Vom Über-Leben zum Erleben/ Impuls fuer Ihre Woche

„Ich will nicht länger  bloß über-leben, sondern endlich er-leben!…Und manchmal gelingt mir das schon!“, sagt Herr S., ein 32jähriger Sozialarbeiter, erwachsener Sohn eines psychisch kranken Vaters. „Mein Leben war von Klein auf geprägt durch die Krisen meines Vaters, meine Mutter war damit völlig überfordert. Ich kam schnell in die Rolle des einzig Verlässlichen, galt als der „Große“, der alles managt. Auch nach dem Auszug aus dem Elternhaus habe ich geschaut, wo die nächsten Bedürftigen und Herausforderungen sind. Irgendwann habe ich erkannt: Ich bleibe neben all den Bedürftigen, neben allen hohen Zielen auf der Strecke…ich habe angefangen, mir Auszeiten zu nehmen, die zu Anfang vor allem mein Körper engefordert hat. Heute ist eine Stunde am Tag, in der ich mich nur um mich kümmere, unverzichtbar. MIt dieser Stunde für mich bin ich in eine andere Haltung gekommen. Ich bin achtsamer mit mir. Ich muss nicht mehr weiter und höher! Ich glaube, mein Leben fängt gerade erst richtig an.“

Sind auch Sie im Krisen-Überlebensmodus stecken geblieben? Wahrscheinlich sind Sie dann MeisterIn der Krisenbewältigung, meistern eine Herausforderung nach der anderen, (womöglich ohne dies wirklich als Leistung zu würdigen)… Muße und Freizeit gestalten, mit allen Sinnen erleben dagegen ist Ihnen ein Angang?…Dann braucht es neue Wege, vor allem oft eine andere Haltung und Bewertung,denn Dauerkrisenmanagement kann krank machen…

Wenn Sie sich von diesen Zeilen angesprochen fühlen und etwas aendern möchten in Ihrem Leben, notieren Sie vielleicht als ersten Schritt drei Dinge, die Sie in der nächsten Woche erleben wollen, abseits von Muss, abseits von Druck… einfach ganz für Sie selbst…achten Sie bei Ihren Muessiggaengen auf Ihren Atem,Ihren Koerper und werden langsam immer absichtsloser.

Eine gute Woche wünscht Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Schwierige Eltern kann man nicht ändern… die eigene Perspektive schon

Frau I. ist es leid, sagt sie: alles habe sie versucht, aber ihre Mutter trinke weiter mehr als ihr gut tue. Sie sei mit nichts zufrieden, ihre Besuche seien der Mutter nie genug, während sie ihr zugleich vermittle, dass sie die Tochter ihr eigentlich schon immer zuviel sei. Zudem mache sie die Tochter auch noch verantwortlich dafür, dass ihr Leben durch ihre ungewollte Schwangerschaft aus den Fugen geraten sei. Frau I. gelangt zu der Einsicht:  Meine Mutter wird sich niemals ändern, nur ich selbst kann etwas ändern…

Wenn das Zusammensein mit den Eltern ein Leben lang schwierig erlebt wird, wie im Fall Frau von I. beschrieben, können die Ursachen vielschichtig sein, die Auswirkungen auf die Lebensqualität der erwachsenen Kinder gewaltig. Es kann sich etwa um eine ungünstige Passung zwischen Eltern und Kind handeln, aber auch um schwerwiegende Belastungen, die die Eltern selbst tragen und die auch für ihre Angehörigen, insbesondere für die Kinder, zur Lebenerschwernis werden. Ob diese Belastung nun Sucht, psychische Probleme, chronische Erkrankung, Traumatisierung, mangelnde Empathie-und Feinfühligkeit oder Bindungsstörung heißt, ob diese als Störung diagnostiziert wurde oder auch niemals: die betroffenen Kinder tragen eine schwere Belastung, die ihnen oftmals zur Lebensaufgabe wird – manche können, wenn sie alt genug sind (manchmal erst, wenn die Distanz zu den Eltern größer ist), immerhin ihre Perspektive, ihre Haltung und ihre Einstellung zu den elterlichen Schwierigkeiten verändern. Betroffene beschreiben erfolgreiche Perspektivwechsel als ( in Anlehnung an das Fachbuch „Meine schwierige Mutter“ , Klett-Cotta 2017):

Einen Schritt zurücktreten…

Aus einem Abstand heraus die Situation betrachten…

In einer konzentrierten Zurückgezogenheit den Konflikt neu ansehen…

Akzeptieren, dass es so schwierig ist wie es ist statt schönzureden oder zu tun, als ob alles prima wäre….

Fuer kreativ Inspirierte: Die Beziehung als Tanz auf der Bühne imaginieren…

Sich in die Schuhe der Eltern stellen: die eigene Lebensgeschichte aus der Sicht der Mutter oder des Vaters erzählen…

Loslassen: nicht mehr um die Beziehung ringen, sondern den Blick weiten, etwa sich mit Freude anderen Dingen zuwenden…

die Bedeutsamkeit der schwierigen elterlichen Beziehung im Jetzt neu  bewerten,vielleicht relativieren…

Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse, vielleicht erstmals, in den Mittelpunkt der eigenen Aufmerksamkeit stellen…

Nicht mehr darauf hoffen, dass sich die Eltern ändern, sondern sich selbst altiv zu verändern…

Die Kontrolle über das elterliche Verhalten ( zum Beispiel Trinken) loslassen…

Sich nicht länger selbst die Schuld geben…

Scham überwinden: mit anderen sprechen statt sich hinter Burgmauern zu verbarrikaridieren.

Perspektivwechsel brauchen Zeit, Mut und Veränderung, immer einen ersten Schritt, sei er auch noch so klein. Welcher Schritt soll der Ihre sein?

Eine erfüllende Zeit mit sonnigen Momenten wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Familienatmosphäre und Lebensqualität

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Coronakrise erzeugt Atmosphaeren.Kinder aus belasteten Familien sind besonders anfaellig und sensibel fuer Atmosphaeren um sie herum.Augenblicklich beschreiben viele Bedrohungsatmosphaere unter sonnigem Nichts-Ist… Musik kann Helfen.

Fühlen Sie sich manchmal, gleichsam aus dem Nichts, scheinbar grundlos, schlechter Stimmung? Fühlen Sie sich aus heiterem Himmel überfallen von Leere oder Traurigkeit? Dann teilen sie dieses Schicksal mit vielen erwachsenen Kindern aus belasteten Familien: alte Atmosphären prägen aktuelles Erleben. Verdrängte Altlasten beeinträchtigen ihr Lebensgefühl, bestimmen oft unbemerkt Lebensqualität (Orth, Ilse 2012).
Wenn Menschen in einer belasteten Familie aufwachsen, dann erzählen Diagnosen (etwa „Suchtkrank“ oder „Borderline“) wenig über das, was dies alltäglich für die mitbetroffenen Angehörigen, insbesondere für Kinder, bedeutet. Familienbeziehungen sind zwischenleibliche Beziehungen (Ilse Orth). Der Alltag der Familien ist geprägt durch Atmosphären, die sich aus den Gefühlen und Stimmungen der beteiligten Familienmitglieder ergeben. „Zum Zerreißen gespannt“, „Unberechenbar und ungeheuerlich bedrohlich“, „Wie ein Monster lauerte die Gewalt aus den Ecken“…, so oder ähnlich beschreiben es Betroffene. Für Kinder aus belasteten Familien ist der Vorgang, tagtäglich Krisen anzusehen, diese hautnah zu erleben, per se eine Belastung. Wenn diese Krisen zugleich tabusisiert werden, als nicht vorhanden, mit „Es ist doch nichts!“ familiär belegt werden, drohen diese Krisen zu einer Quelle großen Leidens zu werden. Als dramatisch an diesem Leiden zeigte sich insbesondere, dass die erlebten Szenen und Atmosphären Betroffenen wenig greifbar erschienen. Wenn diese nicht greifbaren Atmosphären die Kindheit bestimmen, sie „nur so in der Luft liegen“, so werden diese von den betroffenen Kindern verinnerlicht: sie wirken weiter in ihrem Denken, in ihrem Fühlen, wohnen in ihren Körpern, in einem, wie wir es in der leiborientierten Therapie nennen, Leibgedächtnis – es wird sie in ihrem Erwachsen Werden und Sein begleiten.Es entscheidet mit darüber, wie sie auf die Welt zugehen. So werden leicht aus den im Tabu gefangenen Einsamen und Stummen aus Kindheitstagen Erwachsene Burgbewohner mit Haut und Haar (Barnowski-Geiser 2015). Bleiben die alten familiären Szenen unaufgearbeitet, so weben sie ein unsichtbares Netz von Stimmungen im Heute: unbegreifliche Traurigkeit, überbordernde Ängste etc. Sie drohen eine Quelle fortgesetzten Leidens, weitergegeben von Generation zu Generation, zu werden.

Der erste Schritt heraus aus diesem Dilemma ist Achtsamkeit für die eigene Stimmung und Befindlichkeit. Dazu finden Sie auf diesen Seiten einige Übungen. Im zweiten Schritt besteht die Möglichkeit, genauer zu schauen: differenzieren Sie: welche Stimmung gehört gerade jetzt zu ihnen und welche Stimmung gehört in Ihre Vergangenheit. Gehört etwa die Ängstlichkeit eher ihren Eltern als Ihnen selbst? Überprüfen Sie…

Ihre eigenen Stimmungen und Gefühle kommen Ihnen ganz fremd vor.? Sie wissen wenig darüber, sie sind Ihnen kaum zugänglich? Es lohnt ein Ausflug in die Musiktherapie: sie enthält,vielleicht auf den ersten Blick, ungewöhnlich erscheinende Zugänge…

Was hören Sie gerne? Welche Stimmungslage ist in dieser Musik angesprochen?

Musik kann einerseits ein guter Spiegel sein, was Ihre Seele gerade stimmungsmäßig beschäftigt, andererseits können Sie mit Musik aktiv etwas in schwierigen Stimmungslagen tun.

Kreativ-Coaching Sei dein eigener DJ

Suchen Sie in dieser Woche jeden Tag ein Musikstück, das genau Ihrer Stimmungslage entspricht. Tanzen Sie zu dieser Musik- auch wenn Ihnen das vielleicht unpassend erscheint. Nach diesem Tanz suchen Sie eine Musik, die Ihnen jetzt gut tut…vielleicht ist diese Musik völlig gegensätzlich…tanzen Sie auch diese Musik. Spüren Sie nach….wie geht es Ihnen jetzt? Notieren Sie in einem Heft, welche Musik Ihnen besonders bei schlechter Stimmung hilft.

Wenn die Belastung durch ihre Stimmungen für sie quälend wird, kann es ratsam sein, Hilfe und Unterstützung professioneller Art in Anspruch zu nehmen.

Quellen
Barnowski-Geiser (2015): Vater, Mutter, Sucht. Wie erwachsene Kinder suchtkranker Eltern trotzdem ihr Glück finden.
Orth, Ilse (2012): Unbewusstes in der therapeutischen Arbeit mit künstlerischen Methoden, kreativen Medien – Überlegungen aus der Sicht „Integrativer Therapie“ (in Polyloge/Internetzeitschrift)

Mehr aus wissenschaftlicher Perspektive zu Familienatmosphäre, Stimmungen und Lebensqualität… hier weiterlesen

„Es tönen die Lieder…“- Warum sie summend die Corona-Krisenzeiten besser überstehen

Wie die Zeit vergeht! Agnetha von der Popgruppe Abba wird heute 70 Jahre alt, und die immer ein wenig durchs Leben tobende Barbara Rütting ist im Alter von 92 Jahren am Wochenende leider verstorben. Auch die Corona-Krise bestimmt unser Leben schon einige Wochen: ein unendlicher Zeitkorridor schien vor mir zu liegen und fast erscheint mir auch diese Zeit nun schnell vergangen. Gerade in den letzten Tagen erreichen mich sehr positiv gestimmte Mails von LeserInnen und Lesern, die sich inzwischen offenbar, trotz großen Kindheitsbelastungen, gut in der Corona-Krise, teils mit völliger Quarantäne, zurechtgefunden haben. Von Zeitgeschenken, wunderbaren Naturerfahrungen, entdecktem inneren Reichtum und erlebter Verbundenheit trotz Kontaktsperre ist in Ihren Mails die Rede – ich danke Ihnen sehr für diese Rückmeldungen, die mich berühren und ungeheuer freuen!

Pfeiffen, summen, Musizieren, schlafen- so unterschiedliche Copings

So unterschiedlich wie unsere jeweiligen Lebensweisen, so unterschiedlich sind offenbar auch unsere Bewältigungsstrategien. Der Musiker Daniel Barenboim etwa spielt viel Klavier, schläft 12 Stunden und konstatierte, wie in der SZ nachzulesen, dass sich auch nach einem eingenommenen Frühstück wunderbar weiter schlafen ließe…Musik und Krise scheinen ein unschlagbares Duo: sie finden nicht selten zueinander, wie uns nicht zuletzt einige Biografien bekannter Komponisten zeigen. Aber auch im Kleinen scheint Musik hilfreich sein zu können. Ich erinnere mich gut an meine langjährige Taetigkeit als Musiktherapeutin einer Gesamtschule: wie wichtig den Kindern dort Musik war. Und etwas Seltsames war auffällig: dass viele von Ihnen oft leise, immer und überall, vor sich hin summten. Manche berichteten, dass ihr Summen andere nerve, aber dass es ihnen gut tue, Sicherheit gebe: ein Gefühl von Halt und mit sich selbst verbunden sein. Wie so oft, hatten die Kinder, die meist aus krisengeprüften Familien und Situationen stammten,  damit einen gesunden Bewältigungsweg für sich gefunden.

Singen, Summen,Voodoozauber?

Sich selbst helfen durch summen und singen? Das ist ist kein Voodoozauber. Lassen Sie uns ein wenig ausholen: gerade wenn wichtige kindliche Beziehungen negativ, belastend, ablehnend erlebt wurden, geht das mit körperlichem Stress einher.Betroffene können, hält dieser Stress lange, oft über Jahre, ein ganzes Leben gar, an, kaum noch entspannen. Nervensystem und Hormonhaushalt aktivieren Notfallprogramme für Stress, ohne wieder, da dieser dauerhaft anhält, in einen Ruhemodus zu gelangen. So befinden sich Menschen aus belasteten Familien in dauerhaften Ausnahmesituationen, auf die der Körper mit der Ausschüttung von Kortisol reagiert. So wichtg dieses Hormon bei Stresssituationen ist, so schädlich ist es, wenn es dauerhaft im Organismus agiert. Die Bildung weißer Blutzellen wird gehemmt, im letzten wird das Immunsystem geschädigt. Während diese Anfälligkeit in jungen Jahren teils noch kompensiert werden kann, gelingt diese Anpasssung mit zunehmendem Alter schlechter. Zahlreiche Erkrankungen können auftreten. Diese Erkrankungen können wir letztlich nicht ausschließen: aber wir können Ressourcen aktivieren. Musik kann eine zusätzliche Selbstheilungsressourcesein. Der Forscher und Arzt Benson hat eindrucksvolle Forschungsergebnisse geliefert ( The Relaxation Response, 1975/Weiterführendes zum „Heilsamen Singen“ auch bei Wolfgang Bossinger http://traumzeit-verlag.de/verlagsprogramm–shop/gesamtverzeichnis/die-heilende-kraft-des-singens.php) Angst wird nachweislich gesenkt, die Körperfunktionen normalisiert: die Stimmung wird gehoben.

Also, vielleicht ist es ja ein Abbasong, den Sie heute summen mögen, ein Kirchenlied, eine kleine Melodie: versuchen Sie es! Summen kann gut tun!

Herzliche Grüße

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Schwierige Eltern kann man nicht ändern… die eigene Perspektive schon

Frau I. ist es leid, sagt sie: alles habe sie versucht, aber ihre Mutter trinke weiter mehr als ihr gut tue. Sie sei mit nichts zufrieden, ihre Besuche seien der Mutter nie genug, während sie ihr zugleich vermittle, dass sie die Tochter ihr eigentlich schon immer zuviel sei. Zudem mache sie die Tochter auch noch verantwortlich dafür, dass das Leben der Mutter durch ihre ungewollte Schwangerschaft aus den Fugen geraten sei. Frau I. gelangt zu der Einsicht:  Meine Mutter wird sich niemals ändern, nur ich selbst kann etwas ändern…

Wenn das Zusammensein mit den Eltern ein Leben lang schwierig erlebt wird, wie im Fall Frau von I. beschrieben, können die Ursachen vielschichtig sein, die Auswirkungen auf die Lebensqualität der erwachsenen Kinder gewaltig. Es kann sich etwa um eine ungünstige Passung zwischen Eltern und Kind handeln, aber auch um schwerwiegende Belastungen, die die Eltern selbst tragen und die auch für ihre Angehörigen, insbesondere für die Kinder, zur Lebenerschwernis werden. Ob diese Belastung nun Sucht, psychische Probleme, chronische Erkrankung, Traumatisierung, mangelnde Empathie-und Feinfühligkeit oder Bindungsstörung heißt, ob diese als Störung diagnostiziert wurde oder auch niemals: die betroffenen Kinder tragen eine schwere Belastung, die ihnen oftmals zur Lebensaufgabe wird – manche können, wenn sie alt genug sind (manchmal erst, wenn die Distanz zu den Eltern größer ist), immerhin ihre Perspektive, ihre Haltung und ihre Einstellung zu den elterlichen Schwierigkeiten verändern. Betroffene beschreiben erfolgreiche Perspektivwechsel als ( in Anlehnung an das Fachbuch „Meine schwierige Mutter“ , Klett-Cotta 2017):

Einen Schritt zurücktreten…

Aus einem Abstand heraus die Situation betrachten…

In einer konzentrierten Zurückgezogenheit den Konflikt neu ansehen…

Akzeptieren, dass es so schwierig ist wie es ist statt schönzureden oder zu tun, als ob alles prima wäre….

Die Beziehung als Tanz auf der Bühne imaginieren…

Sich in die Schuhe der Eltern stellen: die eigene Lebensgeschichte aus der Sicht der Mutter oder des Vaters erzählen…

Loslassen: nicht mehr um die Beziehung ringen, sondern sich mit Freude anderen Dingen zuwenden…

dDie Bedeutsamkeit der schwierigen elterlichen Beziehung relativieren…

Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse, vielleicht erstmals, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen…

Nicht mehr darauf hoffen, dass sich die Eltern ändern, sondern sich selbst altiv zu verändern…

Die Kontrolle über das elterliche Verhalten ( zum Beispiel Trinken) loslassen…

Sich nicht länger selbst die Schuld geben…

Scham überwinden: mit anderen sprechen statt sich hinter Burgmauern zu verbarrikaridieren.

Perspektivwechsel brauchen Zeit, Mut und Veränderung, immer einen ersten Schritt, sei er auch noch so klein. Welcher Schritt soll der Ihre sein?

Eine erfüllende Herbstzeit mit sonnigen Momenten wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser

Es wird Ihnen alles zu viel?… Perspektivwechsel: Wovon gibt es zu wenig?

Wenn die Kindheit belastet war, ist der Nachhall meist bis weit in das Erwachsenenalter spürbar, manchmal sogar das ganze Leben lang. Weniger dann in konkreten Erinnerungen, die quälten, sondern vielmehr in einer grundlegenden Befindlichkeit, in diffusen Stimmungsanwandlungen oder auch in einem sich abgeschnitten Fühlen, das sich in Leere-Attacken, in unverbunden und lustlos Sein, in Müdigkeits- und Sinnlosigkeitsgefühlen zeigen kann – und vor allem in einem Dauerüberlastungsgefühl.  Wenn alles als Zuviel erlebt wird, kann eine Hilfe sein, an diesem Zuviel anzusetzen; meistens wird jedoch von Betroffenen beschrieben, dass an der Menge und Qualität der Belastung wenig zu ändern sei (gerade Kinder schwieriger Eltern sind ja geübte und bewährte Lastenträger, da sie dies allzu früh erlernen mussten). Als hilfreich erweist sich dann oftmals ein Perspektivwechsel, wie er in der Integrativen Therapie und gestalttherapeutischer Arbeit häufig angewendet wird. Dann ist dem Problem aus einem anderen Blickwinkel nachzugehen: Was im Leben ist zu wenig oder wovon gibt es zu wenig? Nun treten andere, oft überraschende Aspekte in den Vordergrund…es ist möglich, dem Kern der Problematik so näher zu kommen. „Liebe und Wertschätzung fehlt!“, sagt Frau K. etwa leise, nach einiger Zeit des stummen Sinnens

Machen Sie doch selbst den Test und stellen Sie sich diese Frage: Was ist in meinem Leben zu wenig oder was kommt zu kurz? Versuchen Sie eine Antwort möglichst erst dann, nachdem Sie einige Minuten achtsames Atmen/Körperachtsamkeit oder achtsames Gehen praktiziert haben. Dann fällt die Antwort meist anders aus, dann darf sie aus der Tiefe aufsteigen statt nur dem gewohnten Gedankengang zu folgen: Weil wir so verschaltet sind, dass wir im Alltag  funktionieren müssen, melden sich als erstes nur gewohnte Musterverschaltungen. Antworten aus unserer Tiefe (manche nennen es auch Unterbewusstes oder innere Stimme etc.) brauchen Raum und Zeit… und einen Zugang, den wir über den Atem ( als eine Möglichkeit) legen können.

Und auch kreative Arbeit ( weitere kreative Coachungs und Selbsterfahrungsübungen auf dieser Seite) mit Vorstellungen und Imaginationen kann neue Antworten liefern…Probieren Sie auf den ersten Blick vielleicht verrückt oder ungewöhnlich Erscheinendes: lassen Sie doch einmal den Baum vor Ihrem Fenster erzählen, was in Ihrem Leben zu wenig ist…oder geben Sie Ihrem Haustier eine Stimme, es kennt sie wahrscheinlich sehr gut….

Der erste Schritt zur Veränderung, und das klingt beinahe paradox, ist Wahrnehmen und Annehmen, was ist: Hinschauen, sich trauen, nicht mehr im Gestern und noch nicht im Morgen leben…dem Mangel Raum geben, und danach auch der Fülle, damit sie Gehör finden und sich wandeln.

Eine gute Woche wünscht

Ihre

Waltraut Barnowski-Geiser