Ihres Lebens…vom Papier sind es nur wenige Schritte bis in Ihr Leben!

(Übung in Anlehnung an Barnowski-Geiser, 2009:Hören, was niemand sieht)

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